Projektseite Bullinger - Briefwechsel © Heinrich Bullinger-Stiftung
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[320]

[Peter Im Haag] an
Bullinger
[Bern?],
27. Januar 1534

Autograph: Zürich StA, E II 340, 66r.-v. und 62r. (Siegelspur) Ungedruckt

Es geht das Gerücht von Machenschaften gegen den reformierten Glauben um. Vorerst solle Zürich gewonnen werden, damit dann Bern leichter angegriffen werden könne. Bittet Bullinger, die Einigung zwischen Zürich und Bern zu fördern. In Bern stehen die Dinge in Stadt und Landschaft gut; einem möglichen Krieg sehen sie mit Zuversicht entgegen. Er braucht seinen Namen nicht zu nennen. Bittet um Geheimhaltung der Nachricht.

Frid und gnad von gott unsrem fater und sinem sun, unser erlöser, sig mit ueich.

Lieber her und bruder, ich lan ueich wuisen, das ich vernim, das etlich luit sich lieben 2 gegen einer fromen stat von Zuirych, die nit unsers gloubens sind, sunder wo sy könden und möchten in a usruiten 3 , das wurden sy tun. Wen sy könden mit einer fromen stat von Zuirych uiberkon 4 , so möchten 5 sy dester bas 6 mit einer fromen stat von Bernn oder andren kristelichen luiten kriegen 7 ; den es land 8 sich etlich luit mercken, vernim ich in landmerswis

24 Zur gefestigten kirchlichen Lage in Straßburg nach der Synode von 1533 und zu Bucers weiteren Kämpfen gegen das Täufertum s. Baum 494f.
25 Theodor Bibliander.
a in am Rande nachgetragen.
1 Die sprachlich-orthographischen Merkmale und die Handschrift lassen unter den bekannten Korrespondenten Bullingers nur auf Peter Im Haag schließen; auch das Papier (Wasserzeichen) entspricht dem von Im Haag sonst verwendeten. Allerdings scheint ein anderes Siegel als üblich benutzt worden zu sein.
2 sich beliebt machen, sich anhänglich zeigen (SI III 989).
3 ausrotten (SI VI 1810).
4 übereinkommen, sich verständigen (SI III 272).
5 könnten.
6 desto besser, desto leichter (SI IV 1650f).
7 Es soll - nach Myconius - Kräfte gegeben haben, welche eine Einigung zwischen Zürich und Bern zu hintertreiben suchten, damit Bern oder Basel leichter angegriffen werden könnte (s. unten S. 59, 17-19). In gewissen Kreisen der V Orte schien man auch einen Umschwung in Zürich erwartet zu haben (s. unten S. 114, 16-18). Von Annäherungsversuchen bei Zürich ist allerdings nichts bekannt.
8 lassen.

, der nuyw keczrisch gloub muies 10 usgruitet werden, als sy in nemen 9 11 , und der alt bebstyst 12 gloub ufgricht werden 13 . Darumm erman ich ueych, lieber hirt und bruder in Kristo, das ir wölend wachen 14 , das der bös fyen 15 das nit zuwegen bringe, das ein stat von Zuirych und ein stat von Bern nit uneys 16 werdin 17 . Och lan 18 ich ueich wuisen, das es in einer stat und landschaft Bern wol stat. Ich binn in guter hofnig: wil uns neywer 19 umm des gloubens wilen bekriegen, || 66v. es werd uns, die dem götlichen wortt hold sind, wol gan. Got werd uns nit vyerlasen. Land 20 uns nit erschrecken. Got spricht: wer beladen sy, der kom zu mir, ich wil im syn burdy liecht machen 21 .

Damit sind got befolen. Got wöl uns den rechten glouben meren.

Geben uf dem 27. tag jener im 34. jar.

Ich het ueich gern min namen geschriben; es ist aber nit von nöten. Ist newes gutz 22 us diser geschrift ze lernen 23 , so duiends 24 und behalten es in geheimd; darumm byten ich ueich umm gotes wylen. Amen.

[Adresse auf der Rückseite:] Dem ersamen h. Heinrich Bulingen, bredykant zu Zuirych, in sin hand.