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[481]

Jakob Meyer an
Bullinger
Basel,
28. November 1534

Autograph: Zürich StA, E II 336, 25 (Siegelspur) Ungedruckt

Hat den jungen Lombart zusammen mit seinem Enkel [Hieronymus Curio]nach Straßburg geschickt. Gerüchte über eine geplante Heirat zwischen Kindern des deutschen Kaisers und des französischen Königs. Freut sich über die Mandatserneuerung in Zürich. Grüße.

Gnad und frid vom herren.

Früntlicher, lieber herr und bruder. Des jungen Lombarts 1 halb, den hab ich mit einem andren knaben, miner tochter son 2 , gon Straßburg geschickt.

1 Ein Johann Jakob Lompart (Lumpart, Lombart) von Basel - vielleicht ein Sohn des Geschäftsmannes und Großrats Jakob Lompart (s. Contemporaries II 339f) - schrieb sich 1536/1537 zusammen mit
Burckhardt, Johannes Gasts Leben und Persönlichkeit, in: Das Tagebuch des Johannes Gast. Ein Beitrag zur Schweizerischen Reformationsgeschichte, bearb. v. Paul Burckhardt, Basel 1945. - Basler Chroniken 8, S. 47-110; ders., Die schriftstellerische Tätigkeit des Johannes Gast, in: Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde 42, 1943, S. 139-192; ferner: Oekolampad BA I. II Reg.; ABaslerRef III-VI Reg.; Gauß, aaO, S. 72; Basel, Matrikel II 5; HBLS III 403.
15 Michael Glaser oder Pfister (Pistoris, Appollodorus), dessen Lebensdaten nicht bekannt sind, war 1529 Pfarrer zu St. Jakob bei Basel, 1530-1532 in Großhüningen und 1532-1539 Diakon an der Münsterfiliale St. Alban in Basel und schrieb sich als solcher auf Verlangen des Rates im Studienjahr 1539/40 an der Universität ein. - Lit.: ABaslerRef II-VI Reg.; Tagebuch des Johannes Gast, S. 102f; Basel, Matrikel II 23; Gauß, aaO, S. 121f.
16 Michael Holtzenkopf (Hiltzen-, Hültzenkopf, Capitarius, Mühlysen, Wagner), gest. 1564, stammte aus Münchenstein bei Basel, war 1524-1533 Pfarrer in Nunningen (Kt. Solothurn) und versah daneben 1528-1530 Bretzwil (Kt. Baselland) und 1530 auch Seewen (Kt. Solothurn).
Hieronymus Curio (vgl. die folgende Anm.) an der Universität Basel ein; s. Basel, Matrikel II 14.
2 Hieronymus Curio war der Sohn von Valentin Curio (Schaffner), dem Buchdrucker, 1534 wurde er Helfer (Diakon) an St. Leonhard in Basel und schrieb sich als solcher auf Verlangen des Rates im Studienjahr 1539/40 an der Universität ein. Von 1540 bis zu seinem Tod an der Pest war er Pfarrer in Liestal. - Lit.: Das Buch der Basler Reformation, S. 171f. 217; ABaslerRef III. IV. Reg.; Basel, Matrikel II 22; Gauß, aaO, S. 87.
17 Burkhart Rothpletz, dessen Lebensdaten nicht bekannt sind, stammte aus Brombach im Wiesental, studierte in Freiburg i. Br. und bereits als Baccalaureus ab 1505/1506 in Basel. Er nahm an der Berner Disputation 1528 teil und wurde danach Pfarrer in Läufelfingen (Kt. Baselland), wo er im Herbst 1531 mißhandelt wurde. Von 1531 bis 1550 (zu seinem Tod?) war er Helfer zu St. Theodor in Basel. Er ist der Stammvater des Aarauer Bürgergeschlechts Rothpletz, da sein Sohn Matthäus (gest. 1578) dort Lateinschullehrer und 1576 Bürger wurde. - Lit.: Das Buch der Basler Reformation, S. 171f. 217; ABaslerRef III-VI Reg.; Tagebuch des Johannes Gast, S. 194-197, Anm. 107 und Reg.; Basel, Matrikel I 280 (mit weiterer Lit.); Gauß, aaO, S. 131; HBLS V 720.

Bitt euch, ir und Meister Leo 3 wollens mir nit verargen. Die knaben haben wollen beyeinander sin.

Ich weyß euch nüwer zytung 4 uff diß moi nit ze schriben, dann die red ist, der keyser 5 und Franckrich 6 wollen kinder zesamen gen 7 . Sonst sind vil praticken 8 vorhanden zu nochtheil dem ewangelio.

Üwerer herren nüwen ußgangen mandaten 9 halb hör ich gern. Gott wolle, daß mans mit frucht erzoige. Wolt gern, das man den gottlosen irer guten worten nit zuvil vertrüwte 10 . Ir verstond mich wol. Der herr wolle es alles zu heiligung sins namens geraten lassen.

Grüessen mir den vogt von Kyburg 11 , Meister Leo, den Pellicanen und die bruder all. Ich wünsch euch merung des gloubens 12 und gottlicher gnaden. Der welle euch lang enthalten 13 als sin getrüwen werckzeug zu nütz und fromen siner kilchen Amen.

Datum Basel, den 28. novembris anno etc. 34.

U[wer]Jacob Meyger.

[Adresse auf der Rückseite:] Dem wolgelerten Meister Heinrich Bullinger, hyrt zu Zurich, minem gunstigen, lieben herren und bruderlichen freund.

und Bürgermeister Meyers Tochter Anna. Von ca. 1540 bis zu seinem Tod 1564 betrieb er eine Druckerei in Basel. Siehe Paul Meyer, Bürgermeister Jakob Meyer zum Hirzen 1473-1541, in: Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde 23, 1925, S. 101; Rudolf Wackernagel, Geschichte der Stadt Basel, Bd. III, Basel 1924, S. 442f; Benzing, Buchdrucker 35. 39; Z VII 313, Anm. 1.
3 Leo Jud.
4 Nachrichten (Grimm XV 591f). 5 Karl V.
6 Gemeint ist Franz I., der König von Frankreich.
7 ehelich verbinden (SI II 93). - Seit dem Jahr 1530 wurden immer wieder Heiratspläne für die Kinder des deutschen Kaisers und des Königs von Frankreich geschmiedet, um den Streit um Mailand und Burgund beenden zu können. Gerade im Herbst 1534 war Heinrich von Nassau, des Kaisers höchster Würdenträger, mit einem Friedensangebot, das auch die
eheliche Verbindung der Kinder einschloß, am französischen Hofe. Siehe Karl Brandi, Kaiser Karl V. Werden und Schicksal einer Persönlichkeit und eines Weltreiches, Bd. I, München 1937, S. 296f und Bd. II, München 1941, S. 237-240.
8 Intrigen, (geheime) Unterhandlungen (SI V 568f).
9 Nach einem Vorstoß von Heinrich Engelhart, Leo Jud und Bullinger im Auftrag der Herbstsynode vom 20. Oktober 1534 hatte der Große Rat das sogenannte Große (Sitten-)Mandat von 1530 (AZürcherRef 1656) in modifizierter Form erneuert und am 1. November auf den Kanzeln verlesen lassen. Siehe Bächtold, Bullinger vor dem Rat 61-63, und Stucki, Lavater 56.
10 Glauben schenkte (s. SI XIV 1602).
11 Hans Rudolf Lavater.
12 Vgl. Lk 17, 5.
13 erhalten, schützen (SI II 1229).