Projektseite Bullinger - Briefwechsel © Heinrich Bullinger-Stiftung
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Jost Müller
an Bullinger
[Cham] ,
21. Dezember 1523

Entwurf: Bern StA, B III 43, 1_3 a Ungedruckt

[1]Friede und insbesondere Gnade dem belesenen und frommen, so herausragenden Bullinger, der durch sein Streben nach der göttlichen Lehre ein ganz besonderer Bruder ist! Was Besseres hätte denn in dieser für die Literatur- und Sprachwissenschaften so günstigen Zeit dem Abt Wolfgang Joner [des Klosters Kappel], seinen Brüdern und jedem einzelnen seiner Gemeinschaft passieren können als [die Ernennung] des jungen Bullinger [zum. Schulmeister der Klosterschule]? Doch ist dies nichts im Vergleich zu der Tatsache, dass Bullinger [nun] Zugang zu unzähligen Büchern aus der Feder der bedeutendsten Autoren hat, mit deren Hilfe er seine ihm zur Verfügung stehenden geistigen Fähigkeiten steigern kann, um nichts (und dies ohne jeglichen bösen Hintergedanken) über seine anderen außergewöhnlichen Begabungen zu sagen! All seine Abhandlungen, die in die Hände von Gelehrten kamen, sind nicht nur Zeugen seines Studiums, sondern auch seiner im Dienste der Frömmigkeit stehenden Gelehrsamkeit. Sagte denn nicht schon Cicero, dass die Menschen durch ihr Bedürfnis, geehrt zu werden, zum Studium angeregt werden? Doch auch wenn Bullinger schon fast alles weiß, rühmt er sich nicht, außer dass er Christus, den Gekreuzigten, kennt. Seine Bescheidenheit steht im Dienste von Gottes Ruhm, was ihm und den Frommen ohnehin zur Ehre gereicht. Denn für die, die der evangelischen Wahrheit nachgehen, gibt es nichts Glücklicheres, als ein solches Kreuz auf

a Der Band B III 43 stammt aus der Abteilung B III "Kirche und Schule bis 1831" vom Archiv des Geistlichen Konvents, und zwar aus jenem Teil, den Vinzenz Bartlome, wissenschaftlicher Mitarbeiter des StA Bern (dem alle Informationen der vorliegenden Anmerkung zu verdanken sind), kürzlich als Handschriftensammlung des Prof Samuel Scheurer (1685-1747) identifizieren konnte (eine Sammlung, die der Berner Staat nach Scheurers Tod erwarb). Der Band besteht aus zwei inhaltlich völlig verschiedenen Konvoluten, die erst nach Scheurers Tod zusammengebunden und dabei als "Pars prior" bzw. "Pars posterior" bezeichnet wurden. Den ersten Teil hatte Scheurer mit dem Titel "Jodoci Molitoris Presbyteri Chamepagani, Poetae sue temporis felicissimi Poemata et Epistolae" versehen.
1 Vorliegender Brief wurde 2011 von Rainer Henrich entdeckt. -Wir danken Peter Stotz, unsere Transkription anhand der prosodischen Regeln überprüft und die Interpunktion verifiziert zu haben.
2 Müller (s. zu diesem HBBW IV 366, Anm. 18) ist spätestens 1510 als Pfarrer der Charrier und Hünenberger nachweisbar; s. Franz Carl Stadlin, Die Geschichten der Gemeinde Hünenberg [= Topographie des Kantons Zug T], Luzern 1819, S. 122; ders., Die Geschichten der Gemeinden Cham, Risch, Steinhausen und Walchwyl [= Topographie des Kantons Zug II], Luzern [1820], S. 271-273 und Anm. 17; Willy Brändly, Jodocus Müller (Molitor), Pfarrer in Cham (Kt.
Zug), gest. 1551 in Zürich, in: Zwa V1115, 1941, S. 319. - Die in Erwin Horat und Peter Inderbitzin, Historisches über den Kanton Schwyz, L-R, in: Mitteilungen des historischen Vereins des Kantons Schwyz, Bd. 95, 2003, S. 104, angeführten Angaben zu Müller sind fehlerhaft. Besonders ist der Jost Müller des vorliegenden Briefes nicht mit einem angeblich gleichnamigen Mann gleichzusetzen, gegen den 1517 in der Eigenschaft eines Pfarrers des Ortes Iberg (Schwyz) ein Verfahren wegen Insolvenz' eingeleitet wurde; s. [Franz Sebastian Ammann,] Geographisch-historische Kirchen-Statistik der katholischen Schweiz, Schaffhausen 1845, 5. 134.

sich zu nehmen, und niemand bezweifelt, dass sie dabei durch die Anregung des Heiligen Geistes die besten Ergebnisse erzielen werden. Bullinger soll also nur so fortfahren, und Gott wird jede Stunde, die er mit dessen Hilfe dem Studium widmet, ertragreich machen. Gott gebe, dass einst aus Bullingers Arbeitsstube etwas Eloquenteres als der Schwanengesang hervorgehe, da laut Plinius [d.Ä.]die Schwäne beim Sterben ein Klagelied ausstoßen (wie Müller es selbst erlebt hat). So möge auch Bullinger bei Gelegenheit die gegenwärtigen und schon seit längerem gefährlichen Zeiten in Versform oder in Prosa beweinen. Diesen Zeiten aber trauert Müller nicht nach, zumal Christus, dem er sich völlig ergeben hat, in ihm lebt. Doch braucht man dies Bullinger nicht zu erklären. -[2] Müller möchte nun kurz darstellen, was er von seinen Zeitgenossen erdulden muss, wenn er öffentlich über den Glauben an Christus predigt und dabei Zitate aus den Paulusbriefen anführt, die, weil sie zutreffend sind, dein Volk immer wieder eingeprägt werden ,nüssen. Denn wenn diese Bibelverse verinnerlicht werden, führen sie zur Reue und zu einem besseren Leben. Gottes Wort ist lebenspendend und wirksam, weil es die Gesinnung des Sünders neu ausrichtet und diesen mit Gott aussöhnt. Doch auch so entkommt der Mensch seinen Plagegeistern nicht. Dies trifft auch auf Millier zu. Er bekommt es mit den Bileampriestern zu tun, jenen Priestern, die sich gegenseitig erstechen und ihr Vertrauen in die äußerlichen guten Werke setzen! Er würde sie gerne ihrer Ignoranz entreißen und sie von der Verachtung, die sie Gott entgegenbringen, abbringen. Doch ist dies nicht möglich, da Gott beschlossen hat, die Gottlosen zu verblenden und zu verstocken, damit diese Helfershelfer der Unterwelt zu Fall kommen und zerschmettert werden. Vorerst einiges über die sogenannten Bischöfe, um Bullinger über den ihm von diesen bevorstehenden Widerstand aufzuklären. -[3][Es folgen 436 Verse oder 218 elegische Distichen (Doppelverse), bestehend aus je einem Hexameter und einem Pentameter. Dabei werden im Wesentlichen die Verfehlungen und Laster der Geistlichen am Konstanzer Bischofshof angeprangert, v.a. die Habgier, die Bestechlichkeit, die Vernachlässigung der Amtspflichten, die Hurerei sowie auch die Ess- und Trunksucht. Dazu bedient sich Müller Figuren aus der antiken Mythologie, hinter denen reale Personen stehen, und spielt auf damalige Ereignisse an, die, um gedeutet werden zu können, langwierige und ausführliche archivalische Recherchen erfordern würden, die im Rahmen einer Briefwechseledition nicht durchgeführt werden können. Angeprangert wird zuerst Bischof Hugo von Hohenlandenberg, danach der bischöfliche Notar (Beatus Widmer?) und der Fiskal (Johann Spreter?), anschließend der Offizial (Johann Fridinger) und der Verwalter (Georg Vergenhans), danach die Nachbarschaft, die Kaplane (sacellani), die Hurer (scortatores -gemeint sind wohl die Priester) und schließlich der Gehilfe (sinergos), nämlich der Generalvikar Johannes Fabri, der u.a. auch als "Zes" (zaes =faber) und "Polyphemus" bezeichnet wird.] - [4] Genug davon! Und um einen Schluss zu finden, will Müller sich folgender Worte Vergils aus dessen bukolischen. Dichtungen bedienen: "Kinder, schließt nun die Irrigationskanäle! Die Wiesen sind genügend bewässert!" und "Geht heim, meine satten Zicklein! Geht! Denn Hesperus kommt!"(aus dem ersichtlich wird, warum in den Sprichwörtern die "Zicklein"für Unkeuschheit stehen). Bullinger soll Müller verzeihen, dass die Wörter seines so oft revidierten Gedichtes weder immer den gewünschten Sinn treffen noch gut ins Versmaß passen. Es gelang Müller auch nicht, die Nörgler, die bei den anderen stets etwas auszusetzen haben, ganz zutreffend zu beschreiben. Bullinger weiß aber ohnehin besser, wie diese Ankläger und Betrüger in theologischen Angelegenheiten vergebens streiten können, wie sehr die erbitterte, von diesen Sophisten bekundete Feindseligkeit denjenigen schadet, die am Wort Gottes zweifeln, und wie weit diese kläffenden Füchse ihren Schwindel treiben! Es fällt diesen leicht, einem Hinterfragenden durch Schlupflöcher zu entkommen, es sei denn, dass dieser mit dem Schild des Glaubens und mit den bewährten, aus der Heiligen Schrift entnommenem, Waffen gut ausgerüstet ist. Bullinger verfügt schon über eine große Kenntnis der Heiligen Schrift und hat es nicht nötig, von irgendeinem Gelehrten zum Gebrauch dieser Waffen angehalten zu werden, obgleich "es nicht schadet - wie es schon Ovid bemerkte -ein galoppierendes Pferd anzuspornen ". -[5]Er soll sich schließlich nicht darüber ärgern, dass Müller ihn mit seinem Klagelied vom Studium der Heiligen Schrift abgebracht und ihn während etwa einer Stunde mit Spielereien aufgehalten hat. Es machte ihm Spaß, Bullingers anstrengendes Studium durch diese unterhaltsamen Verse zu unterbrechen. Denn aus diesen wird er mühelos

entnehmen können, was für Gefahren denjenigen bevorstehen, die sich um das Wohlergehen ihres Kirchenvolkes kümmern, und dies inmitten von so vielen Kritikern und Heuchlern, die sowohl die evangelische Wahrheit als auch die mit dem von den Aposteln propagierten Glauben erfüllten Menschen verabscheuen. Gruß. -[6] [P.S.:]Bullinger wisse, dass die obigen Verse eine etwas ähnliche Lage vor Augen führen, wie jene, mit der Müller konfrontiert ist. Im Zuger Gebiet hat man es nämlich mit einem gewissen Mann [Heinrich Schönbrunner d.A.], eine Art "Apicius" oder besser gesagt "Sardanapal", zu tun, der mit einem Gefährten [Thomas Stocker] die Leute in den Wirtshäusern ausspioniert (schon Horaz sagte über solche Menschen: "Man meide den Ausfragenden, denn er ist auch ein Schwätzer!"). Von einem will er erfahren, wie viele Söhne die Jungfrau Maria hatte, vom anderen, in welchen Punkten er es nicht mit der lutherischen Lehre hält, und so gelingt es diesem gottlosen Denunzianten, ailes auszuforschen! Was fur ein Mensch er ist, geht aus der Gestalt seines Körpers, seinem Lebenswandel und seinen Sitten hervor. Doch wozu soll Müller ausführlicher über diesen Luchs berichten, der die Macht hat, sowohl Einfältige als auch Scharfsinnige in eine Gefängniszelle zu stecken, der Gottes Gebote weder kennt noch befolgt, der sozusagen von Christus und der Lehre der Apostel abgekommen ist, geschweige denn die Heilige Schrift liest? Jeder ehrenvolle Schweinehirt mit einem durchschnittlich reinen Glauben würde ihn besiegen können! Dieser Mann schätzt es über alles, seinen Wein sowohl tags als auch nachts zu trinken! Im ganzen Zuger Gebiet gibt es kaum ein Übel, das angsteinflößender ist! Gott möge diesem verzeihen, obwohl er selbst niemanden mit seinem Hass, Neid und kranken Gemüt verschont. Bei einem Gespräch unter vier Augen wird Müller erzählen, was diesen Verdammten dazu antreibt, ein solches Unheil anzurichten. Erneuter Gruß. -[7]Müller hätte dem vorliegenden Brief andere, erbaulichere Verse aus seinen Dichtungsversuchen beilegen können, doch will er diese für eine passendere Gelegenheit aufsparen. Bullinger verzeihe Müllers Aufregung und Anmaßung. Er ist nichts anderes als ein Sünder.

Viro litterarum scientia, tum verae pietatis studio per poi eminenti rn. Henrico Bullinger, fratri suo theologiæ candidatu sacratissimo, pacem et adeo gratiam precatur. Quid in hoc aevo litteratissimo te iuvene venerando patri Volffgango Rüppli 3 ac suis fratribus, tum singulis de sodalicio, foelicius obtigerit? Est profecto nihil, cui in promptu sint tot volumina a summis autoribus aedita, 4 quibus et tuum excercites 5 ingenium, quod tibi est in numerato, ut alias taceam dotes (invidia dictis absit!) sane quam praeclaras. Quicquid etiam lucubrationum tuarum 6 venerit in manus cuiusque doctissimi, non minus istic artium bonarum quam eruditionis ad veram pietatem

3 Wolfgang Joner, gen. Rüplin, Abt des Zisterzienserklosters Kappel am Albis. - Er gründete die Klosterschule und ernannte am 17. Januar 1523 Bullinger zu deren Schulmeister; s. HBBW I 48f, Anm. 4.
4 Vgl. dazu etwa Bullingers Aufzeichnungen über seine Lektüre während seiner Schul- und Studienzeit sowie als Lehrer im Kloster Kappel in HBD 2-8.
5 = exercites.
6 Die Rede ist hier von handschriftlichen Abhandlungen (die ersten gedruckten Schriften aus Bullingers Feder sind erst
1526 erschienen; s. HBBib1 I 3f). In seinem Diarium listet Bullinger die von ihm in Kappel (1523-1529) verfassten Schriften auf (s. HBD 13-16), von denen die eine oder andere bereits in Dezember 1523 fertiggestellt worden sein könnte, und beendet seine Aufzählung mit folgender Angabe: "Anno Domini 1520 latine scripsimus duos dialogos adversus scholasticos theologos, duos item adversus Pipericornum [Johannes alias Josef Pfefferkorn] pro banne Reuchlino, unum quoque, quem ..Promotores" nuncupavimus. Hos omnes latine scripsimus."

copia resplendet. Unde et illud Ciceronis in primo Tusculanarum quaestionum: "Honos alit artes, omnesque accenduntur ad studia gloria. Iacentque ea semper, quae apud quosque improbantur."7 Sis evectus licet pene ad culmen doctrinarum, nil tamen arrogas tibi iactabundus, praeterquam scire Christum et hunc cruci suffixum. 8 Haec tua deiectio ob dei gloriam facit, ut sponte sua accedat tibi encomium, quod piis est decori. Hac crucis forma nihil iucundius unquam potuit iniungi veritatis evangelicae studiosis, quos fern impetu spiritus ad optima quaeque, nemo est, qui dubitet. Tu interim perge, quo coepisti, et deus hanc tibi fortunaverit horam, qua bonis auspiciis non sine caelesti numine ad musas tuum appuleris animum. Et faxit deus, ut e museo tuo prodeant aliquando camoenae cygnis argutiores. De quibus ipse periculum feci Plinium vera scripsisse, dum illos in morte flebilem cantum emittere subindicavit. 9 Ita et tu nacta occasione defleas elegiaco carmine aut soluta oratione tempora, quae durant, periculosa, quae quidem ipse nihil moror, si vivat in me Christus, 10 cui tuto fides deponitur, de quibus te admonere non est opus.

Paucis admodum certiorem te facio, quid a seculi hominibus perpetiar, dum in contionibus publicis verba facio de fide in Christum et alia ex Paulinis litteris documenta, quae pro sua puritate sunt inculcanda populo frequenter, que, si avide complexa fuerint intra sinum tenacis memoria, quid nisi viam parant resipiscendi, hoc est, mutandi vitam in melius. Vivax est enim verbum dei et efficax, 11 quod innovat animum peccatoris et facit redire in gratiam cum deo. Quisque suos patimur manes. 12 Ita enim mihi saepe usu venit a sacerdotibus Balaam 13 , qui se lanceolis confodiunt et fiduciam suam ponunt in opus externum. De his me ita accipias, quod velim ab eis avelli et ignorantiam ac dei contemptum, qui impios in caecitatem et ab illa in obstinatam mentem longius abducit, 14 quo praecipitio collidantur tetrici satellites orci 15 . Et primum de iis qui nomine episcopi censentur, minutula quaedam interseri iuvat, ut quid in procinctu videas tibi esse 16 obstaculo.

7 Cicero, Tusculanae disputationes, 1, 2, 4.
8 1Kor 2, 2.
9 Siehe Plinius d.Ä., Naturalis historia, 10, 63.
10 Vgl. Gal 2, 20.

11 Hebr4. 12.

12 Vergil, Aeneis, 6, 743.
13 Bileam, ein Priester der Moabiter, der seinem Volk beibrachte, wie man die verfeindeten Israeliten dazu veranlassen könnte, Gott zu verlassen, um so ihren
eigenen Niedergang herbeizuführen; s. Num 31, 16; Apok 2, 14. - Bileam steht hier für die katholischen Priester.
14 Vgl. Joh 12, 40.
15 Zu diesem Ausdruck vgl. Horn:, Carmina, 2, 18, 34, über den Fährmann Charon, der die Toten in das Reich des Hades bringt.
16 quid in procinctu tibi esse: was dir bevorsteht.

Episcopus. b17 Vendere non didici vanos miser undique fumos, 18 Plaudere non potui dissimulando nefas. 19 Num cupidus vetito spoliabit episcopus ausu? Subsidio 20 tollit, quod tibi adesse voles? Perdidit impensa quoties immunis ab omni, Quae bona pastori sollicitudo pant? Postulet interdum; fuerit, qum forte opus illi, Si propriis careat, sed nisi corde pio. Poscere formidet repetens sine fine tributum, Si semel extorsit, iam satis esse putet. Qum semel abripuit vel ovem lupus indigus esca, 21 Tum redit a caula carpere molle pecus. Nulla sed hune curae vigilem penuria cogit, Et tamen exhaustas quaerit avarus opes. Nonne fugare lupos baculo, defendat ut agnos Fas erit ignavos in pia vota regi? Vix bene venisti, pateat, si curia nobis Dicitur, at vincit nobilitatis honor. Divitibus mox vasa meri funduntur opimi, Iisque culina suas fert praetiosa dapes. Munere cum magno (nihil est acceptius illic) Et cito causa vins expedienda patet. Damna reportantis senioris causa modesti Negligitur, potum praesidis 22 aula negat. Disserit opportuna satis prudenter ad omnes, Qui tamen illusus tabuit ante fores. Devovet hune odio tollens alimenta vasallus, Rupta sit a carie parrochiana domus. Vim facit, exiguos aut proventus alienat Praesbyteris atrox fata minando piis Clericus immerito tanquam latro ducitur ingens, Captivus duro vapulat ense caput. Qur gens, o praeses, baculum, venerande, minacem, Nulla sit in saevos si tibi cura lupos? b

Am Rand angebracht.
17 Der unten in Z. 259 namentlich genannte Hugo von Hohenlandenberg (geb. 1460, gest. 1532), Bischof der Konstanzer Diözese, welcher sowohl Müller als Bullinger angehörten; s. Helvetia Sacra 11/1 376-3 85.
18 Vgl. Adagia 1, 3, 41 (ASD 11/1 354, Nr. 241).
19 Vgl. Martial, Epigramme, 4, 5, 7f.
20 Durch die Kirchensteuern.
21 Vgl. Joh 10, 12; Apg 20, 29.
22 Des Bischofs.

Macte, vaces opera, comedis cum lacte butyrum Dotibus aut quorum pinguior esse potes. Qui vos non audit, nunquam mihi porrigat aures. 23 Non obedit 24 missis, qui neque iussa facit. 25 Nunc inopes rigide facit insectatio litis. Syngrapha delator curat obesse rapax. Vendidit eventus pretio, qui praesidis aulae Exhibet officium non sine fraude petax. Implicitos visco tenet irritamine multo, Aere quidem vacuos cogit abire domum. Haud secus exardet venienti pronus ad iras, Quam solet infido ringere dente canis. Aera tum pulsat 26 , verbo stomachosus inani Cui solet ingenium durius esse foris. Intulit insonti quandoque indigna relatu, Excussit loculos 27 haud sine felle procax. Vult precium vocis, vini modo quinque lagoenas Causidici fastus, sint rata vota tibi! Semodius farris movet hune piperisque selibra, Ut sale condito de petasone voret. Pelamydes in vase docent faba, caseus, alec, Quid sit opus facto caprea, cervus, aper, Cistula porro capax argenti pondus et auri, Aut figuli dueta vasa polita rota. ludicis exoculat si forte pecunia mentem Compromissa mali, tune pent aequa salus.

||1v Notarius 28 , fiscalis 29 , et id genus alu. Te vel inhumanus deferre notarius astu, Prodere te codex sive libellus habet.

23 Vgl. Lk 10, 16; 16, 31.
24 Prosodisch inkorrekt.
25 Vgl. Job 14, 15. 23f.
26 Vgl. 1Kor 9, 26.
27 Vgl. Martial, Epigramme, 5, 39, 7.
28 Vielleicht Beatus Widmer (geb. 1487, gest. 1533), Kleriker des Bistums Konstanz und Verfasser einer Bistumschronik. Von 1507 bis 1520 "notarius collateralis" der Konstanzer Offizialatskurie. Seit dem 13. Oktober 1523 auch päpstlicher Notar; s. Peter-Johannes Schaler, Notare Südwestdeutschlands. Textband,
Stuttgart 1987, S. 506f, Nr. 1497: Pia Ulrike Eckhart, Ursprung und Gegenwart. Geschichtsschreibung in der Bischofsstadt und das Werk des Konstanzer Notars Beatus Widmer (1475-ca. 1533), Stuttgart 2016.
29 Vielleicht Johann Spreter (Spräter), der 1520 als Fiskal der Konstanzer Kurie belegt ist und am 2. Januar 1522 auf Beschluss des Bischofs als Insiegler vorgeschlagen wurde; s. Helvetia Sacra 11/2 607-614. 623f. Ob er dieses Amt noch 1523/24 innehatte, ist nicht klar.

Causidici ob quaestum levitas inhibetur iniqui, Munere ni palpes, te volet esse reum. Causa inopis torpet, peram ditare Mathonis 30 Si nequeat cupidi, tutor abesse volet. Est temere dictum vexes quod abunde loquacem, Arte cavillandi cui maledicta patent. Rem parat in quaestu quo non mihi avarior ullus Si dabit hic poenas, vicit utrunque malum. Somniat hic gazam, numerandae summa crumenae, Prodiga pupillo dissipat aera manus. Novit et immani deferre calumnia fisco, Pars sibi quod cedat contribuentis heri. Evacuare solet loculos fiscale numisma. Confiscare ideo nititur asse tenax. Si tibi defuerint nummi, in c vadimonia fisco Est opus assignes quae tibi parta manent. Invigilat penui gaza, quo dives abundet, Anxius accumulat, sed sine honore dei. Lautior ut vivat, facit elanguescere cistas, Non sine collectas fraude resarcit opes. Nunquid agi causas sine lucro displicet aucto? Jus civile suum collocat aere forum. Quicquid habes vicu, cupient d vel in acta referri. Causidici, que palam turpia facta notant. Vendere iudicium scelus est enorme profecto, Si pant ambitus foeda libido nefas. Congruit hoc etenim praetextu opus improbitati Quin avidis lucri nil superesse potest.

Officialis 31 ac Dispensator 32 , etc. Plebeiano 33 et adhuc superest quem prodimus hostem, Saevus ab ore tenax officialis homo.

c Über der Zeile nachgetragen. -
d Ant Rand ist satagunt als Alternative für cupient angebracht.
30 Matho, ein reicher Anwalt, sowohl in den Satiren Juvenals als auch in den Epigrammen Martials.
31 Vermutlich Johann Fridinger, von 1510 bis 1527 Offizial unter Bischof Hugo von Hohenlandenberg und ab 1518 auch häufig Vizegeneralvikar. Er war Dr. iur. utr. und Advokat der bischöflichen Kurie; s. Helvetia Sacra 11/2 597.
32 Hofmeister; Verwalter. - Vermutlich Dr. jur. Georg Vergenhans, seit Juni 1520
Verwalter der Propstei. Im Januar 1523 hatte er zusammen mit Johannes Fabri an der ersten Zürcher Disputation teilgenommen. Am 10. September 1523 war er vom Kapitel zum Dekan gewählt worden; s. Helvetia Sacra 11/2 821f.
33 = plebano (Leutpriester, Dorfpfarrer). - Vgl. Müllers Unterschrift in seinem Brief an Zwingli vom 16. August 1522: "Iodocus Müller, plebeianus in Chamm ..." (Z VII 560).

Circuit accipiter timidas laniare columbas, Hic inopes iuris sub ditione tenet. e Ingluvies milvi pullos deplumat inermes, Sic explorat opes impiger ipse tuas. Deinde sacerdotes quoties irritat honestos! Importuna quid haec iussa tirannus agit! Sollicitum faciet, quicquid mandare negoti Constituet, causas posthabet ille pias. At neque compensat duros iniuria passus, Quas insumpsisti non reparabit opes. Instat et obnixe vetitos inducere mores, Mordeat utque suos anxia praeda canes. 34 Comparere tibi gravis indignatio dictat, Ocyus accusat criminis esse reum. Quod nisi baubatus compescas pane Molossi, Clamosi terrent impetuosa canis. Sic, quia non auri recipit segmenta corusci, Assiduo latrat tot vastus ab ore lupus. Qualiter, ohe, rapax miseros, patrone, clientes Protegis, in dubio est, quin tibi ficta salus! lugiter infestat, iusti nec causa tuetur, Nec scelus illati vindicat ille mali. Multa quidem curt nocuisse pericula pando, Villicus obsistit, si moniturus ades. Infamare pios repetit fiscalis alumnos, Liber et indemnis saepe Suevus 35 abit. Nos faciunt nummi Veneris doluisse palaestram, Nobilium tolerat non sine fraude procos. Quod nisi placatum statuas de munere sollers Dedecus in lucem grande venire facit. Iam citat, inde monet, simul excommunicat, urget. Aggravat, indicit, triste relaxat opus. Quaerit amore sui, non quae sit gloria caeli. Ne sit honos inopi, pervigilare sapit.

Tota vicinia

e Danach folgt premit, das offenbar als Korrektur oder Variante für tenet gedacht war. -
f In der Vorlage indigenas (vermutlich stand zunächst das prosodisch unmögliche Wort vires, das dann in viros korrigiert worden zu sein scheint).
34 Vgl. Martial, Epigramme, 10, 37, 13f.
35 Siehe dazu vielleicht unten Anm. 92.
Mordicus arripiat quia nos vicinia pugnax, Sedibus indigenos t f exigit illa viros.

Advena finitimos pepulit violentus et audax, Indecus 36 ascito dissidet usque ferox. Se magis attollit populi rumore secundo, Doctrine modulis gloria nacta placet. Seminat exicium plebi, si contio flat, In diversa pios saepe tumultus agit. Quid Salius Marti gladiis ancilia pulsat, 37 Longius ut pestem (quam puto) avarus agat? Unde nefas tantum cupidis pastoribus auctum, Nacta voluptati causa repente fluat? Sermo fit, ut capsas oblata pecunia denset, Attrahat ut populos in sua dicta rudes. Turpe erit, exoptet levis assentator haben. Quo sibi succedant prospera cuncta modo. Pandere non audet quae sint malefacta popelli, At sinit in mores luxuriare malos. Foedius in terris nihil est quam parcere vero, Peccantum facili credulitate capi. Libera sit lingue verum dicendo potestas, Dedecus ob lucrum subticuisse dolos. Sancta quod enucleant habiles praecepta camaenae Planius haec yates explicuere sacri. Litterulis eadem culti exposuere magistri Quae neque tormentis deseruere dati. Luctari g ingenuo nihil est indignius ore, Cum larvis lapides, 38 mordet ut ossa canis. Quis memorare potest verbose et acumina linguae Et quoties pugnis aera cedat mers? Sus quid et unde potest ignava docere Minervam? 39 Qur asini musas, gracculus atque lyram? 40 Fronte quid attrita populo divulgat in aures, Schysmatis haereseos insimulatque palam? Quin odium pariant, magni cecinere poetae, Verba dei, at pudor est conticuisse piis Propositi tedere monent convicia multos, Atque tacere viros cogit amara lues.

g Am Rand ist certare als Variante oder Korrektur für luctari angebracht.
36 Hier als indecoris zu verstehen; s. Thesaurus linguae Latinae, Bd. VII/1 1126f.
37 Die Salier-Priester hielten jährlich im März beim Marskult mit ihren Schilden einen Umzug ab und führten dabei Waffentänze auf.
38 Adagia 1, 2, 53 (ASD 11/i 268, Nr. 153).
39 Vgl. Adagia 1, 1, 40f (ASD 11/1 154-156, Nr. 40f).
40 Vgl. Adagia 1, 4, 35. 37 (ASD 11/1 434- 436, Nr. 335. 337); 1, 7, 22 (ASD 11/2 146, Nr. 622).

Despicit a tergo, manibus dum format apertis, Auriculas nebulo, quas malesanus agit. 41 Derogat hic fidei nescit quam turpis agaso, Divinam temerat seditiosus opern.

Sacellani idiotae 42 Vita sacellani satis est invisa dolosi, Quem iuvat optato ponere iure loco. Non legit aut cantat nec agit solennia misse, Si nihil officio commoditatis habet. Vix requiem mugit, timor est offensio plebis, Hunc 43 simul invadat, sicque rebellis obest. Dentibus infrendit culpans te sive culinam, Si non usque tuas contigit esse dapes. 2r. ||2r Et quia dissentit, coeptos non praestat honores, Invidus obsequio dissidet ipse tuo. Ebrius in mensa, crudo stomacho hic aliena Nunc epulis comedo vel diatheca 44 vorat. Seminat hic rixas, verbo contendit inerti, Cogitat unde suum palliet ore nefas. Lingitur inde sacra iam somnolentus in aede, Dum bona fortunae cedere obesa dolet. Haustus adhuc bibuli media de nocte phalerni Dormitare suo collocat ossa thoro. h Debita non solvit maturo tempore vota, Putidulo erumpit foedus ab ore vapor. Invehit, accusat, lacerat, defertque susurro Impedit, obgannit, dissimulatque mala. Vanus et applaudit, dum ficta referre licebit, i Ut placeat nugas scit recitare leves. Splendidulo semper vel mit sollennia cultu. j Sacra ministerii vota superbus agit. O quoties auras populi venatur manes! Nonne dei laudes posthabet usque pias?

h Am Rand ist concipit angebracht. -
i Am Rand ist futilis angebracht. -
j Am Rand ist celebrat mysteria angebracht.
41 Offenbar sind hier spöttische Gesten wie Eselsohren gemeint; vgl. etwa Persius, Satiren, 1, 58f.
42 Zu verstehen: Stümper-Kapläne.
43 Bezogen auf "plebs"; vgl. Stotz IV 149, Nr. 74.4.
44 Hier vielleicht im Sinne von dem durch ein Testament verfügtes Erbe. Vielleicht aber liegt hier eine Verschreibung für das Wort diaeteta (Schiedsrichter) vor. welches in diesem Zusammenhang als "Gastrokritiker" zu verstehen wäre.

Credito sacrificos habitu gestire nitenti, Labilis ambitu surripiatur honos. Invidet hinc domui nugax odiosus opimae, Arguat ut vicu quod notat, absque mora. Ingemit ha quoties non audet dicere contra, Dumque Theonino dente 45 molesta secat. Quot maris Aegaei tenues numerabis harenas, 46 O Tot gent insidias in tua damna minax. Non domini gessisse vices 47 , plebis 48 neque curam; Indicat infidi triste clientis 49 opus. Credere non assem, vetito sed perdere luxu Cuncta volet, tota stertere nocte salax. Enthea cui mater deposcit Atyn 50 spado Gallus 51 , Usque Celenaeok k52 mollis amore iacet. Dulciter haedino pactus contexit amictu, Debile pellicea qui sibi veste caput. Qui modo difficilis, iucundus redditur idem, Cui nec idem sapuit, posset acerba pati. Ferreus est animo, facilis delator amici, Qui studet Hugoni 53 dicere ficta patri. Tu potes erecti statuas aequare colossi, Tantus es, at magni nomen habere pudet. Exitus invidia est, ramo suspendere colla, Perstrepit, expungit, rumpitur atque furit. O Polypheme 54 tuas constat tumuisse papillas, l Quales esse velit cruda puella sibi.

k Von Müller aus Celaeneo korrigiert. -
l Am Rand ist patet intu vermutlich für ein geplantes patet intus angebracht. Theon, ein schmähsüchtiger Neider bei Horaz, Epistulae, 1, 18, 82; vgl. Adagia 2, 2, 55 (ASD 1113 171f, Nr. 1155).
46 Vgl. Martial, Epigramme, 6, 34, 2f, sowie lacopo Sannazaro, Ad amicam, 5, zitiert in: Eckard Lefevre, Von Catull zu Du Bellay. Einige Gedanken zur neulateinischen Mittlerrolle zwischen antiker und neuzeitlicher Dichtung, in: Die neulateinische Dichtung in Frankreich zur Zeit der Pléiade -La Poésie néo-latine en France au temps de la Pléiade, hg. von Marie-France Guipponi-Gineste et al., Tübingen 2015, S. 131.
47 Hier wohl im Sinne von Geschäfte.
48 Gemeinde; Kirchenvolk; vgl. Stotz 1116f, Nr. 14.8.
49 Dienstmann; vgl. Stotz I 406f, Nr. 29.15.
50 Attis, der Geliebte der phrygischen Göttin Kybele, der sich selbst kastrierte; s. Rosario Moreno Soldevila et ai., A Prosopography to Martial's Epigrams, Berlin/Boston 2019, S. 69f.
51 Galli hießen die Priester der Kybele.
52 Zu verstehen: phrygisch.
53 Bischof Hugo von Hohenlandenberg.
54 Gemeint ist Johannes Fabri. - Auch in der polemischen Schrift "Gyrenrupffen" (Das Geierrupfen), die einige Zürcher gegen ihn richteten, wurde er so bezeichnet: s. Artur Angst, Heigerlin oder Schmid? Der Familienname des in Leutkirch geborenen Wiener Bischofs und Kontroverstheologen Dr. Johannes Fabri (1478- 1541), in: Rottenburger Jahrbuch für Kirchengeschichte 3, 1984, S. 202.

Non epulum regis cibat hune, tenuis vel ofella, m Convivas modici turbida vappa cadi. Invidiae pestem fugito, quod corpore gibbo Vix humeris coelum sustinuisset Atlas. 55 Non mea vobiscum sit commessatio tanti, Coena sacerdotis lauta sit ipsa licet. Protinus obscoenos renovant ientacula mores Quorum nos pigeat de levitate loqui. Talus adaptabit vetiti contamina ludi, Senio 56 fallaci coniiciturque manu. Hinc tenues longo chartae lacerantur abusu, Rerum avidi loculos evacuare solent. Blasphemus repetisse volet 57 periuria lusor, Tedia nunc alu scurrilitate movent. Nemo recensebit spurci ludibria coetus. Verba iocis miscent luxuriosa piis Scilicet oblectat tot et hic movisse cachinnos, Vota quod exemplo prostituere malo. Profususque sui, multo consumere luxu Diviciasn semper nanque gulosus amat. Turpiter absumpsit ganeis duo milia nummum, Quod levior quisquam non sit ubique nepos. Quas non scurra vorax epulas glutisse palato Gestiet immenso discubuisse thoris 58 ! Supprimit hic animo tacitis absurda labellis, Ferre potest quicquid sustinuisse voles. Hic male coniectat bili super omnia ductus. Incutiet colaphos suspitione levi. Laude tumet ficta, patinis absumit in unctis 59 Prodigit hic haeres quodque reliquit anus. Hic nimio segnis carmen nequit addere pingui Pieridum sinui, dulce profecto melos. Estuat hic vise tentatus amore puellae, Condere non veritus mentis in arce dolos. Crapula deinde calet, media sub nocte Liaeum 60 Ferre potens, iterum quod bibit atra vomit.

m Ain Rand ist sed angebracht. -
n Von Müller aus delicias korrigiert.
55 Vgl. Adagia 1, 1, 67 (ASD II/I 176, Nr. 67).
56 Die Sechs als Würfelzahl.
57 =vult; s. Stotz IV 218f, Nr. 125.2.
58 = tons.
59 Vgl. Persius, Satiren, 4, 17.
60 = Lyaeus: Sorgenloser, Beiname des Bacchus und des Weins.

Propositi pudeat comites si forte salaces, Musa velim memores 61 semper amanda mihi. Scis in eos recte iaciendum vel scelus omne, Natio quos misit nunc aliena viros. Quid rerum faciant alu, delator ad aures Ingerat heroum, pervidet usque sagax. Panis et hic frusto tenui conducitur ales, Praesulis ad pensum turpe loquatur opus. o Hic decus obfuscat nativum lividus author, Aemulus indigenis cui stat obesse vins. Omnia perturbat, nullo discrimine pensat, Ne simul officiat, quod struit ipse, malum. Sedulus ad nugas, hic et artibus obstat honestis, Polluit insontes flagitiosa cohors. Mole colossaea caput hic super extulit omnes, A statua ingenti vile resignat opus. Corporis hic vasti curvo tegit omina 62 tergo, Ingenio pugnax, corde pusillus homo. Nullius hic precii non arte perinde polita, Omnibus est odio, venter obesus olet. Hic nihil omittit scelus inculcare pudendum Assolet hic nihili ducere quosque pios. Diffluit hic risu, lacero despectus amictu, Quem rugosa tulit flans in exilium, Deteriore nota fastidit ubique disertos, Gloria cui belli decidit ampla seni. lugiter amplecti saliares et undique coenas, Flaminis antistes quam recreare sapit. Nullus inest verbis pudor aut reverentia mense, Dicat ut Albanas quisque vorasse dapes. 63 Pascit ineptarum quid tanta licentia vocum? Quid Cybeles 64 Gallo vana referre placet? Hunc simul excussisse viden memorabile signum, Turgidus ingluvie cui sapit offa ducum?

o Am Rand ist censum angebracht.
61 Horaz, Sermones, 1, 5, 53.
62 Hier vermutlich aus prosodischen Gründen für omenta (fette Eingeweide) verwendet; vgl. Thesaurus linguae Latinae, Bd. 1X/2, 578.
63 Anspielung auf Martial, Epigramme, 12, 48, 11.
64 Die phrygische Göttin Kybele (Magna Mater), deren Kult von ihren Galli-Priestern im April gefeiert wurde. Letztere werden auch öfters in Martials Epigrammen genannt, von denen sich Müller in der vorliegenden Dichtung immer wieder inspirieren ließ.

Omine non fausto piget occurisse gygantem, Limus in aspectu calvus et ipse caput p || 2v. Vis honor 65 indigne cedat tibi labe notato, Munere te donent vis rogo degeneres? Quid iuvat insipidae nimio linguae modo fastu, Te simul immodice quid placuisse mihi? Ne videare volens satis accuratus haben, De tabula vel adhuc anxie tolle manum. Nunc adeo intumuit tibi pectus honore secundo, Ut nequeat fastus ferre puella tuos. Digna supercilio 66 fugiet te seu gravis aetas, Ardelioque tibi saepe vocatus adest. Nescio mentiri, nihil assentabor iniquus, Laus ea demulcet pendere vota deo. Non ego sum numen, quid me immortalibus aequas? Nunquid adulanti vis habeatur honos? Simus inaequales odium facit et labor ingens, Altero et inferior neuter ut esse velit. Sique bovem nequeas, modo sis agitator aselli, 67 Quae tibi conducant proxima quaeque cape. Quicquid adesse boni videas, amplectere ut aequum, Infima sors faciet te meminisse tui. Est animal, camuros quod ferre cameleon ungues. q Huic color est varius, quod fovet aura levis. Eminet huic rostrum, simile est parvoque suillo, Desinit in longos turgida costa pedes. Tardior huic motus sed hianti noxius ore, Sanguis inest cordi non sine felle rigens. Supplicio affecti scelus est immane gulosir , Compressis natibus cavent usque licet. A crepitu ventris licet abstinuisse pudicos, Pedendi vicio quisque laborat ebes. 68 In scaphio lotium puer importabit agellis, Condecorent flavas florea serta comas. Risu hic et alludit consumat edulia mense Spe simulat lucri, ferre molesta petax,

p Am Rand ist torvus angebracht. -
q Am Rand ist Cameleon angebracht. -
r Für ein gestrichenes profecto.
65 Besitz: Pfründe; s. etwa Peter Schuster, Ehre und Recht. Überlegungen zu einer Begriffs- und Sozialgeschichte zweier Grundbegriffe der mittelalterlichen Gesellschaft, in: Ehrkonzepte in der Frühen Neuzeit. Identitäten und Abgrenzungen,
hg. von Sibylle Bachmann et al., Berlin 1998, S. 42.
66 Vgl. Juvenal, Satiren, 5, 62.
67 Vgl. Adagia 2, 8, 4 (ASD 11/4 156, Nr. 1704).
68 = hebes.

Ut canis e Nib bibit et fugit, invidus artes Sic leviter gustat, nec nisi suave cubat. Lurida mentagrae sotios contagio morbi, Atra lues Stygios cogit adire lacus 69 . Faucibus oppressi pia polluit ora veneno 70 Ultima quartant tedia febris agunt. Invidia premitur si re foeliciter acta Cessent in melius parta labore quies. Quod fortuna negat sumptu capit hic alieno, Elicit ex parvo multa repente bona. Decolor ac tenuis macie suspectus adulter, Anthropomorphitas 71 , quos imitetur, habet. Creditor exhausto, squaloribus obsita vestis Et facit usura sit macilenta cutis. Sit quod obaerato famulatus ob aes alienum, Mutui ut et ratio carnificina foret. Fraude agit, eludat, quod inexuperabilis ardor Pestifera velut hac corpora tabe necet. Quid vel ubi eroget hic rationibus 72 intulit auctis, Sportula iudicii conditione datur. Dum repetit sera conductos nocte penates, Ad lapidem impingit corpore fusus humi. Gallus olet Cybeles in coeno 73 membra volutans, Ocyus exturbat pressa lacuna caput.

69 Gemeint sind die Unterweltsfluten.
70 Zu diesen Versen vgl. Martial, Epigramme, 1, 78.
71 Ketzer, die behaupteten, Gott hätte menschliche Gestalt.
72 Rechnungen.
73 = caeno.
74 Eine Römerin, die sich einen hässlichen Liebhaber ausgesucht hatte; vgl. Adagia 1, 3, 58 (ASD II/I 368, Nr. 258), und Horaz, Satiren, 1, 2, 91.
75 Vgl. Adagia 1, 3, 55 (ASD 11/i 366, Nr. 255).

Scortatores Desipit aetatis vicio persaepe sacerdos, Deliramentis occupat ora senex. Caecior Hypsaea 74 talpaeque 75 simillimus ardet. Viribus et succo destituatur ebes. Pectus inest caeco stolidum vel inane tumenti, Ut tegat hoc animi pestis acerba malum.

Ecce, Toronaei portu qui surdior ipso, 76 Non leve ductori fecit obesse malum. Cimmeriis animum tenebris 77 involvit adulter, Occuluit nebulis, ne videatur opus. Non adeo vehemens rigido nec Amyntoris aestu 78 Deperit hanc senior, quod sit et usque salax. E trivio coenum legitur, dum vilis adulter, Quem facis et nauci, fungitur officio. Illusisse cliens infami callidus 79 arte Semper et assuetis urget obesse dolis. Tu male morato nimium neque fide sodali s , Non adeo parvi remque valere puta. Ingruit immodicis odiique molestia rebus, Et cadit a lusu res malegesta suo. Ipse tuo vel adhaerebit lateri comes impar, Ne sibi defuerit coenula parta iocis. Nonne meretricis capiti ferus incutit orbes, Quae levis improperat non sine felle dolos? Quod stupidus moechae scelus excusavit apertae Quam stropha subsannans inveterata capit. In scaphio maechae lotium deferre cacantis t t Est opus imbellem stercus olere suum. Hoc nihil esse putas senior, quod pellice lena Uteris, et ventri servit arnica manus. Nature vitium scelus est (mihi crede) vel ingens, Quantum vix animo concipis ipse tuo. Turpe quidem dictu si masturbatus ineptit, Intereant digitis gaudia fota suis. Cominus astantem quoties aspeximus illam, Lumine convivas turbidiore notas. 80 Die, rogo, quod scelus est moecham spectare salacem? Aspicimus solem, sydera, templa dei.

s Für ein gestrichenes crudeli. -
t Am Rand ist sub technis angebracht.
76 Adagia 2, 9, 8 (ASD 11/4 223, Nr. 1808). - Der Hafen von Torone in Mazedonien soll sehr still gewesen sein, weil die Hafenkais das Meeresgeräusch dämpften; s. Konstantin Boshnakov, Die Thraker südlich vom Balkan in den "Geographika" Strabos. Quellenkritische Untersuchungen, Wiesbaden/Stuttgart 2003, S. 129.
77 Adagia 2, 6, 34 (ASD 11/4 42-45, Nr. 1534). - Die Kimmerier lebten im äußersten
Norden und in ewiger Dunkelheit.
78 Amyntor verhängte zornig den Fluch der Kinderlosigkeit über seinen Sohn Phoinix, weil dieser seine Geliebte verführt hatte.
79 Anspielung auf den Typus des "servus callidus" in der römischen Komödie.
80 Vgl. Martial, Epigramme, 9, 25, 2.

Avertam vultus tanquam mihi pocula Gorgon 81 Porrigat ante oculos oraque nostra tegam? 82 Si non vis cupidam spectet conviva novercam, Phinea 83 coenando fer, simul Oedipodem. 84 Exoneraturae ventrem 85 levis haeret amicae, Turpiter impenso tentus amore cacat.

Sinergos 86 Ipse tuo adiutor, quod amas, scorto vel adhaeret, Oscula secreto libat amata loco. Zes 87 agit hic moechae iuvenis, simul anxius ardet, Semper amat partes sustinuisse tuas. Comptus adest quem nulla rei sibi causa gerendae Detinuit, moecho notior Aufidio 88 . Nescio quid moechae nebulo suspirat in aures, Procuratorem se cupit esse domus. Thersitae 89 facies, qua non deformior ulla, Daedalea 90 nec adhuc machina tersa manu, Pasiphaes 91 tauro veneris monumenta nefandae Aedita rex Minos triste reliquit opus. ||3r. Pignora quis dubitat desecta parente Suevo 92 Indomitum Rheni post habuisse caput? Victus ab Alcide 93 quoties immanis hiatu, Tot capitum serpens non tamen hydrus abest!

81 Die hässlichen Gorgonen verwandelten jeden. der sie ansah, in Stein: s. Der Neue Pauly, s.v. Gorgo (online).
82 Zu diesen Versen vgl. Martial, Epigramme, 9, 25, 3-5.
83 Der phönizische Königssohn Phineus wurde von den Harpyien gepeinigt, die ihm die Speisen raubten und beschmutzten, so dass er immer hungerte.
84 Odipus, der unwissentlich seinen Vater tötete, seine Mutter heiratete und sich die Augen ausstach, als er es erfuhr. - Zum Vers vgl. Martial, Epigramme, 9, 25, 9f.
85 Vgl. Martial, Epigramme, 10, 48, 7.
86 = adiutor (Gehilfe). - Gemeint ist hier der Generalvikar Johannes Fabri; s. unten Z. 444.
87 zaes, ein Fisch, der lat. faber heißt. - Hier eine Anspielung auf Johannes Fabri.
88 Juvenal, Satiren, 9, 25.
89 Ein hässlicher, schmähsüchtiger Grieche vor Troja.
90 Dädalus, Erfinder des Labyrinths auf Kreta.
91 Gattin des Königs Minos, die Dädalus damit beauftragt hatte, ihr eine falsche Kuh zu verfertigen, um den von ihr geliebten Stier zu täuschen - sie versteckte sich in der Kuh, und der Stier zeugte mit ihr den Minotaurus, der später im Labyrinth eingeschlossen wurde.
92 Johannes Fabri stammte aus Leutkirch (Oberschwaben).
93 Hercules, der gegen die Hydra kämpfte, welcher immer neue Köpfe nachwuchsen.

Belliger hunc domuit duros per mille labores, Icta u Brigantino colluit ossa lacu 94 . Quin aquilam dicunt iecur exedisse Promethei; Herculis hic toelo 95 nunc periisse dolet. Pocula Lenaei 96 siccat Polyphemus 97 in antro, Propinare iubet dulce et ubique melos. Devorat hic avido cyclops et obesa palato, Alvo ut onocrotali laxior esse queat. Saevior Harpyis torvaeque simillima pesti, Quin alienatus mente regesta 98 voret. Plenior est multo distentis ubere vaccis, Nec Cybeles Gallo barba virilis inest. Hospes at exosus maculosae terga videndi Apta magis darum lyncis acumen habet. v Hac liquor intectus cumulo lapidescit harenae, Urinae viciis huncque valere dolet. 99 Nec nisi cum toto, modo mas, modo foemina nexu, Saeva rigens collo flectit hyena caput. w100 Exprimit haec hominis (petiit quem) callida nomen, Enecet accitum nocte silente foras. Castoreum medici varus simul usibus addunt, Amputat hinc testes ponticus ore fiber. Dentibus infixi non est dissolvere nodos, Fracta nisi a morsu fortiter ossa crepent.

At de his in praesentiarum satis, quo illud Vergilii in Buccolicis mihi suffragetur ad calcem quandoque perveniendi: "Claudite iam rivos, pueri! Sat prata biberunt."101 "Ite domum, saturae, venit Hesperus 102 , ite capellae 113 (unde 'capella' in dictis a procacitate) x . Quod si hec non per omnia quadrant

u Von Müller aus Plana korrigiert. -
v Am Rand ist lynx angebracht. -
w Am Rand ist hyena angebracht. -
x Klammern ergänzt.
93 Brigantino lacu: Bregenzer See (= Bodensee).
95 Hercules hatte von Apollo vergiftete Pfeile erhalten. Damit wurde der Adler erlegt.
96 zu Bacchus und zum Wein gehörend.
97 Siehe dazu oben Anm. 54.
98 Hier wohl wie bei L. Junius Moderatus Columella als aufgegrabene Erdklumpen zu verstehen.
99 Vgl. Ovid, Metamorphosen, 15, 414f; Plinius d.A., Naturalis historia. 37, 52. 5.
100 Vgl. Ovid, Metamorphosen, 15, 409f; Plinius
d.Ä., Naturalis historia, 8, 105; 11, 177.
101 Vgl. Vergil, Eclogae, 3, III.
102 Der Name eines Gottes, den die alten Griechen mit dem Abendstern in Verbindung brachten, ehe sie erfuhren, dass es sich dabei um den Planeten Venus, die Göttin des sexuellen Verlangens und der Schönheit, handelte, so dass hier Hesperus als das männliche Pendant von Venus aufzufassen ist.
103 Vgl. Vergil, Eclogae, 10, 77.

aut male coherent tot repetita vicibus et verba et sensus 104 , ignosce tarditati meg, quod nec ad unguem taxarim vitiligatores 105 atque alienorum operum calumniatores. Tu ipse melius nosti, quid in re theologica velitent incassum sycophantae, quantumve pertinax rebellio sophistarum 106 divexet incredulos verbo dei, quove abripiat clamosi veteratoris impostura, cui obvios tergiversari quoscunque in proclivi est, nisi scuto fidei ac certis divinae legis armamentis ex sacrario depromendis undecunque muniti fuerint. Sacrarum litterarum cognitio ubertim tibi suppetit, quod supervacaneum sit a quovis etiam doctissimo ad ilias te adhortari, at verum est illud Ovidii: "Non nocet admisso subdere calcar equo. " 107

Demum, quod his meis naeniis ab illarum te studio abduxi ad ludicra, quibus hanc impendisti horam, ne velis aegre ferre. Ita enim collubitum fuit animo meo te seria tractantem his intercipere lusibus, quo sit facile visu, quid immineat malorum plebis curam agenti inter tot criticos ac malae fidei possessores, apud quos male audit cum evangelica veritas, tum quicunque sit farctus 108 fidei sub apostolis in orbem divulgatae. Interim vale et me ama! Datae sunt in festo divi Thomae apostoli anno 1523 ex vico, etc.

[Ohne Unterschrift.]

Sed ut capere possis, quid per hec similia significaverim, est quidam apud nos Apitius 109 aut potius Sardanapalus 110 , qui in diversoriis cum suo comitatu" rimatur, que sunt abdita, de quo et illud Horatii: "Percontatorem

104 Müller spricht von den in seinen Versen verwendeten Wörtern und vom Inhalt (sensus) seines Gedichtes.
105 =vitilitigatores.
106 Die altgläubigen Scholastiker.
107 Ovid, Epistulae ex Ponto, 2, 6, 38.
108 =fartus; s. Kirsch 1169f.
109 Apicius, ein römischer Feinschmecker und Meister der Kochkunst.
110 Sardanapal (auch Assurbanipal), ein König Assyriens, berüchtigt für seine Ausschweifungen. - Da Müller den hier von ihm angeprangerten Spitzel mit einer politischen Figur, bzw. mit Sardanapal, in Verbindung bringt, dem es möglich war, Menschen zu verhaften (s. unten Z. 511f), wird hier der seit 1489 immer wieder abwechslungsweise belegte Chamer Obervogt und Hauptmann Heinrich Schönbrunner d.Ä. (gest. 22. Juni 1528) gemeint sein, der nicht mit seinem gleichnamigen Sohn (gest. 6. Juni 1537), Hauptmann und Verfasser einer Chronik, und ebenfalls vehementer Gegner der Reformation,
zu verwechseln ist; s. Franz Carl Stadlin, Die Geschichten der Stadtgemeinden Zug [=Topographie des Kantons Zug IV], Luzern 1824, S. 310f (zum Vater); 399 (zum Sohn), Anm. 401; Wilhelm Meyer, Der Chronist Werner Steiner (1492-1542): ein Beitrag zur Reformationsgeschichte von Zug, in: Der Geschichtsfreund. Mitteilungen des Historischen Vereins Zentralschweiz LXV, 1910, 5. 91, Anm. 5; 102; 112f; 128; 129 und Anm. 5; 130 (zum Vater); HBBW III 110, Anm. 4; VII 226, Anm. 9 (zum Sohn).
111 Sehr wahrscheinlich der Zuger Hauptmann Thomas Stocker (gest. 25. Mai 1528), der sehr oft in Verbindung mit Schönbrunner d.Ä. belegt ist, und der vermutlich erst später und nur für kurze Zeit auch Vogt des Thurgaus wurde; s. Meyer aaO, 5. 72. 83. 112f. 117f. 124. 126. 128f. - Sowohl beide Schönbrunner als auch Stocker waren Bullinger sehr wohl bekannt; s. HBRG Reg.; HBBW I

fugito, nam garrulus idem est."112 Unum quaerit, quot habuerit filios diva Maria virgo, alterum, quid sentiat aliud in re Luterana, ut nihil ininvestigatum relinquat delator impiissimus. Et quod istiusmodi sit homo, apparet ex totius corporis lineamentis, vita et moribus. Sed quid ultra de hoc Lynceo dicam, cui facta est potestas, ut y hommes, qui sunt z in fidei simplicitate sane quam perspicaces, ergasculis tradat, cui nec lex ipsa divina nec illius opera cordi sunt, 113 qui fere descivit a Christo et a aa doctrina apostolorum, cui nec est lectio sacrarum litterarum, quem posset vincere subulcus quispiam integra fide satis superque suspiciendus. Sed vino ingurgitari die noctuque esset apud illum in magno pretio! Inquietius malum non est inventu facile in territorio Tuginorum, sed parcat ei deus, qui alias parcit nemini homo perditissimus et odio et invidia, tum aliis animorum cladibus. Quid denique prae se ferat et cuius praetextu hec struat mala, possum tibi recensere, dum soli fuerimus a colloquio. Iterum bene vale.

Potuissem plura ab his rudimentis in re poetica saniora immiscuisse, sed a consilio fuit ea omittere ad tempus, quo magis se accommodabunt. Iterum parce fervori et iactantiae, qum nihil ex me sit nisi peccatum."114

[Ohne Adresse.]

y Über der Zeile nachgetragen. -
z Über der Zeile nachgetragen. -
aa Über der Zeile nachgetragen.
und II, Reg. (Stocker); III-VII, Reg. (Schönbrunner d.J.).
112 Hora:, Epistulae, 1, 18, 69.
113 Vgl. Röm 2, 15.
114 Vgl. Joh 9. 34; 1Tim 1, 16.