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Kapitel 

[2736]

Francisco de Enzinas
an Bullinger
[Basel],
1. Januar 1547

Autograph: Zürich StA, E II 366, 42 (Siegelspur) Druck: Boehmer, Dryander 403f, Nr. 17; Druck und spanische Übersetzung: Enzinas BW 160-163, Nr. 20

[1] Es tut Enzinas furchtbar leid, dass er weder zu Weihnachten noch jetzt mit Johannes Herwagen nach Zürich gekommen ist. Er hätte so gerne die Gottesdienstform der Zürcher kennen gelernt und sich mit Letzteren ausgetauscht. Doch wird er derzeit leider wegen Bagatellen davon abgehalten. Wenn nichts Unerwartetes eintrifft, hofft er, in etwa 20 Tagen die geplante Reise anzutreten. [2] Kaiser Karl V. soll von den Toten auferstanden sein und unerwartet gesiegt haben. Vielleicht entspricht dies Gottes Plan, ihn nämlich nach einem Sieg noch tiefer fallen zu lassen; denn Enzinas kann nicht glauben, dass Gott seine Kirche diesem Tyrannen ausliefern wird. Bestimmt will er nun die Seinen züchtigen. [3]Enzinas fragt sich, ob die Helvetier klug handeln, wenn sie in diesen gefährlichen Zeiten, die für sie noch bedrohlicher sind als für die deutschen Protestanten, auch weiterhin nichts tun. Ferner wird der Kaiser sich jedes einzelnen [Ortes] viel leichter bemächtigen können, als wenn alle [Orte] zusammenhielten. Demzufolge wäre es ganz unvernünftig, wenn einige [Orte]1 allein in den Kampf zögen, weil die anderen ihnen nicht helfen wollen. Doch was vermag die menschliche Hilfe? Der Sieg kommt ja vom Himmel. [4]Herzog Moritz von Sachsen soll vom dänischen König Christian III. und von den Hansestädten geschlagen worden sein. Wenn dies nur wahr wäre! Wissen die Zürcher etwas dazu? [5]Der für Christoph Froschauer bestimmten Sendung des Basler Buchhändlers Heinrich Petri hat Enzinas ein Buch [...]für Hieronymus Sailer beigelegt. Sobald Bullinger dieses erhält, möchte er es an Sailer weiterleiten. Das Gleiche gilt auch für den Brief Enzinas wird Bullinger all die dadurch entstandenen Ausgaben zurückerstatten, sogar mit einem Zins. [6]Grüße an Konrad Pellikan und Theodor Bibliander; denen Enzinas ein gutes neues Jahr wünscht. Auch Bullinger und dessen Familie wünscht er alles Gute.

9 Anna, geb. Adlischwyler.
10 Von Bullingers Kindern lebten zu diesem Zeitpunkt Anna (geb. 1530), Margaretha (1531), Elisabeth (1532), Heinrich (1534), Hans Rudolf (1536), Christoph (1537), Veritas (1543) und Dorothea
(1545). — Am 19. Mai 1547 wurde der Sohn Felix geboren (s. HBD 35,1-4).
1 Gemeint sind die vier protestantischen Orte.