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Kapitel 

[2766]

Josias Simler
an Bullinger
Basel,
23. Januar 1547

Autograph: Zürich ZB, Ms F 62, 478 (Siegelspur) Ungedruckt

[1]Simler hat zwar kaum etwas Mitteilenswertes, schreibt aber trotzdem, um den gegenwärtigen zuverlässigen Überbringer [Isaak Keller] nicht ohne einen Brief nach Zürich gehen zu lassen, zumal dieser es sehr wünscht, Bullinger brieflich empfohlen zu werden. Es handelt sich um einen guten Freund, der Simon Grynäus' Stiefsohn ist und sich dem Studium ziemlich eifrig widmet, wie Bullinger von dessen Begleitern [Francisco de Enzinas und Johannes Oporin] wohl erfahren wird. [2]Josias hat das von Bullinger übermittelte Geld und den beigelegten Brief gut erhalten und dankt dafür. Noch weiß er nicht, wie es mit seinem Studium weitergehen wird. Doch werden sich bestimmt Bullinger und Josias' Vater [Peter Simler]darüber beraten und einen guten Entscheid treffen. [3] In Basel lehrt jetzt Celio Secondo Curione, ein vortrefflicher Rhetoriklehrer und Redner. Simler ist von dessen Vorlesung beeindruckt. Es gibt auch eine gute Vorlesung im Fach Mathematik, dessen Fehlen im Lehrangebot der Zürcher seines Erachtens eine Lücke darstellt. Josias liebt das Fach sehr. Deshalb würde es ihm nichts ausmachen, wenn er in Basel bleiben müsste und sein Studium nicht woanders fortsetzen könnte. Bullinger möge bei Gelegenheit seinen Beschluss mitteilen. [4]Gruß an Anna [geb. Adlischwyler] und an die ganze Familie. Grüße von Simlers Hausherrn [Konrad Wolfhart] sowie von Huldrych Zwingli d.J.

Gratia et pax a domino per Christum Iesum. Etsi nihil magnopere necessarium habebam, quod scriberem, Bullingere, pater charissime, tamen, cum haberem, cui recte darem litteras, adolescentem hune 2 summa mihi familiaritate coniunctum, non potui ipsum inanem dimitter a , cum praesertim ipse maxime optaret aliquas a me habere litteras. Est autem Grinei 3 privignus, iuvenis bonus litterisque satis intentus (quod ex ipsius comitibus 4 te cogniturum

a In der Vorlage dimitterem.
1 Das Jahr geht eindeutig aus Z. 9f und 13-15 hervor.
2 Gemeint ist (wie aus dem Folgenden hervorgeht) Isaak Keller (1530-1596). Er war ein Sohn von Simon Grynäus' zweiter Frau Katharina Lompart aus deren erster Ehe. Zwischen 1553 und 1579 wirkte er als Professor der Medizin in Basel; s. Henrich, Mvconius BW 693, Anm. 247. — Der Jugendliche unternahm (vermutlich am 24. Januar) die Reise
nach Zürich in Begleitung von Johannes Oporin und Francisco de Enzinas. Seine Rückreise nach Basel trat er wohl am 2. Februar in Begleitung von Oporin an; vgl. Nr. 2761,63; Nr. 2783, Anm. 1; Henrich, Myconius BW 934, Nr. 1050. Am 6. Februar ist er wieder in Basel nachgewiesen; s. Nr. 2797,9f.
3 Simon Grynäus.
4 Gemeint sind Enzinas und Oporin; s. oben Anm. 2.

haud dubit[o]b ). Est quoque mihi summa summa familiaritate coniunctus.

Pecunias una cum litteris accepi, quas ad me perferendas curasti, ob quas magnas tibi habeo gratias. 5 Etsi autem de meo negotio 6 nihil adhuc certi habeam, tamen non dubito, quin, quod maxime in utilitatem rneam sit, consulturus patri 7 sis.

Habemus nunc rhetorem egregium et, ut videt[ur], oratorem praestantem, Coelium Secundum, 8 cuius lectio dici non pot[est] quam mihi placeat meque detineat. Est quoque mathematum lectio bon[a] apud nos, 9 mea quidem sententia qua vos carent, quandoquidem studia mirum in modum me alliciunt afficiuntque, ut non ingratum futurum sit, si Basilee sit manendum, si alio proficisci non possem. Te quaeso, ut, cum vacaverit, me certiorem de tua sententia reddas.

Dominus te omnemque familiam quam diutissime incolumem conservet! Plurimam quoque meo nomine uxori 10 ac omni famihie salutem dicito. Salutem plurimam tibi dicunt dominus meus 11 et Zvinglius 12 . Datum Basilee, 23. ianuarii.

Tibi omni tempore deditissimus Josias Simlerus.

[Adresse auf der Rückseite:] Vigilantissimo Tigurina ecclesie pastori, domino Heinricho Bullingero, domino et patri suo colendissimo.

b Hier und unten Textverlust durch Papierverlust.
5 Vgl. Nr. 2757,15 (wo auch der Brief erwähnt ist).
6 Es ging dabei um Josias Simlers weiteres Studium. Er konnte nach vielen Bitten im Frühsommer 1547 erreichen, dass sein Vater Peter Simler ihn nach Straßburg ziehen ließ (s. Josias Simler an Bullinger, 1. Juni 1547, Zürich StA, E lI 340, 373), obwohl dieser gewünscht hatte, dass Josias sein Studium so schnell wie möglich abschließen würde (s. HBBW XVI 219f).
7 Peter Simler.
8 Zu Cello Secondo Curiones Ankunft und
Tätigkeit in Basel s. Nr. 2735, Anm. 2. Im Jahr 1547 las Curione in Ablösung von Johannes Hospinian über die Reden von Cicero oder Demosthenes sowie über die Rhetorica ad Herennium; s. Thommen, Übersichtstabelle IX (nach S. 348).
9 Der Mathematikunterricht wurde damals von Wolfgang Wissenburg erteilt; s. Athenae rauricae 411; Thommen 114.
10 Anna, geb. Adlischwyler.
11 Konrad Wolfhart (Lycosthenes); s. HBBW XVI 219, Anm. 4.
12 Huldrych Zwingli d.J.