Projektseite Bullinger - Briefwechsel © Heinrich Bullinger-Stiftung
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Kapitel 

[2927]

Ambrosius Blarer
an Bullinger
[Konstanz],
22. Juni [1547]

Autograph: Zürich StA, E II 357a, 549 (Siegelspur) Teildruck und zusammenfassende Ubersetzung: Blarer BW II 634, Nr. 1450

[1] Erst gestern hat Blarer geschrieben [nicht erhalten]. Nun erfährt er durch einen in Nürnberg am 14. Juni verfassten Brief eines Mannes [...], dass Kaiser Karl V. dem Herzog Erich von Braunschweig-Calenberg Truppen und 1'500 Reiter geschickt hat, die dann alle von Wilhelm von Thumshirn getötet worden seien. Das wird dem Kaiser große Sorgen bereiten! - [2] In Ulm sind die [Reichsstände] zur Gründung eines neuen [Schwäbischen] Bundes versammelt. - [3] Bullinger soll beiliegenden Brief Hans Schöner geben und diesem bei Bedarf auch Geld vorschießen. Blarer erwartet nämlich eine Geldsendung für Schöner, die er diesem mit dem ersten sicheren Boten zukommen lassen wird. -[4] Bitte um Gebet. Gruße. -[5][P.S.:]Blarer empfiehlt hiermit Marcell Dietrich von Schankwitz, der sich freut, Bullinger kennenzulernen. Er und seine fromme Gattin [Anna, geb. Zehntmeier](beide sehr liebenswürdige Menschen) seien Bullinger empfohlen.

Lieber herr und brüder. Auff gestert hab ich euch geschriben. 2 Yetz kompt weyter zeytung 3 von Nürenberg von ainem redlichen man 4 (ist der brieff geben zu Nurnberg 14. iunii a5 , das der kaiser 6 1'500 pferdt dem hertzog Erichen von Braunschweyg 7 sampt ettlichen fendlin knechten zugeschickt habe, im hilfflich ze sein, die aber ze spat kommen und all von dem Thumhirn 8 erschlagen seyen. Man maint, es werde dem kaiser vyl ze schaffen 9 .

Zu Ulm ist man yetz by ainander, ain newen pundt uffzerichten. 10

a Klamme en ergänzt.
11 Der Name von Freys Gattin ist unbekannt.
1 Das Jahr ergibt sich aus dem Briefinhalt.
2 Nicht erhalten; s. Nr. 2935, Anm. 49.
3 Nachricht.
4 Unbekannt.
5 Nicht in Blarer BW.
6 Karl V.
7 Erich II. von Braunschweig-Calenberg (1528-1584).
8 Wilhelm von Thumshirn. - Zur Angelegenheit vom 23. Mai s. bereits Nr. 2911, Anm. 29, und Nr. 2918, Anm. 18.
9 vyl ze schaffen: viele Sorgen verursachen.
10 Der Kaiser hatte vor, einen neuen Schwäbischen Bund zu errichten; s. HBBW XIX 166, Anm. 105. Deshalb wurden im Februar 1547 die Reichsstände nach Ulm bestellt; s. Nr. 2888 mit Anm. 21. Die Verhandlungen begannen am 13. Juni,

Dem güten Schöner 11 weht bygelegten brieff ze uberantwurten unbeschwert sein 12 , ime ouch gelt furstrecken, so er des noturfftig. Ich wart all tag, gelt von seinen wegen 13 ze empfachen. Schick ich im by erster gewisser 14 bottschafft.

Bittend gott trulich, trulich, trulich für unß. 15 Grutzt yederman. Datum 22. iunii.

A. Bl.

Huncce d. Marcellum 16 nostrum mire flagranti desiderio videndi tui diligenter tibi cum pientissima uxore sua 17 commendo. Hommes sunt plane digni, qui ab omnibus bonis amentur.

[Adresse auf der Rückseite:] Praestantissimo viro d. Heinricho Bullingero, amico velut fratri suo longe omnium charissimo. 18