Projektseite Bullinger - Briefwechsel © Heinrich Bullinger-Stiftung
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[628]

Gregor Mangolt an
Bullinger
Konstanz,
10. August 1535

Autograph: Zürich StA, E II 364, 91 (ohne Siegel) a Ungedruckt

Sendet in Ergänzung zum (mündlichen]Bericht Thomas (Blarers]die Kopie eines Schreibens von Christoph Truchseß von Waldburg über den Feldzug Kaiser (Karis V.]; ein an [Albrecht] Völker von Knöringen gesandter Brief enthält darüber hinaus die Nachricht, Tunis sei gewonnen, der Kaiser wolle auf Konstantinopel vordringen. Die Schürze für Bullingers Frau liegt noch in der Färberei.

Gnad und frid von gott sampt min willigen diensten zuvor, lieber herr und bruder.

30 jemand.
31 an der Gemeindeversammlung teilnehmen. — Diese außerordentliche Landsgemeinde fand am 29. August 1535 in Appenzell statt (vgl. Büchler 38; Bodemer 14; Appenzeller Urk. II 108, Nr. 1992).
32 wie.
33 Diethelm Röist.
34 Ich nehme an.
35 Kaspar Nasal.
36 Nicht erhalten.
a Ohne Siegelspuren, aber mit Faltung und Schnitten.

Demnach ir mich nechstmals 1 gebetten haben 2 , üch, so etwas gwüsser nüwer mer 3 kay[serlich]er may[estä]t kriegshandlung 4 halben vorhanden wer, dasselbig zuzeschriben, ist sydert 5 nüt anderst uns zukommen, dann was ir von juncker Thoman 6 vernomen haben. Jetz aber nechst sontag vergangen 7 sind brieff kommen, under welchen herr Christoff Truckseß, fryherr zu Walpurg, sinem herr vatter heruß schribt 8 , des ich üch hiemit ain abgschrifft zuschick 9 . Demnach sind ouch 10. augusti abermals brieff kommen und her Felchem von Knöringen 10 zugschickt 11 und zu Costentz uff dem schiesset 12 , so dis tag gehalten wirt, uberantwurt, die concordierent mit disem. Und darüber

1 letzthin, neulich (SI IV 147).
2 Bullingers Anfrage ist nicht erhalten.
3 Nachricht (SI IV 360f).
4 Kaiser Karl V. führte im Sommer 1535 einen siegreichen Feldzug gegen Tunis; vgl. Brandi I 313-316.
5 seither (SI II 1564f).
6 Thomas Blarer, der kurz vor Ende Juli mit Bullinger zusammengetroffen war; vgl. Nr. 622, Anm. 2.
7 Am letzten Sonntag (8. August 1535).
8 Christoph d. A., Truchseß von Waldburg, kaiserlicher Hauptmann, sandte am 22. Juni 1535 aus Karthago Nachrichten über den Verlauf des Feldzugs durch seinen Vater, Wilhelm d. A., an seinen Vetter Jakob Truchseß von Waldburg zu Wolfegg; s. Gerwig Blarer BA I 268f, Nr. 425.
9 Eine Abschrift ließ sich in Zürich nicht auffinden.
10 Ritter Albrecht Völker (Fölcker, Felcher, Welckior[!]) von Knöringen, gest. nach 1549, hatte von seinem Vater Bernhard von Knöringen die Herrschaft Sonnenberg (Kt. Thurgau) geerbt, trat diese jedoch 1530 an Ulrich von Breitenlandenberg ab (vgl. Rudolf Henggeler, Das Schloß Sonnenberg und seine Besitzer 1243-1943, Separatabdruck aus der Thurgauer Volkszeitung, [Frauenfeld 1944], S. 22). Er stand zunächst im Dienst des Königs von Frankreich (vgl. Zürich StA, A 166, 2: Briefe vom 27. Februar und 31. März 1529), wechselte aber 1531 zum Schwäbischen Bund und wohnte seither in Radolfzell; in den dreißiger Jahren diente er dem Herzog von Bayern, ab 1545 dem Herzog von Württemberg. Eine langjährige Auseinandersetzung um einen Zehnten in Elgg beendete er 1537 mit dessen Verkauf an Zürich (vgl. Zürich StA, E I 30. 35, Nr. 8. 16-22. 24; C
I, Nr. 2187. 2187a-c). Wegen seiner Teilnahme am Schmalkaldischen Krieg auf württembergischer Seite geriet er 1547 vorübergehend in Haft. 1549 wurde er in Konstanz als Hintersaße aufgenommen (vgl. Konstanz Stadtarchiv, A IV Fasc. 2299, Nr. 2; Bürgerbuch A IV 5, S. 197 — freundliche Mitteilung von Archivoberinspektor Fromm). Von ihm zu unterscheiden ist der gleichnamige, aber wesentlich jüngere Sohn des Christoph von Knöringen, der ab 1557 Chorherr in Ellwangen war, um 1563 die Herrschaft Langenstein erbte und 1566 starb (vgl. Eduard Mildner, Das Ellwanger Stiftskapitel in seiner persönlichen Zusammensetzung, Diss. phil. Tübingen 1970, S. 167f). — Lit.: J[ulius] Kindler von Knobloch, Oberbadisches Geschlechterbuch II, Heidelberg 1905, S. 326 (vgl. auch S. 103); P[eter] Albert, Geschichte der Stadt Radolfzell am Bodensee, Radolfzell 1896, Reg; Karl Mietlich, Geschichte der Herrschaft, Stadt und Gemeinde Elgg, Elgg 1946, S. 198. 2771; Walther Pfeilsticker, Neues Württembergisches Dienerbuch, Bd. I, Stuttgart 1957, § 1519; ferner: Z VI/IV 135-150; Gerwig Blarer BA I 98. 152. 177; Blarer BW II 576. 719. III 11; Vadian BW V 309; ASchweizerRef II 1159. 1166. III 119. 498; EA IV/1a 328. IV/1c 311. IV/Id 294. IV/1e 1257; PA I 265, Nr. 438; III 77-79, Nr. 2443f; PC I 557. II 564; Repertorium schweizergeschichtlicher Quellen im Generallandesarchiv Karlsruhe, Abt. I. Konstanz-Reichenau, hg. v. Franziska Geiges-Heindl u. a., 4 Bde., Zürich 1981-1990, Reg.
11 Der Brief an Albrecht Völker von Knöringen scheint nicht erhalten zu sein, doch übermittelte Jakob Grübel in einem Brief an Vadian vom 5./11 August (Vadian

schribt man im, das das schloß und statt Thonis gwunnen sey und jedem knecht dry monet sold für die blunderung geben 13 , sye ouch kayserliche mayestät willens, uff Constantinopol zetringen 14 . Got geb im gnad und stercke!

Sagent üwer hußfrowen 15 , sy soll uch nit verlangen lassen, der schurtz 16 werd bis nechst fritag 17 uß der farb 18 kummen, und so erst er fertig werd, woll 19 ich inn üch zuschicken 19 .

Damit sind gott alzyt befolhen.

Datum Costentz, 10. augusti anno etc. 35.

E[wer]w[illiger]alzyt,

Gregorius Mangelt.

[Adresse auf der Rückseite:] Dem erwürdigen, frommen und hochgelerten Maister Hainrich Bullingern, dieneren des evangelii der kirchen z'Zürich, sinem günstigen lieben herrenn zu aignen handen.

BW V 240f) gleichlautende Nachrichten, und zwar unter Berufung auf einen kaiserlichen Boten, der am 4./5. August durch Radolfzell ritt.
12 Schützenfest (SI VIII 1437f). Mangolt erwähnt in seiner Chronik von Konstanz und dem Bodensee ein vom 8. bis 10. August 1535 dauerndes Schützenfest in Konstanz (Autograph: Zürich ZB, Ms A 83, f. 125r.-v.; Kopie: Konstanz Stadtarchiv, A I 4, S. 384).
13 Nach dem Sieg Kaiser Karis V. vor Tunis am 20. Juli 1535 wurde die Stadt zur Plünderung freigegeben; vgl. Brandi I 315; Stälin 572.
14 Ein Angriff auf Konstantinopel war nicht
beabsichtigt, obwohl der kaiserliche Gesandte in Venedig dazu riet; vgl. Peter Rassow, Die Kaiser-Idee Karls V. dargestellt an der Politik der Jahre 1528-1540, Berlin 1932. — Historische Studien 217, S. 178.
15 Bullingers Ehefrau Anna, geb. Adlischwyler.
16 Schürze (SI VIII 1318f).
17 Freitag, den 13. August 1535.
18 Zum blühenden Leinwand- und Färbereigewerbe in Konstanz vgl. Friedrich Wielandt, Das Konstanzer Leinengewerbe, Konstanz 1950. — Konstanzer Stadtrechtsquellen II.
19 Vgl. unten Nr. 631, 17-19.