Projektseite Bullinger - Briefwechsel © Heinrich Bullinger-Stiftung
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[2631]

[Johannes Haller]
an Bullinger
[Augsburg],
18. Oktober 1546

Autograph: Zürich StA, E II 370, 24f (Siegelspur) Ungedruckt

[1]Bullinger soll den vorliegenden Brief an Hallers Schwiegervater [Ulrich Kambli]schicken, der sich über Hallers zu kurze Nachrichten beklagt. Der Brief ist auf Deutsch verfasst, damit der Schwiegervater ihn lesen kann und Bullinger ihm nicht alle Einzelheiten erzählen muss. [2]Als die [kaiserlichen]Italiener am 7. Oktober Streifzüge in die Gegend von Donauwörth unternahmen, ließ die Augsburger Obrigkeit ihnen in der Nacht zu Pferd nachsetzen. Es wurden etliche Kaiserliche getötet und acht gefangen nach Augsburg gebracht. Das Hauptheer des Kaisers [Karl V.] lag damals noch bei Nördlingen, gegenüber den [Schmalkaldenern]. [3] Einige Tage zuvor hatten die Augsburger drei Fähnlein als Besatzung nach Lauingen geschickt, denen sich zwei württembergische Fähnlein anschlossen. Am gleichen Tag [d.h. am 7. Oktober] ist auch die kaiserliche Truppe, die am Samstag davor [richtig: am Samstag danach, 9. Oktober] Donauwörth eingenommen hatte, in Richtung Lauingen gerückt. Sie bestand aus 5'000 überwiegend italienischen Soldaten, unter ihnen viele Reiter. [4] Nach der Einnahme Donauwörths befürchtete man eine Ausdehnung des Krieges bis nach Augsburg. Die Ratsherren befahlen daher [Sebastian]Schertlin [von Burtenbach], sich nach Augsburg zu verfügen. Dieser zog also an dem angeführten Tag [richtig: am 12.]mit 90 Pferden und ebenso vielen Hakenschützen vom Hauptheer bei Nördlingen in Richtung Lauingen. Er meinte, dass er zu den dort liegenden fünf Fähnlein gelange, wusste aber nicht, dass die Spanier am gleichen Tag vor diese Stadt gekommen waren. Als er nun abends dort ankam und die Feuer der Feinde sah, dachte er, es seien die fünf [schmalkaldischen] Fähnlein. Er fragte ihre Wachleute, wo die Hauptleute der augsburgischen Fähnlein wären. Gott sei Dank waren es Italiener, die ihn nicht verstanden. Er erkannte sie auch nicht [als kaiserliche Soldaten], ritt mitten durch sie hindurch und rief vor dem Lauinger Stadttor, man solle ihn einlassen. Doch die in Lauingen hielten ihn für einen Feind und schossen. Er rief dass er es sei, aber sie konnten nicht glauben, dass er heil durch die Feinde gekommen war. Und so musste er noch zwei Stunden vor der Stadt ausharren. Dann musste er allein durch einen heimlichen Einlass hinein, ehe die anderen ihm folgen durften. Das geschah am 13. Oktober um drei Uhr morgens. [5] Um sechs Uhr morgens des gleichen Tags ritt Schertlin wieder weg. Die 90 Hakenschützen ließ er in Lauingen. Inzwischen setzten ihm die Kaiserlichen mit einem Reitergeschwader von etwa 300 Mann nach. Aber durch wundersame Fügung Gottes ließ es Schertlin und seine Reiter ungehindert vorüberziehen. Als diese ein anderes Reitergeschwader erblickten, glaubten sie sich dem Tode nahe, und Schertlin hielt sie alle dazu an, sich als mutig zu erweisen. Sie

g Siehe oben Anm. a.
15 Theodor Bibliander.

meinten, das erste Geschwader habe sie absichtlich vorbeiziehen lassen, damit sie eingeschlossen würden. Doch das vordere Geschwader begann zu fliehen, so dass sie weiterziehen konnten. Danach begegneten sie auf einer Anhöhe acht Pferden und rannten gegen den vermeintlichen Feind an; es waren aber Freunde, und diese nahmen sie mit sich. [6] Die Spanier unternahmen inzwischen Raubzüge bis nach Augsburg. Doch Schertlin konnte im Schutz der Wälder bis zu seinem Wohnsitz nach Burtenbach gelangen. [7] Unterdessen hatte Lauingen sich ergeben. Zuvor aber hatten sich die fünf [schmalkaldischen] Fähnlein aus der Stadt schleichen können und brachen in Richtung Augsburg auf wurden jedoch bald von den Spaniern verfolgt. Es gab viele Tote auf beiden Seiten. Die Spanier raubten den [Schmalkaldenern] Geschütz und Proviant. Ohne den von den Wäldern gewährten Schutz hätten diese noch mehr Tote hinnehmen müssen. [8] In Burtenbach wurde Schertlin auch beinahe überfallen. Er beließ in seinem Territorium die Schützen, die zuvor schon dort stationiert waren, und ritt durch die Wälder nach Augsburg, wo er um neun Uhr abends ankam und eingelassen wurde. Niemand war informiert. Die Trompetensignale, die bei seiner Ankunft abgegeben wurden, hielt Haller für das Alarmsignal eines Angriffes. Doch es war Schertlin! [9] Am Morgen des 14. Oktober zog dieser mit sechs Fähnlein und 200 Kavalleristen hinaus, den fünf sich noch draußen in den Wäldern versteckenden, schutz- und munitionslosen Fähnlein aus Lauingen zu Hilfe. Am Abend kam er mit ihnen sowie mit zwei anderen Fähnlein, die in Donauwörth gelegen hatten, wieder zurück. [10] Am 14. Oktober bewegte sich auch das Hauptheer der Kaiserlichen von Nördlingen in Richtung Ulm. Es ließ 2'000 Pferde zurück, auf die der Landgraf stieß und von denen er bis an die 1'000 tötete. [11] Ulm soll auch schon angegriffen werden. Doch haben die Ulmer ein großes einheimisches Heer bei sich auf einer Höhe [Elchingen] positioniert. Zudem sind auch acht eidgenössische Fähnlein da. Das [schmalkaldische]Hauptheer zieht dem kaiserlichen Heer nach. Hinzu kommen [Herzog Ulrich von] Württemberg mit seinen Truppen sowie Schertlin. Gott möge es gut werden lassen! [12] Die Augsburger Obrigkeit ist seit drei Tagen ohne Nachricht aus dem Lager. Man fürchtet sich aber nicht; nur vor Verrätern. Deshalb hat die Augsburger Obrigkeit am Fischmarkt einen Galgen aufgestellt, an dem jeder ohne Gnade erhängt werden soll, der angsteinflößende falsche Gerüchte verbreitet, Verdächtiges schreibt oder eine Meuterei anzettelt. [13] Dieser Tage war Ulrich Escher bei Haller. Er wäre gern Hauptmann geworden, doch wurde ihm dies abgeschlagen, weil es jetzt ungelegen ist. [14] Zwei Pfarrer [...] sollen von den Kaiserlichen gefangen genommen und erhängt worden sein. Ein anderer [...] wurde von Spaniern auf grausame Weise entmannt und zu Tode gefoltert; dies sei die Strafe für sein nicht gewahrtes Keuschheitsgelübde, meinten die Spanier. [15][Thomas]Naogeorg bedankt sich sehr für Bullingers Bemühen. Er hat von Kurfürst [Johann Friedrich] die Erlaubnis erhalten, seinen Hausrat aus Sachsen holen zu lassen. Die Augsburger entsandten ihn bis zur Beruhigung der Lage nach Kaufbeuren. Haller weiß aber nicht, ob Naogeorg dort bleiben wird. [16]Gruße von [Sebastian]Lepusculus und [Hieronymus] Gunz, die sich bei ihm befinden. Grüße an die Pfarrkollegen, an die Familie, an den Schwiegervater und an Johann Heinrich Göldli. Grüße auch von dem vielbeschäftigten [Georg] Frölich. [17][Hans] Vogler [d.A.] wollte, dass Haller sich um seinen Sohn [Hans Vogler d.J.]kümmert, was nicht so sehr Haller als vielmehr ihm nachteilig ist. Wenn dieser die Kosten nicht scheut, wird Haller sich bemühen, den Sohn bei dem Ratsschreiber [Wolfgang Hebenstreit?] in Dienst zu geben, wo auch andere [Unter]schreiber angestellt sind. Bullinger soll dies dem Vater ausrichten. [18]Bullinger möchte auch diesen Brief durch Hallers Schwiegervater nach Bülach befördern lassen.

S. per dominum lesum Christum. Peto abs te, dilecte pater, ut has meas etiam socero meo 1 legendas mittas. Audio enim ipsum aegre ferre, quod brevius ipsi scribo de rebus praesentibus, cum tamen tantum mihi non sit

1 Ulrich Kambli. - Zum Grund, warum Haller seinem Schwiegervater nur noch
mit Vorsicht Nachrichten vermittelte, s. HBBW XVII 188f,32-38.

ocii, ut verbotim 2 singulis singula scribam. Ne autem tu etiam onereris eis enarrando singula, Germanice scribo, ut et ipsi 3 legere possint.

Amm 7. tag diß monets, als die Weltschen 4 über Donawerd hinuff gestreifft 5 , habendt mine herren etliche pferd uß der statt bi nacht lassen uff si streifen 6 . Die habend ir 7 etlich ankommen 8 etlich erwürgt undt 8 gfangen herin 9 bracht, tütsch und weltsch. Darzwüschend ist der groß huff 10 deß keisers 11 noch 12 bi Nörlingen 13 gegen dem unseren glegen.

Etlich tag aber darvor habendt min herren drü fennli gen Laugingen zu einer bsatzung gschickt. Zu denen sind auch zwei wirtenbergische kommen und bis uff obgemelten tag zu Laugingen glägen. Uff disen tag 14 auch hatt der huff, 16 so am sampstag darvor 15 Tonawerdt hatt ingnommen, hinuff für Laugingen geruckt. Sind bis inn 5'000 gsin 17 , der mertheil weltsch, vil zu roß.

Als nun Tonawerd ingnommen was und ein schreck kam, das man sich besorgt, der krieg möcht sich für Augspurg ziehen oder wir möhtendt in yl überrumplet werden, habend min herren in yl dem Schertlin 18 enbotten 19 , das er sich zu der statt 20 mache mitt siner person. Deßhalben auch uff obgemelten tag der Schertlin uff den abend mitt 90 pferden und so vil haggenschützen 22 von dem großen huffen bi Nörlingen geritten ist und uff Laugingen zu bi der nacht gezogen, der meinung, zu den 5 fennli, so darinn glegen, 23 zu kommen. Hatt aber kein kuntschafft ghept 24 , das die Spanger 25 desselben tags 26 darfur kommen sindt. Als er nun gegen dem stettlin gritten und die für 27 der fyend gsehen, hatt er gmeint, es syend die 5 fennli fründ. Und ist inen inn die wacht 28 geritten und zu den füren, si angsprochen und gefragt, wo die hauptlüt von Augspurg syend. Do hatt es gott gfügt, das si 29

2 Mit Worten.
3 Der Schwiegervater und seine Familie.
4 Italiener; s. Nr. 2607, Anm. 16.
5 einen Streifzug (Raub- oder Beutezug) gemacht haben; s. SI XI 2132f.
6 uff si streifen: ihnen nachstellten; vgl. SI XI 2133.
7 ihrer; von ihnen (Genitiv Plural).
8 ergriffen.
9 Nach Augsburg.
10 das Hauptheer.
11 Karl V.
12 nahe.
13 Nördlingen. — Zum Abzug von dort s. unten Anm. 73.
14 Gemeint ist der 7. Oktober; s. oben Z. 6.
15 Richtig: Am Samstag danach, 9. Oktober. Aus dieser und den nachfolgenden Zeitangaben geht hervor, dass Haller die chronologische Ordnung der Ereignisse
nicht überblickte. — Zur Einnahme Donauwörths s. Nr. 2619,2-4 mit Anm. 2.
16 vor.
17 gewesen.
18 Hauptmann Sebastian Schertlin von Burtenbach.
19 befohlen.
20 Augsburg. —Vgl. dazu wie auch zum Folgenden: Schertlin, Leben 53-56; Paulus, Schertlin 73.
21 Richtig: der Abend des 12. Oktober; vgl. Paulus, Schertlin aaO.
22 Schützen mit Hakenbüchsen.
23 Die oben in Z. 11-13 erwähnten Fähnlein.
24 kein kuntschafft ghept: keine Kenntnis gehabt.
25 Spanier.
26 Am 12. Oktober.
27 Feuer.

die Walchen 30 habend antroffen; sonst werind si verraten worden. Dann die Walchen si für fründt ghept 31 und habend nitt verstanden, wornach si gefragt. Der Schertli hatt si noch nitt bkennt 32 und gmeint, si wellind imm sunst kein bscheid gen 33 . Und ist mitten durch si gritten an die thor zühin undt grüfft, man söll imm uffthun. Die inn der statt habend gmeint, es syend find, und habend uff si abgschoßen. Der Schertlin hatt geschrüwen, er si 34 da. Darab sich die burger endtsetzt, wie er dahin kömm durch die find. Habend imm nitt wellen glauben, das 35 es sich so lang verzogen 36 , das, wo gott nitt sonderlich verhüt, si von fründen und fynden werind erwürgt worden. Hatt also gar nach 37 zwo stund vor der statt ghalten 38 und si 39 zletst dahin bracht, das man si 40 zu eim heimlichen inlaß hatt gwisen. Da hatt der Schertlin zum ersten allein hinin müssen. Als si inn nun gsehen, habend si die anderen auch inhin glassen. Ist bschehen umb drü gegen tag, amm 13. amm morgen.

Darnach, umb die 6 amm 13. tag octobris, ist er wider hinweg gritten. Hatt man imm das Tunawthor ufthon. Darzwüschend ist man sin innen 41 worden ins keisers läger und hatt ein gschwader rüter uff inn ghalten 42 , glich vor der statt uß, die er uff 300 gschetzt (die 90 haggenschützen hatt er imm stettlin glassen). Als si 43 aber in ir ordnung fürzogen 44 habend sis 45 lassen fürziehen uß sonderer schickung gottes. Bald habend si 46 ein ander gschwader vor inen gsehen. Do habend si sich zu sterben verwegen 47 , und der Schertlin si trostlich vermanet, das si all sich uff eim huffen 48 weltend finden laßen als eerlich lüt. Habend gmeint, das erst gschwader habs mit flyß 49 ||24v. lassen fürziehen, damitt sy in die mitt kommindt. Gott aber hatts geschickt, das das vorder gschwader anghept 50 hatt zd fliehen und sind hinweg gruckt (des si 51 gott danckt!) a und in ir ordnung fürzogen. Habend 52 darnach ein bergli vor inen ghept. Als si nun hinuff gritten sindt, habend si 8 pferd oben amm berg gsehen halten. Und als si gmeint, es syend fynd, sind si

a Klammern ergänzt.
28 inn die wacht: zu den Wachleuten.
29 Schertlin und seine Begleiter.
30 Italiener; vgl. oben Anm. 4.
31 gehalten.
32 erkannt (nämlich als kaiserliche Soldaten, zumal es auch unter den Schmalkaldenern italienische Kriegsknechte gab; vgl. HBBW XVII 478,4-479,6; Nr. 2606,71f; Nr. 2625,44f).
33 geben.
34 sei.
35 so dass.
36 hingezogen.
37 gar nach: beinahe.
38 gewartet.
39 die Besatzung Lauingens.
40 Schertlin und seine Begleiter.
41 sin innen: seiner bewusst.
42 uff inn ghalten: ihm nachsetzen lassen.
43 Die 300 kaiserlichen Reiter; vgl. unten Z. 51f.
44 vorübergezogen (sind).
45 sie (die Kaiserlichen) sie (Schertlin und seine Gefährten).
46 Schertlin und seine Begleiter.
48 zu sterben verwegen: auf den Tod eingestellt; s. SI XV 927 und bes. 929.
48 uff eim huffen: insgesamt; s. SI II 1045.
49 mit flyß: absichtlich; s. SI I 1210.
50 begonnen. 51 des si: dafür sei.
52 Subjekt sind Schertlin und seine Begleiter.

gegen inn 53 grennt und habend funden, das es fründ sind gsin. Die habend si mitt inn gnon 54 .

Darzwüschend habend die Spanger gstreifft wyt hinin, gar nach 55 uff Augspurg zu welche der Schertlin auch antroffen. Doch uß behilff der wälden ist kummen bis gen Burtenbach 56 , da er sin sitz hatt.

Darzwüschend ist Laugingen ufgen 57 , und die 5 fennli sich bi zyt darvon gmacht uff Augspurg zu, welchen die Spanger nachgjagt. Habend mitt inn gscharmützt und zu beiden syten vil umbkommen. Si habend auch den unseren gschütz und profannt gnommen, doch ir vil bliben. Und wo 59 die wäld nitt gsin, wer der unseren wenig überbliben, wiewol si sich redlich ghalten -etlich, etlich nitt.

Der Schertlin ist zu Burtenbach auch schier überylt 60 worden. Hatt etlich schützen darinn 61 glassen (so vor auch da glegen) b und durch die wäld wyt umb uff Augspurg geritten. Hatt inn also gott wunderbarlich har bracht. Kam also nachts nach 9 62 für Augspurg. Ward inglassen. Wußt nieman nüt drumb. Als si nun hinin kamend, trumetend si 63 . Ich meint, es wer lerman 64 ; man wellt die statt brennen 65 . Hort 66 vil pferd. Erschrack jederman. Do was es nun 67 der Schertlin!

Die 5 fennli, so duß 68 inn wälden, kontend nitt herin vor den streiffenden rotten; hattend auch kein bly 69 noch pulver mer. Deßhalb amm morgen frü deß 14. octobris der Schertlin mitt 6 fennlin und 200 reisigen 70 hinus für Kam uff den abend wider. Bracht die 5 fennli mitt und sonst auch zwei, so zu Werd 72 glegen warendt.

Darnach, am 14. octobris, ist der keisersch groß huff verrückt bi Nörlingen gegen Ulm zu, 73 und bis inn 2'000 pferd hinder inn glassen, an welche

b Klammern ergänzt.
53 sie.
54 mitt inn gnon: mit sich genommen. 55 nahe.
56 Burtenbach (Lkr. Günzburg, Bayern).
57 aufgegeben (worden). — Am 13. Oktober (s. Nr. 2621, Anm. 7) morgens; s. Viglius van Zwichem 136; Paulus, Schertlin 73.
58 Proviant.
59 wenn.
60 schier überylt: beinahe überrannt, überfallen; s. Götze 213.
61 In Burtenbach.
62 Noch am 13. Oktober; s. Roth, Augsburg 451 und Anm. 38.
63 trumetend si: gaben sie Trompetensignale ab.
64 Alarm; s. Fischer IV 996.
65 angreifen (von berennen).
66 (Man) hörte.
67 nur.
68 draußen.
69 Blei.
70 Kavalleristen.
71 hinus fuer: hinauszog.
72 Donauwörth.
73 Zu den Bewegungen des kaiserlichen Heeres in Richtung Ulm s. PC IV/I 438, Nr. 414; Viglius van Zwichem 136f. 150f. In der für Zürich bestimmten Konstanzer Abschrift eines Briefes aus Ulm vom 14. Oktober mit P.S. vom 15. Oktober (Zürich StA, A 177, Nr. 86), erfährt man, dass der Feind am 14. bis "uff die höhi by Elchingen [etwa 10 km nordöstlich von Ulm]"gelangt war. Am 14. Oktober hatte auch der Kaiser Ulm brieflich aufgefordert, sich zu ergeben; s. Karl V. BW II 514ff, Nr. 562 — Der Kaiser hatte allerdings das Gebiet um Nördlingen schon in der Nacht vom 10. auf den 11. Oktober verlassen; s. Nr. 2623, Anm. 16.

der landgraff 74 kommen. Hatt bis inn die 1'000 erlegt, erschoßen und inn eim wäesserli ertrenckt.

Ulmm sol auch schon berennt sin. Aber si habend ein groß landtvolk bi inen uff dem berg 75 heruß glegeret. So sind auch 8 fennli Eidtgnossen da. 76 Unser groß huff zücht imm 77 starck nach. So kumpt bsytz 78 der Wirtenberger 79 mitt eim großen huffen landtvolk und uff unser syten der Schertli. Gott der herr schick es zu gutem.

Min herren habend jetz inn 3 tagen kein kuntschafft uß dem läger. Man ist dapfer und unverzagt. Allein förchtend wir böß huben, so wir under uns hand, 80 die alle heimlikeiten hin und wider usgießend. Deßhalb min herren ein unerhört ding gethon. 81 Habend ein galgen amm vischmerckt vor dem radthus ufgricht, das, wer also faltsche gschrei, den gmeinen man zu erschrecken, usgieße oder hin und wider verdechtlich schrib 82 und möütery mach. der sol on alle gnad daran 83 erwürgt werden.

Uerich Äscher 84 ist diß tag zu mir kommen. Hett gern ein hauptmanschafft; aber diewyl es nitt an der zyt, ist es imm abgeschlagen.

Audio ministros verbi duos 85 a caesareanis captos et laqueis suspensos. Item alium quendam 86 ab Hispanis apprehensum miserabiliter cruciatum esse. Testiculos funicolo extractos; acubus horribiliter perfoderunt obiicientes ei hanc esse poenam castitatis (quam voverit) c non servatae.

c Klammern ergänzt.
74 Philipp von Hessen. — Zu diesen Angriffen des 14., 16. und 17. Oktober in der Nähe von Giengen an der Brenz s. die ausführlichen Mitteilungen in Heinrich Thomanns Briefen an Zürich vom 14., 15. (Zürich StA, A 177, Nr. 85, 87— zum Angriff des 14.) und 18. Oktober (aaO, Nr. 94).
75 Gemeint ist Elchingen (vgl. oben Anm. 73), das die Ulmer am frühen Morgen des 16. Oktober einnahmen: s. die von Konstanz für Zürich angefertigte Abschrift eines Briefes aus Ulm vom 16. Oktober mit P.S. vom 17. Oktober (Zürich StA, A 177, Nr. 90).
76 Sie gelangten am 14. Oktober nach Ulm; s. das oben in Anm. 73 erwähnte P.S. vom 15. Oktober.
77 dem kaiserlichen Haufen.
78 auf (einer) Seite; s. SI VII 1463.
79 Herzog Ulrich von Württemberg. — Das Gerücht zu diesem geplanten Vormarsch findet sich auch in dem oben in Anm. 75 erwähnten P.S. vom 17. Oktober. Siehe ferner Nr. 2635, Anm. 20.
80 Siehe dazu z.B. Nr. 2640,32-36.
81 Auf Schertlins Geheiß; s. Paulus, Schertlin 75.
82 Vgl. Nr. 2635,7-9.
83 am Galgen.
84 (Hans) Ulrich Escher vom Glas, geb. am 25. Juli 1521, Patensohn Ulrich Zwinglis, gest. 1571; s. Erhard Dürsteler, Stammtafeln zürcherischer Geschlechter, Bd. 1 (Zürich ZB, Ms E 94), f. 170v. Im Jahr 1547 bewarb er sich wieder um den Rang eines Hauptmanns in Frankreich; s. Otto Sigg, Aspekte zum Zürcher Solddienst des 16. Jahrhunderts, in: Mundo multa miracula, hg. y. Hans Berger, Christoph H. Brunner und Otto Sigg, Zürich 1992, S. 108 mit Anm. 5. Vgl. auch René Hauswirth, Zur politischen Ethik der Generation nach Zwingli, in: Zwa XIII/5, 1971, 324 mit Anm. 103. —Er ist nicht zu verwechseln mit dem 1529 geborenen Ulrich Escher vom Luchs, der damals noch zu jung war, um hier in Frage zu kommen; s. AK VIII 140, Anm. 5.
85 Unbekannt.
86 Unbekannt. —Vgl. dazu Nr. 2625,19-24.

|| 25r. Praeterea nunc nihil habeo, nisi quod bonus vir Naogeorgus summas tibi pro tua diligentia agit gratias. Impetravit ab electore 87 liberum cum bonis suis e sua ditione abitum. Quia autem nunc non commodum, ut nobiscum sit, donec hae fuerint turbae sedatae, Kauffbüram eum misimus, ubi nunc agit; sed nescio, mansurusne sit necne. 88

Interim vale. Salutant te d. Lepusculus 89 et Guntius 90 , qui mecum sunt, dum haec scribo. 91 Saluta fratres, familiam, socerum meum, Ioannem Heinrychum Göldium 92 , etc. Salvum te cupit occupatissimus foster Laetus 93 .

Voglerus 94 suum mihi intrusit 95 filium 96 sed non tam mihi quam ipsi hoc inutile et incommodum. So inn der kosten nitt turete 97 , welt ich sehen, das wir inn zum radtschriber 98 verdingtind. 99 Der hatt auch andere schriber bi imm, 100 so inn die cantzly gond . Bitt, ir welt imm etwas hiervon sagen.

Datum 18. octobris 1546. Literas has per socerum meum Bülacum 101 mitti curabis, obsecro.

[Ohne Unterschrift.]

[Adresse auf der Rückseite:] Demm eersammen, hochgeleerten herren Heinrichen Bullinger, diener der kirchen zu Zürich, minem insonders günstigen herren zu handen.'°2

87 Johann Friedrich I. von Sachsen.
88 Thomas Naogeorg wurde am 22. Oktober als Pfarrer in Kaufbeuren angestellt; s. HBBW XVII 429, Anm. 64.
89 Sebastian Lepusculus (Häslin).
90 Hieronymus Gunz.
91 Lepusculus und Gunz verließen Augsburg am 24. Oktober; s. Nr. 2612, Anm. 150 und Anm. 151; sowie Nr. 2640,55f.
92 Johann (Hans) Heinrich Göldli, seit 1545 der Schwiegervater von Hallers Bruder Wolfgang; s. Carl Keller-Escher, Promptuarium genealogicum, Bd. 3 (Zürich ZB, Ms Z II 3), S. 133; Nr. 2720, Anm. 25.
93 Georg Frölich.
94 Hans Vogler d.Ä.
95 hat mir aufgedrängt; s. Kirsch 1562.
96 Hans Vogler d.J.. der seit März 1546 in Augsburg nachgewiesen ist; s. HBBW XVI 192, Anm. 20.
97 dauerte, d.h. reute.
98 Wolf(gang) Heb(d)enstreit, geb. 1510, gest. nach 1585; s. Chronik der Familie Hebdenstreit genannt La Roche, bearb. y. Emil Rudolf Seiler-La Roche, München 1920, S. 10f (mit Abb.). 1538 als Ratsbediensteter in Augsburg bezeugt, ab 1543 Ratsschreiber; s. Max Radikofer,
Leben und Schriften des Georg Frölich, Stadtschreibers zu Augsburg von 1537— 48, in: Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben und Neuburg 27, 1900, 114, Anm. 2. Er ist in diesem Amt noch im August 1559 belegt; s. Walter Pillich, Der Stein- und Siegelschneider Ulrich Schwaiger im Dienste dreier Kaiser, in: Mitteilungen des Osterreichischen Staatsarchivs 24, 1972, 232, Anm. 43. — Allerdings ist es wahrscheinlicher, dass Haller damals nicht an den Ratsschreiber Hebdenstreit, sondern an den Stadtschreiber Georg Frölich dachte; vgl. nämlich Nr. 2639,65-69.
99 Hans Vogler d.J. wurde schließlich als Lehrling beim Stadtschreiber Frölich angestellt; s. Nr. 2639,65-69.
100 gehen.
101 Bülach (Kt. Zürich). — Dort lebte wahrscheinlich die Mutter Hallers, wie dies die Kalendereinträge von Hallers Bruder Wolfgang vermuten lassen, ganz besonders die Einträge des Monats Juli 1551; s. Zürich ZB, Ms D 269/6, f. Cj,r. — Diese Kalendereinträge werden derzeit von Hans Rudolf Lavater in Zusammenarbeit mit Ruth Jörg ediert.