Projektseite Bullinger - Briefwechsel © Heinrich Bullinger-Stiftung
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[245]

Johannes Zwick an
Bullinger
[Konstanz],
21. Juli 1533

Autograph: Zürich StA, E II 364, 3f. Siegelspur. -Ungedruckt

Die Geistlichen des Bistums Konstanz freuen sich über das gegen die Reformierten gerichtete Urteil. Papst und Kaiser sind für die Einberufung des Konzils. Es wird erzählt, der französische König lasse zu, daß das Evangelium gepredigt wird. Was Melchior Hoffman in Straßburg treibt, wird Bullinger erfahren haben. Grüße.

8 In Zwinglis Jeremia-Erklärungen, 1531 (Z XIV 621, 19-22); s. auch oben S. 155, 7f.
9 Heinrich Lavater, ca. 1517-1535, Sohn des Landvogts von Kyburg und späteren Bürgermeisters von Zürich, Hans Rudolf Lavater 1532 wurde er als Kostgänger im Hause Bullingers aufgenommen. Seit dem Sommer 1534 studierte er zusammen mit Otto Werdmüller in Straßburg, wo er bei Jakob Bedrot aufgenommen wurde. Am 4.Juli 1535 ertrank er beim Schwimmen in der III. -Lit.: Njbl. von der Gesellschaft der Herren Gelehrten auf der Chorherren, Zürich 1781; Bonorand, Studierende 226; Stucki 20. 133-137.
10 Otto Werdmüller.
11 Gemeint ist Heinrich Lavater.
12 Hans Rudolf Lavater.
13 Vgl. Ps 37, 28.
14 Aller Wahrscheinlichkeit nach Hieronymus Artulf (Artolphus, Rhetus), gest. 1541, aus Chur. Er immatrikulierte sich 1509/10 an der Universität Basel und war 1519 Schulmeister an der Münsterschule. Später widmete er sich medizinischen Studien. 1538 wurde er Rektor der Basler Universität. 1540 war er Professor für Logik und verfaßte im gleichen Jahr die Basler Studienordnung. Zu Lebzeiten Oekolampads und Zwinglis vermittelte er wiederholt Briefe zwischen Basel und Zürich; mit Zwingli stand er in schriftlichem Kontakt. -Lit.: Z VII 216f. VIII 821; Basel, Matrikel I 298. II 19 (mit weiterer Lit.); HBLS I 450.

Salus et pax Christi.

Sacrifici, quibuscum iam longa nobis lis est 1 , triumphant suo iuditio, quanquam non ideo albis equis vehantur 2 , quod a vestris sententiam contra nostros obtinuerunt 3 . Mirum est certe in tanta gratia esse posse eos, qui tanta vafritie imponunt toti mundo. Quanta vero est mundi caecitas, quod perpetuo tenebras amat pro luce 4 et mendatium complectitur pro veritate 5 . Sed videbimus, quid futurum sit. Tametsi enim non simus, quales deceret esse, tamen confitemur dei verbum, idque sine tumultu et cuiuspiam offensa. Quodsi post nostram patientiam nostri miserebitur dominus, adiutor in tempore 6 , sentient sacrifici, quam intollerabile sit in domini manus incidisse 7 .

Pontifex cum caesare parati sunt concilium celebrare, sed non aliis conditionibus, quam quae in rem suam faciant, scilicet ut actores sint, testes et iudices 8 .

De rege Galliae non infoelitia narrantur, si vera sunt, nempe quod sua autoritate evangelium Christi iam aliquandiu praedicatum sit 9 . Quod si fabula est, utinam fiat hystoria, si hystoria, utinam hanc confirmet dominus caelesti spiritu.

Quae monstra 10 pariat Melchior ille Hoffman, forte ex Argentorato cognovisti 11 . Dominus Iesus Christus tueatur seipsum contra nocentissimas et omnis generis sectas, tueatur quoque - nam satis tutus est ipse -, quotquot nomen dederunt suae iustitiae, ut per hanc solam salvi fiant. Amen.

Haec obiter et raptim, ne videar omnino tui oblitus.

Commendo precibus tuis me, fratrem tuum, praecipue vero ecclesiam Constantiensem. Ambrosius 12 iussit tibi multam ||4 salutem adscribere.

Vale.

21. iulii 1533.

1 Gemeint ist der Streit zwischen der Stadt Konstanz und den Geistlichen des Bistums wegen der Thurgauer Zinseinkünfte, s. oben S. 131, Anm. 9.
2 Wie bei einem Triumph auf weißen Pferden vorausreiten; bei weitem übertreffen, vgl. Adagia, 1, 4, 21 (LB II 159f) und Georges I 291. -Hier vielleicht eher im Sinne von «auf dem hohen Roß sitzen».
3 Offenbar hatte die Badener Tagsatzung vom 25. Juni 1533 das früher vom Landgericht in Frauenfeld gefällte Urteil bestätigt, in welchem die Zinseinkünfte den Geistlichen zugesprochen worden waren. Der Entscheid ist zwar in den Abschieden selbst nicht enthalten, geht aber aus einem Brief der Straßburger Dreizehn an Konstanz vom 15. Juli (PC II 195) und einem Schreiben Berns an Konstanz vom 25. Juli (EA IV/1c 107) hervor; s. auch die diesbezügliche Mitteilung im Brief Blarers an Bucer vom 19. Juli 1533 (Blarer BW I 405).
4 Vgl. Joh 3, 19.
5 Vgl. Röm 1, 25.
6 Vgl. 2Kor 6, 2.
7 Vgl. Hebr 10, 31.
8 Zu den zwischen Clemens VII. und Karl V. ausgehandelten Bedingungen für die Einberufung eines Konzils, die hier frei interpretiert werden, s. im einzelnen oben S. ,46f, 14-22 und Anm. 10.
9 Grundlage für solche Gerüchte und für die Hoffnungen der Reformierten waren wohl die Vorgänge in Paris im April und Mai 1533. Gérard Roussel, der Hofprediger der evangelisch gesinnten Schwester Franz' I., Marguerite Königin von Navarra, predigte während der Fastenzeit 1533 im Louvre, worauf er von den Theologen der Sorbonne scharf angegriffen wurde, die seine Predigten als häretisch verurteilten. Auf den Rat des Bischofs von Paris verbannte Franz I. im Mai den Wortführer, Noel Bédier, mit einigen Kollegen aus Paris, s. Alexandre Ganoczy, Le jeune Calvin. Genèse et évolution de sa vocation réformatrice, Wiesbaden 1966. - Veröffentlichungen des Instituts für europäische Geschichte Mainz, Bd. 40, S. 62f; s. noch unten S. 179, 45-180, 52.
10 Vgl. unten S. 160, 16-19.
11 Siehe oben S. 146, 2-5.
12 Ambrosius Blarer.

Salutabis meo nomine Leonem 13 , Carolstadium et bonos quosvis, praecipue Theodorum 14 .

Ex pectore

tuus Io. Zuick.

[Adresse darunter:] Ornatissimo viro Heinricho Bullingero, observando multis nominibus.