Projektseite Bullinger - Briefwechsel © Heinrich Bullinger-Stiftung
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[2606]

[Bullinger]
an Ambrosius Blarer
Zürich,
3. Oktober 1546

Autograph: St. Gallen Kantonsbibliothek (Vadiana), Ms 35 (VBS VI), 199 (Siegelspur)

Teildruck und zusammenfassende Übersetzung: Blarer BW II 514-516, Nr. 1353

[1]Bullinger dankt herzlich für Blarers gewissenhaftes Schreiben [HBBW XVII, Nr. 2602]. [2]Irgendetwas ist schuld daran, dass die gute Sache [der Schmalkaldener]erfolglos bleibt. Man muss deshalb zu Gott beten und Buße tun. Aufgrund des unnachsichtigen Handelns einiger Fürsten ist nämlich zu befürchten, dass ein Sieg [der Schmalkaldener] noch größeren Gräuel mit sich bringen könnte. [3]Blarer hat wohl von dem schweren Schicksal gehört, in das der gelehrte Thomas Naogeorg aus Sachsen geriet, weil er die leibliche Anwesenheit Christi im Abendmahl ablehnt. Als der Kurfürst [Johann Friedrich von Sachsen] von Naogeorgs Ankunft in Augsburg hörte, ordnete er dessen Gefangennahme an. Die Augsburger kamen aber der Aufforderung nicht nach (dies im Vertrauen: Die Zürcher und Berner sollen nichts davon erfahren). Was kann man wohl von solchen Freunden [wie dem Kurfürsten] erwarten? Kein Wunder, wenn die Sache [der Schmalkaldener] nicht vorangeht! [4] Bullinger hält nichts von Mathematikern und ihren Vorhersagen. Sicher ist aber, dass die Gottlosen nicht die Hälfte ihrer Tage erreichen werden. Möge der Herr [Kaiser Karl V.]bekehren oder ihn vernichten! [5] Über den schwarzen Brandvogel hat Bullinger außer einem Gerücht, dem er keinen Glauben schenkt, nichts gehört. [6]Erfreut sich, dass Blarer alle seine Briefe erhalten hat. [7]Der Sieg wird gewiss vom Himmel kommen. Daher muss man zum Herrn beten, der diejenigen erhört, die seinen Namen anrufen! [8]Bullinger erfährt auch nur Gutes über Landgraf [Philipp von Hessen]. Dieser hat ihm selbst über den Kriegsverlauf bei Ingolstadt geschrieben [HBBW XVII, Nr. 2581]. [9] [Konrad Schweri], der Bote aus Baden, der im kaiserlichen Lager war und in Memmingen gefangen gehalten wurde, ist gerade in Zürich. Er berichtete dem Stadtschreiber [Hans Escher vom Luchs] von der im Lager herrschenden Verzagtheit und wie dieses auf außergewöhnliche Weise bombardiert wurde. Angesichts der dort grassierenden Seuche muss der Kaiser seine Italiener bald in Einsatz

16 Myconius war damals 58 Jahre alt.
17 Vgl. z.B. Dtn 31, 6; Ps 18 (Vulg. 17), 31; 2Makk 1, 5; Hebr 13, 5f.

bringen, ehe diese ihm [alle]weglaufen. [10]Bullinger ist um die Eidgenossenschaft besorgt. Der Papst [Paul III.] und der Kaiser haben die Fünf Orte sehr beeinflusst. Geht es so weiter, könnte es zu Auseinandersetzungen unter den Eidgenossen kommen. [11] Bern beabsichtigt heimlich, in das kaiserliche Burgund einzufallen, das aber ein Schirmbündnis mit der Eidgenossenschaft hat. Man hat die Sache so weit gebracht, dass [Philipp von Hessen und Johann Friedrich von Sachsen]die Vier Orte schriftlich gebeten haben, [in die Territorien des Papstes und des Kaisers einzudringen]. Dies missfällt dem Zürcher Rat sehr. Es wird wohl zu einem Treffen der Vier Orte kommen. [12] Die Zürcher haben den Bernern die Entsendung von Jodocus Kilchmeyer, einem in Küsnacht wirkenden Pfarrer gesetzten Alters, bewilligt. Er wird diese Woche nach Bern reisen. [13]Bullinger hätte sich gewünscht, dass von Basel andere Pfarrer als [Sebastian Lepusculus und Hieronymus Gunz], die man nur wenig schätzt, nach Augsburg entsandt worden wären. Die Basler wollten sie wohl loswerden! [14] Der Zürcher Rat hat sich bei Bullinger beklagt, dass der Konstanzer Rat nichts von den bei Füssen liegenden eidgenössischen Söldnern schreibt. Daher ist [Konrad]Zwicks Reise nach [Füssen] zu begrüßen. Bullinger wartet auf dessen Bericht. Dennoch sollten die Konstanzer den Zürchern [darüber] schreiben. [15] Hätte man doch 3'000 Spanier gehängt! Auch [Johannes] Haller berichtete (mit HBBW XVII, Nr. 2596) von deren schändlichem Treiben besonders Frauen und Kindern gegenüber. Möge Gott die Frauenschänder bestrafen! [16]Bei dem von Blarer [in HBBW XVII, Nr. 2602] erwähnten Florentiner handelt es sich um den mächtigen Piero Strozzi, der den [Schmalkaldenern] 40'000 Kronen leiht und versucht, die [in den kaiserlichen Truppen dienenden] Italiener abzuwerben. [17]Bullinger ist immer noch der Meinung, dass die [Schmalkaldener] Karl umbringen sollten, so wie die Eidgenossen einst Karl [den Kühnen]erschlugen. [18] Der Bote [Schweri], der [in Memmingen]auf seiner Rückreise [vom kaiserlichen Lager]festgehalten wurde, war mit der Erlaubnis des Landvogts zu Baden [Niklaus Imfeld]nicht im Dienst der Eidgenossen, sondern des kaiserlichen Boten in der Eidgenossenschaft [Jean Mouchet] von Dole unterwegs. Der intrigante [Mouchet], den der Teufel geschickt hat, war am Vortag in Zürich und ist nun nach Bern weitergereist. Von den Briefen, [die Schweri auf der Rückreise mit sich führte], war einer an die Neun Orte, der andere an die Vier Orte gerichtet. Diese wurden von [den Schmalkaldenern im Feldlager] bei Donauwörth geöffnet, ehe sie mit einer Entschuldigung [an die Eidgenossen] weitergeleitet wurden. Den Zürchern war es nicht unlieb, dass die Schmalkaldener die Briefe des Kaisers gelesen haben, die Fünf Orte waren aber darüber sehr verärgert. Als der [Badener]Landvogt [beim Vorort Zürich]fragte, wie er auf die Öffnung der Briefe reagieren solle, hat man ihn zur Ruhe angehalten. Bullinger wird Blarer Weiteres berichten. Vergangene Woche war der [vom Landtvogt entsandte] Bote [Schweri] in Zürich und lachte über die ganze Angelegenheit. [19]Blarer, dessen fleißiges [Briefeschreiben]Bullinger schätzt, möge Gott befohlen sein. Der Briefüberbringer [Engelbert Milander], ein schon seit längerem in Zürich studierender Hesse aus armen Verhältnissen, sei Blarer empfohlen.

Gratiam et pacem a domino. Heri, dum coenarem, accepi tuas, observande mi frater, longe desideratissimas 1 . Exhilararunt me illae varia sua expositione eaque non infausta. Dominus res nostras ita temperet, ut in illius gratia liberatione et misericordia exultemus! Amen. Ago tibi gratias pro diligenti et copiosa scriptione, 2 qua revera gratificaris mihi.

Es ist wol in allem unserm läben, das verhinderet, damitt die sach nitt fürsich 3 gadt, die sich doch wol anschickt mitt gnad uff unser syten. 4 Doch sind wir menschen und der herr weist, das wir kaadt 5 sind. Da wöllend wir

1 Blarers langer Brief vom 30. September (HBBW XVII, Nr. 2602).
2 Als Reaktion auf HBBW XVII 515,2f.
3 voran.
4 Anspielung auf HBBW XVII 516,14-16.
5 Kot; s. SI III 557f.

jederman täglich pitten und vermanen zur besserung. Noch eins ists, da ich gar nitt zwyfel, es erzürne den herren: Ich besorg 6 , söllt die sach also glatt hindurch gan, die warheit wurde nut 7 deß mee gefürderet, diewyl in der nodt der fürsten ettlich eben scharrpff 8 handlind. 9 Darby man abnemmen 10 muß, wenn die sach oben stat, 11 das der grösten grewlen einer muß geschirmpt werden. 12

Ir hapt wol gehört von h. Thoman Naogeorgo. Ist ein frommer, gelerter mann in Saxen. 13 Diewyl er aber nitt hatt wöllen sagen, waar fleisch und blut sye imm brot, hatt er bösen platz gehept. 14 Und alls er jetzund heruff gen Augspurg kummen und der churfürst 15 sinen gewaar worden, hatt er inn beyssen annemmen 16 und die oberzellte 17 ursach anzeigt. Die zu Augspurg aber habents nitt thun wöllen. Haec tibi dicta sint a (ich wöllt nitt, das es unser volck hie und ze Bern vernemme; die sach wurde sich gar by uns stützen 18 ) a , et certa sunt. Sich 19 , was fründts habend wir da! Weß söllend wir uns versähen? 20 Das und anders stäckt in der fäder! 21 Ist es dann wunder, das es also still stadt? 22 Es ist ouch gott und siner eeren nitt wenig an disem artickel 23 gelägen, etc. Nun, wir wollents gott befälhen. Er wirt imm 24 wol wüssen ze thun. Es ist mir aber die sach nach angelägen 25 und seer leid. Bin des gewüß, das es nut guts bringen wirt.

a-a Am Rande nachgetragen; Klammern ergänzt.
6 fürchte.
7 nicht.
8 unnachsichtig.
9 Bullinger spielt wohl auf den als träge betrachteten Kurfürsten Johann Friedrich I. von Sachsen an (s. HBBW XVII 431,78-81; 495.71 f). der Menschen wie Naogeorg (s. unten) verfolgte, weil diese in der Abendmahlslehre die Zürcher Auf- fassung teilten; s. HBBW XVII 486f, 44-56; 495f, 75-101.
10 folgern.
11 Gemeint ist: falls die Schmalkaldener siegen würden.
12 das der grösten grewlen einer nuß geschirmpt werden: dass man noch vor ei- nein größeren Gräuel behütet werden muss (nämlich weil es dann zwischen den politisch gestärkten Protestanten im Reich zu noch größeren inneren Auseinandersetzungen kommen würde).
13 Vor seiner Flucht nach Augsburg Ende August 1546 war Thomas Naogeorg (Kirchmeyer) Pfarrer in Kahla (Thüringen) gewesen; s. HBBW XVII 429f, Anm. 64.
14 hatt er bösen platz gehept: ist er in eine schwierige Lage geraten.
15 Johann Friedrich von Sachsen.
16 inn beyssen annemmen: angeordnet, ihn festzunehmen.
17 oben dargelegte (d.h. Abendmahlsangelegenheit).
18 gar stützen: sehr verbreiten.
19 Siehe.
20 Zu verstehen: Was sollen wir erwarten?
21 stäckt in der fäder: (wird) noch gesagt (offenbar) werden; vgl. Wander I 953, Nr. 117.
22 Zu verstehen: dass es mit dem Krieg nicht vorangeht (weil Gott dazu kein Gelingen gibt). —Bullinger bezieht sich hier auf Blarers Aussagen in seinem Brief vom 30. September; s. HBBW XVII 516,14-16. —Siehe dazu aaO, 5. 30.
23 dem des Abendmahls. 24 dem.
25 nach [= nahe] angelägen; liegt mir sehr am Herzen; vgl. Fischer I 233.

Vani sunt mathematici et vana eorum pronosticatio. 26 Verax autem ille est, 27 qui dixit: "Impii non dimidiabunt dies suos"28 . Dominus convertat illum 29 aut tollat illum e medio!

||199v. Von dem schwartzen brandvogel 30 weyß ich gar nut, onet das 31 ich ein schwäbende red 32 gehört hab, deren ich nitt vii gloubens gib.

Gaudeo mea tibi scripta omnia bona fide allata et reddita esse. 33

Scio autem victoriam conferri coelitus eamque precibus magis quam gladiis et ferotia obtineri. Age ergo, ne cessemus unquam, piis precibus aures onerari domini Zebaoth 34 Audiet ille invocantes nomen ipsius. 35

Ich hör ouch nitt anders, dann das der landtgraff 36 handle mitt allen trüwen und unerhörtem ernst. Gott wölle inn stercken! Er selbs hatt mir wol zugeschriben, 37 wie er sy 38 vor und zu Ingolstatt yngethan 39 habe.

So ist eben do 40 der löuffer von Baden 41 , der zu Memmingen uffgehept 42 , in des keyssers 43 läger gesin 44 Der sagt doch von grusammen sachen, und das sy in des kaysers läger so verzagt gewäst, das es wunder. Er vermeint (und hat es hie zu dem stattschryber 45 gesagt), b das nie mee sömlich 46 schiessen erhört, 47 etc. Die Italiener werdent imm sterben 48 nitt lang blyben; er wirt und muß sy zuvor bruchen 49 . Lugind nun und habind sorg.

b Klammern ergänzt.
26 Anspielung auf HBBW XVII 516,20-24.
27 Vgl. Joh. 3, 33; 7, 18; 8, 26; Röm 3, 4.
28 Ps 55 (Vulg. 54), 24.
29 Gemeint ist Kaiser Karl V.
30 Anspielung auf eine angebliche Begebenheit in Porrentruy (Pruntrut, Kt. Jura); s. HBBW XVII 5 17,30-36. 31 onet das: außer dass.
32 schwäbende red: Gerücht.
33 Bezug auf HBBW XVII 517,37.
34 Aus dem hebräischen "zebaoth" (Heere) und in der Vulgata des Öfteren unübersetzt als "Dominus Sabaoth" wiedergegeben.
35 Vgl. Ps 17 (Vulg. 16), 6; 86 (Vulg. 85), 7; Jo 2, 32; Sach 13,9; Apg 2, 21; Röm 10, 13.
36 Philipp von Hessen. — Anspielung auf HBBW 518,47.
37 Mit einem Brief vom 12. September (HBBW XVII, Nr. 2581).
38 die Kaiserlichen.
39 in die Enge getrieben.
40 in Zürich.
41 Konrad Schweri, der Bote des Badener Landvogts Niklaus Imfeld. — Zur Angelegenheit s. HBBW XVII 521,128-134
mit Anm. 119; unten Anm. 87 und Anm. 90.
42 festgenommen.
43 Karl V.
44 gewesen.
45 Hans Escher vom Luchs.
46 solches.
47 Gemeint ist die heftige Bombardierung des kaiserlichen Lagers durch die Schmalkaldener am 2. September; s. dazu die in HBBW XVII 486, Anm. 22, angeführten Stellen.
48 Zu der im kaiserlichen Lager grassierenden Seuche s. HBBW XVII 489,10-13; 518,67-69. — Aus der Beilage (Zürich StA, A 177, Nr. 58), die Konstanz mit einem Brief vom 25. September an Zürich geschickt hatte (aaO, Nr. 50), erfährt man, dass die Ursache dieses Sterbens die "Pestilentz" war. Die "Rothe Ruhr" soll ebenfalls Opfer gefordert haben; s. Viglius van Zwichem 127, Anm. 75; Konstanzer Rat an den Züricher Rat, 4. Oktober (Zürich StA, A 177, Nr. 65). Dementsprechend sind HBBW XVII 489 und Anm. 9; 518 und Anm. 66, zu ergänzen.
49 einsetzen.

Die sach sicht mich nitt wol an under uns Eydgnossen. 50 Bapst 51 und keyser sind tüff hinder die V Ort kummen 52 . So ist jetzund ettwas vorhanden. Söllt es fürgan, 53 so kummend wir, besorg ich, über einanderen 54 Gott wende es!

Bern c ist in einer prattick 55 , dem keyser ze fallen in das Burgund, das aber mitt allen Eydgnossen ein punt hatt ze schirmen. 56 Und ist die sach schon dahin gebracht, das die fursten heruff geschriben, 57 und ouch mine herren 58 darzuo vermant, sampt den andren 2 Orten 59 ; das aber minen herren zum höchsten mißfällt. Achten wol es werde under den 4 Orten bald ein tag gäben. 60 Mir ist angst und gfallt mir die sach nut.

||[199a]r. Denen von Bern ist hie verwilligt, zum predicanten hinuff ze schicken h. Josen Kylchmeyer 61 von Lucern, ein dappfferer, wolberedter mann.

C

Hier und unten sind die Wörter, die Bullinger anhand des Geheimaiphabets schrieb (s. dazu HBBW XVII 204,42-48 Abbildung des Geheimalphabets aaO, S. 12), kursiv gesetzt.
50 Anspielung auf HBBW XVII 519, 73-76, und 521,131f, wo Blarer den Ausbruch eines Kriegs unter den Eidgenossen befürchtete. 51 Paul III.
52 hinter jemanden tüff kommen: jemanden sehr beeinflussen; s. SI III 267.
53 Söllt es fürgan: Sollte es so weitergehen. 54 kummend über einanderen: geraten wir in Streit.
55 ist in einer prattick: schmiedet einen geheimen Plan.
56 Gemeint ist die Erbeinung der Eidgenossen mit dem Haus Habsburg von 1511, bei der es auch um den Schutz der Freigrafschaft Burgund ging; s. Bettina Braun, Die Eidgenossen, das Reich und das politische System Karls V., Berlin 1997; S. 205-265. 285-287; HBLS III 51f; EA III/2 1343-1347, Beilage 19. Diese Erbeinung wurde in Venlo (Limburg, NL) am 9. September 1543 bestätigt; s. EA IV/1d 1085f, Nr. 1.
57 Zu diesem Brief Philipps von Hessen und Johann Friedrichs von Sachsen an die Eidgenossenschaft vom 26. September s. Nr. 2605, Anm. Il. — Bullingers Beschreibung erweckt den Eindruck, dass er die Vermutung hegte, dass die Berner die Fürsten zu diesem Brief veranlasst haben könnten, um ihren etwaigen Einfall ins Burgund zu rechtfertigen.
58 der Zürcher Rat.
59 Basel und Schaffhausen.
60 Das Treffen der Vier protestantischen Orte fand zwischen dem 19. und dem 26. Oktober in Zürich statt. Am letzten Tag wurde die an den Kaiser gerichtete Antwort der protestantischen Orte verfasst sowie weitere Briefe an die Fürsten des Schmalkaldischen Bundes und an die Neun Orte; s. EA IV/1d 698-703; HBBW XVII 337, Anm. 13; Zürich StA, B 1166 (Ratsprotokoll), S. 1 (Namen der Abgeordneten Zürichs an dem Treffen vom Dienstag den 19.); und die Entwürfe der Briefe an den Kaiser, den Bund und an die Neun Orte, alle vom "Zinstag 26. Octobris" in B IV 16 (Ratsmissiven), f. 69r.—70r. (an den Kaiser - Druck: Ludwig Friedrich von Jan, Staatsrechtliches Verhältnis der Schweiz zu dem deutschen Reiche, Bd. 3: Urkunden-Buch, Nürnberg/Altdorf 1803, S. 170-173, Nr. XXXVIII; Zusammenfassung: EA IV/1d 700, Nr. 2), 70v.—72r. (an den Bund - Zusammenfassung in LA IV/1d 7001, Nr. 3), 78r.—79r. (an die Neun Orte), B IV 17, f. 205r.—206r (an die Neun Orte - Zusammenfassung in EA IV/1d 701f, zu b). Zum Datum dieser Tagung vgl. ferner Nr. 2626,93f; Nr. 2642,10-15; Nr. 2644,51f; Nr. 2651; Nr. 2652,4-6.
61 Zu Jodocus Kilchmeyers Anstellung s. HBBW XVII 457, Anm. 5. Er war damals älter als 50 Jahre.

Hatt bißhar Küßnach am Zürychsee versähen. Ist wolbetagt 62 . Diser wuchen wirt er hinuff faren. 63 Gott gäbe imm glück!

Vellem alios missos (tibi dictum puta 64 ) quam illos duos 65 , Augustam inquam. Parum grati fuerunt Basileae. Forte miserunt, quibus libenter carent.

Min herren habend mich nun vil anzogen 66 von der eydgnössischen knächten wägen, die zu Fiessen ligend: 67 Wie es doch kumme, das üwer herren von inen nut schrybind. 68 Dorumb ist gut das min lieber h. und frund Zviccius 69 dahin ist. Ich wart üwers berichts. 70 Ist aber gut üwer herren schribend ouch den unsern.

O, werend der röubigen, diebischen Hispaniern 3'000 erhenckt! 71 Haller hatt mir ouch geschriben, wie sy so schantlich husind 72 , sunderlich mitt wybern und kinden. 73 Gott straffe die frowenschender!

Petrus Strocius 74 ist der Florentiner. 75 Lycht 76 dem rych 77 40'000 kronen. 78 Ist ein mächtiger kriegsman. Wil understan 79 , die Italier abzeziehen 80 .

Ich truw alls 81 der christenlich pundt 82 sölle disen Carli erschlahen, wie der eidgnossisch den Carli von Burgund 83 erschlug.

62 gesetzten Alters.
63 Zur Kontaktaufnahme. Sein Amt trat er erst kurz vor dem 25. Oktober an.
64 In einem nicht erhaltenen Brief.
65 Mit den "duos" sind der damals am Basler Spital wirkende Sebastian Lepusculus (Häslin) und der in Münchenstein (Kt. Basellandschaft) amtierende Hieronymus Gunz gemeint, die den Augsburgern von den Basler Behörden für eine Zeit zur Verfügung gestellt wurden; s. HBBW XVII 519 und Anm. 82f. — Bekannt ist, dass Lepusculus damals nicht von allen Baslern geschätzt wurde; s. HBBW XIV 413, Anm. 38. Gunz wurde von den Augsburgern zurückgesandt; s. Nr. 2612, Anm. 151.
66 mich anzogen: sich bei mir erkundigt; s. FNHDW I 1618.
67 Zu diesen neun eidgenössischen Fähnlein s. HBBW XVII 466,3f; 504,18-26 mit Anm. 28; und Nr. 2610,50f.
68 Schon im Brief vom 26. September hatte Bullinger sich darüber verwundert; s. HBBW XVII 504,18-26.
69 Konrad Zwick war am 30. September ins schmalkaldische Lager bei Füssen verritten; s. HBBW XVII 5 19,85-89.
70 Blarer berichtete Bullinger von Zwicks
Eindrücken am 6. (Nr. 2610,45-57) und 10. Oktober (Nr. 2618,12-23).
71 Anspielung auf HBBW XVII 518,52-54, wo Blarer berichtete, dass seit Beginn des Krieges 3'000 Kaiserliche gefallen seien.
72 umgehen.
73 Gemeint ist Johannes Hallers Brief vom 22. September (HBBW XVII, Nr. 2596 — dort insbes. S. 493).
74 Piero Strozzi.
75 Anspielung auf HBBW XVII 521,115— 118, wo Blarer den Namen des Florentiners noch nicht kannte.
76 (Er) leiht.
77 Den Schmalkaldenern; vgl. z.B. HBBW 130,17; 173,39.
78 Vgl. Bullingers Angaben für Myconius in HBBW XVII 521, Anm. j und Anm. 111.
79 versuchen.
80 aus dem Lager des Kaisers; vgl. HBBW XVII 4751.4-6.
81 truw alls: denke immer. — Vgl. schon Bullingers Äußerung in HBBW XVI 214,47-49.
82 der Schmalkaldische Bund.
83 Karl der Kühne (Urgroßvater Karls V.), der im Januar 1477 bei Nancy in einer Schlacht gegen die Eidgenossen fiel.

Der bott 84 ist nitt der Eydgnossen xin 85 , sunder des pfennigmeisters von Dola 86 , des keyserischen botten in Eydgnossen 87 . Ist 88 gester ouch hie xin. Thut nut dann prattizieren. Der tüfel hatt inn zu uns tragen! Er ist hütt uff Bernn. Und hatt der lantvogt zu Baden 89 den botten 90 erloupt 91 Wie er wider kummen 92 , ist er uffgefangen 93 . Ein brieff des keysers ist an die 9 ort, der ander an die 4 Ort gstanden 94 . Die habend die fürsten zu Tonawerd 95 uffbrochen, doch wider geschickt mitt früntlicher pitt, nut ze zürnen. II [199a]v Minen herren ist nitt unlieb, das die fürsten gesähen, was er d inen zugeschriben sampt den [4]e orten Bern, Basel, Schaffhusen, und sind nitt unwillig. Ich hör aber, die 5 ort syend hönent 96 . Acht aber nitt, das sy ützid 97 werdint wyters druß machen. Wie der lantvogt gevragt, 98 wie und was er

d Randbemerkung von Bullingers Hand: caesar. —
e Hier und unten Textverlust durch Papierbeschädigung.
84 Der oben Z. 40f erwähnte Bote Schweri.
85 gewesen.
86 Dole, Dép. Jura.
87 Jean Mouchet, der Pfennigmeister und kaiserlicher Gesandter bei den Eidgenossen war; vgl. EA IV/1d 698 a; HBBW XVII Reg. —Bullinger will hier also klarstellen, dass Schweri nicht von den Eidgenossen, sondern von Mouchet zum Kaiser geschickt wurde, und (s. weiter unten) dass der Landvogt zu Baden, Niklaus Imfeld, Mouchet gestattete, Schweri anzustellen. In seiner Abrechnung verzeichnete Mouchet tatsächlich sowohl die Absendung des Boten am 16. August in das damals bei Ingolstadt liegende kaiserliche Lager als auch die Gefangennahme desselben in Memmingen; s. Wien HHStA, StAbt. Schweiz, K. 11, Konv. 3, f. 20r. — Wir danken Rainer Henrich für den Hinweis auf diese Quelle.
88 Subjekt ist hier wie auch in den folgenden drei Sätzen Mouchet.
89 Niklaus Imfeld von Unterwalden; s. EA IV/1d 1101.
90 Schweri. — Schon auf dem Weg zum Kaiser wurde er in Memmingen festgenommen und der Brief geöffnet, den die katholischen Eidgenossen ihm für den Kaiser mitgegeben hatten (zum Brief s. HBBW XVII 337, Anm. 13). Schließlich konnte er diesen Brief doch noch dem Kaiser übermitteln. Auf der Rückreise nahmen ihn die Memminger erneut fest und hielten ihn 18 Tage gefangen (zu dieser Festnahme s. Blarers Aussagen in
HBBW XVII 521,128-134), währenddem die ihm vom Kaiser für die Eidgenossen anvertrauten Schreiben ins Schmalkaldische Lager gesandt wurden. Die geöffneten Briefe wurden zurückerstattet und Schweri freigelassen. Letzterer traf am 26. September in Baden mit drei Briefen ein: 1) Die geöffnete Antwort des Kaisers an die katholischen Neun Orte; 2) das geöffnete Schreiben des Kaisers an die Vier protestantischen Orte; 3) ein Brief des Landgrafen und des Kurfürsten an die Eidgenossenschaft vom 18. September, mit dem diese sich für die Öffnung der Briefe des Kaisers entschuldigten; s. EA IV/1d 687f zu n. Die Briefe des Kaisers tragen das Datum des 27. August (s. aaO, S. 700 zu a.2). Von dem am 18. September verfassten Brief der Fürsten ist eine Kopie in Zürich StA, A 193, Nr. 6, erhalten.
91 Zu verstehen: dem Boten gestattet, als Bote von Mouchet zu fungieren.
92 vom Lager des Kaisers.
93 gefangen genommen worden (nämlich in Memmingen).
94 adressiert.
95 Donauwörth, wo sich das Lager der Schmalkaldener befand.
96 erzürnt.
97 etwas; s. SI I 83f.
98 Mit einem Brief an Zürich (als Vorort der Eidgenossenschaft) vom 29. September (Zusammenfassung in EA IV/1d 687f zu n).

thun söll, etc., hatt man nun gesagt hie, rüwig sin, etc. Doch wo neißwas 99 sich wyter erheben wurde, sols f üch unverborgen blyben. Vergangner wuchen ist der löuffer 100 hie xin. Lachet der sach. Sagt, man hab imm guts than.

Hiemitt sind gott befolhen und hand ouch für gut dann 101 mich vernugt an uwerm flyß wol 102 . Commendo tibi praesentium latorem, studiosum Hessum 103 , qui Tiguri diu operam dedit literis. Iam concedit in castra 104 mox rediturus. Pauper est.

Tiguri, 3. octobris, circa 2. pomeridianam 1546.

[Ohne Unterschrift.]

[Adresse darunter:] Clarissimo viro d. Ambrosio Blaurero, Constantiensis ecclesiae ministro fideli, fratri chari[ssim]o suo g