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[544]

Bullinger an
[Sulpitius Haller]
Zürich,
5. März 1535

Abschrift: Bern Burgerbibliothek, Mss. Hist. Helv. XII 20, 216 Ungedruckt

Auf die Anfrage der Wiler Kanzlei des Abtes von St. Gallen, wieviele Berner [Politiker]auf der Kyburg und in Zürich gewesen seien, wurden [von Landschreiber Großmann] aus Pfäffikon übertriebene Angaben gemacht; Landvogt Lavater läßt dies mitteilen, um Gerüchten vorzubeugen.

Mein willig dienst, fründtlichen grutz unnd alles gutz bevor, fründtlicher, lieber her vogt.

Es hat der schryber 2 deß münchs ze S. Gallen 3 von Wyl 4 gen Pfäfficon 5 gar ernstlich geschriben und begert zewüßen, wievil der Berneren bei dem vogt von Kyburg 6 und Zürich gsin 7 . Do hat der 8 zuo Pfefficon herwiderumb 9 geschriben nun prachtlich und herlich 10 vil mee, dann ann der sach. Namlich, es syenndt 6 von rhadten von Bern da gsinn etc. Unnd was er nun gewüst, das dem appt widerig, das hat er gschriben. Söllichs hat mich mein herr von Kyburg heißen schryben, ob vilicht 11 etwas reden daruß erwachsen wöllen, daß ir wüßtennd, wie es gangen sye. Nit meer, dann gott sye mit üch.

Datum, Zürich den 5. martii anno 1535. jar.

Heinrich Bullinger,

eüwer williger diener.

[Ohne Adresse.]

1 Der Adressat ergibt sich aus der Anrede "lieber her vogt" (Z. 1f) und Sulpitius Hallers Antwortschreiben vom 21. März (vgl. unten Nr. 560).
2 Ulrich Sailer, Kanzler.
3 Gemeint ist der Abt des Klosters St. Gallen, Diethelm Blarer von Wartensee.
4 Wil (Kt. St. Gallen), die zweite Residenz des Abtes, war das Verwaltungszentrum des fürstäbtischen Unteramtes (vgl. Paul Staerkle, Der fürstlich-st. gallische Hofstaat bis zur Glaubensspaltung, in: FS Oskar Vasella. Zum 60. Geburtstag am 15. Mai 1964 überreicht von Schülern und Freunden, Freiburg i. Ue. 1964, S. 47f).
5 In Pfäffikon (Kt. Zürich) befand sich eine der beiden Kanzleien der Landvogtei Kyburg.
6 Landvogt Hans Rudolf Lavater.
7 Im Brief Lavaters an Bullinger vom 27. Dezember 1534 war von einem bevorstehenden Besuch Sulpitius Hallers bei Lavater die Rede gewesen (vgl. HBBW IV, S. 461, 4-10).
8 Gemeint ist der Landschreiber in Pfäffikon, damals Melchior Großmann (vgl. Georg Sibler, Zinsschreiber, geschworene Schreiber und Landschreiber im alten Zürich, in: Zürcher Taschenbuch 1988, S. 151 und 156).
9 zurück.
10 prahlerisch und überheblich (SI V 392 und II 1552).
11 falls.