Projektseite Bullinger - Briefwechsel © Heinrich Bullinger-Stiftung
Textbreite
Schriftgröße
Kapitel 

[2581]

Philipp von Hessen und Simon Bing
an Bullinger
[Im Feldlager zu]Wechingen,
12. September 1546

Original: Zürich ZB, Ms A 51, 31 Jr.. Nr. 22 a

[Beilagen:] 35r.—40v., Nr. 24-26 b ; [Nachschrift:] 41, Nr. 27 c (Siegel) d

Brief und Nachschrift ungedruckt

Druck der Beilagen 1 bis 3: Lenz, Bericht 6-8, Nr. A, B und C 3

Der Landgraf hat Bullingers Schreiben [Nr. 2569] aus der Hand Heinrich Thomanns gut erhalten. Der Überbringer wurde in der Kanzlei untergebracht. Beiliegend erhält Bullinger Aufzeichnungen zu den vergangenen Kampfhandlungen mit dem Feind. Bullinger soll wissen, dass er auf den Landgrafen zählen darf - [Beilage 1:] In der Nacht vom 28. auf den 29. August haben etwa 1'000 Spanier das Lager des Kurfürsten [Johann Friedrich von Sachsen], genauer die Truppeneinheit unter [Johann von]Heideck, überfallen. Die Angreifer trugen alle einen weißen Überwurf um sich in der Nacht gegenseitig erkennen zu können. Die [Schmalkaldener] verloren ca. 40 Mann, die bei dieser nächtlichen Verwirrung eher von den Ihrigen als von den Feinden umgebracht wurden. Sie wehrten sich aber tapfer, stießen die Spanier zurück, töteten mehrere von ihnen und hätten sie sogar verfolgt, wenn Heideck sie nicht aus greifbaren Gründen davon abgehalten hätte. [P.S. zu Beilage 1:] Am Nachmittag des 29. August kundschaftete man die Feinde aus. Es kam dabei zu einem Scharmützel, in dem etwa 80 Gegner getötet oder gefangen genommen wurden. Von den Adligen verloren die [Schmalkaldener] Melchior Rhau und Georg Bruch. [Beilage 2:]Am 31. August hat man frühmorgens dem Feind eine Anhöhe abgerungen und diesen so zum Kampf genötigt. Auf der Höhe wurden Truppeneinheiten und drei Kanonen der [Schmalkaldener]aufgestellt. Von einer anderen Seite sollte der Kurfürst von Sachsen angreifen. Doch ehe es dazu kam, schoss man von der Höhe auf den Feind, den man traf und dessen Vormarsch man zunächst stoppte, ehe er sich zwischen

a Von Kanzleihand und mit autographer Unterschrift.
b Von zwei verschiedenen Schreibern, von denen keiner mit dem Briefschreiber identisch ist.
—c Von der Hand des Briefschreibers.
d Auf f. 32v.
1 Kammersekretär der Geheimen Kanzlei Philipps von Hessen; s. Georg Mentz, Handschriften der Reformationszeit, Bonn 1902 —Tabulae in usum scholarum 5, Nr. 32.
2 Bullinger erhielt den Brief am 20. September. Dies geht aus einer autographen Notiz Bullingers hervor, die er nach einer von einer unbekannten Hand abgefertigten Abschrift (Zürich ZB, Ms A 43, 515— 519) der Beilagen dieses Briefes anbrachte.
3 Lenz' Schlussfolgerung (aaO, S. 5), dass diese Berichte progressiv vom Landgrafen und dessen Sekretär Bing erstellt und bereits in der Feldkanzlei vervielfältigt und an verschiedene Adressaten geschickt
wurden, erhält durch vorliegenden Brief eine zusätzliche Bestätigung. — Die hier wiedergegebenen Berichte wurden vom Landgrafen in seinem 1562 verfassten und 1567 gedruckten Testament z.T. benutzt, z.T. paraphrasiert, z.T. erweitert und in Christoph von Rommel, Philipp der Großmüthige, Bd. 3: Urkunden, Gießen 1830, Nr. 38, S. 141-145, veröffentlicht. Im Vergleich zu diesem späteren von Rommel veröffentlichten Bericht des Landgrafen erscheinen die vorliegenden Beilagen als Berichte, die der Kriegspropaganda dienten, zumal in diesen manche für die Schmalkaldener unvorteilhaften Ereignisse heruntergespielt oder gar vertuscht wurden.

die von ihm erbauten Schanzen und die Stadtmauern Ingolstadts flüchtete. Dabei erlitt er großen Schaden, die [Schmalkaldener] aber nur geringen. [N.B. zur Beilage 2:] Am Tag darauf erfuhr man von Gefangenen, dass der Feind, besonders die Italiener, große Verluste einstecken mussten, und er noch größeren Schaden erlitten hätte, wenn die [Schmalkaldener] ihren Angriff fortgesetzt hätten, zumal die Spanier und die Italiener auf der Flucht waren. Da aber der Kaiser sich bei den Stadtmauern Ingolstadts besonders gut verschanzt hatte und die [Schmalkaldener] den Einwohnern der Stadt nicht trauten, haben sie ihren Angriff eingestellt. im Ganzen haben die [Schmalkaldener]bislang nur geringe Verluste in Kauf nehmen müssen. [Beilage 3:] Da man am 1. September den Feind nicht zur Schlacht nötigen konnte, errichtete man am 2. September eine Schanze unweit vom Lager des Feindes, um das Geschütz bis dorthin bringen zu können. Man konnte auf diese Weise eine Seite des Lagers beschießen und dabei Katapulte zerstören. Die Schützen der [Schmalkaldener] wagten sich sogar bis zur Schanze des Feindes vor. Dieser erlitt einen ziemlich großen Schaden, wogegen die [Schmalkaldener] nur die Verwundung einiger Soldaten und Pferde hinnehmen mussten. Am 3. September gab es einige Scharmützel, doch wurde nichts Besonderes unternommen. Am 4. September entschloss man sich, von Ingolstadt abzuziehen, da man den Kaiser nicht zu einem Gefecht provozieren konnte. Beim ordentlichen Rückzug griff der Feind nicht an. Er schickte nur ein paar Pferde nach, von denen einige getötet wurden. Man legte an diesem Tag eine Meile zurück. Am 5. September, als das Lager in der Nähe von Neuburg [a.d. Donau]bereits errichtet worden war, und nur fünf Fähnlein sich noch auf dem Weg zum Lager befanden, wurden Letztere von etwa 2'000 Reitern und zwei [Fähnlein] Schützen angegriffen. Man konnte den Angreifer zurückdrängen, und als dieser sah, dass einige Schwadronen den [Schmalkaldenern] zu Hilfe eilten, flüchtete er wieder nach Ingolstadt zurück. [Nachschrift:] Man erfuhr seither, dass der Feind durch den Beschuss vom 2. September einen großen Schaden erlitten hatte, und dass die [Schmalkaldener] noch mehr gegen den Feind hätten ausrichten können, wenn sie vorgerückt wären. Man tat dies aber nicht, weil einige aus triftigen Gründen einen großen Schaden für die [Schmalkaldener] befürchteten und für den Kaiser nur einen geringen prognostizierten, da dieser sich in solch einer vorteilhaften Position bei Ingolstadt verschanzt hatte. Dies wollte man [Bullinger und den Zürchern] mitteilen.

Philips, vonn gotts gnaden landgrave zu Hessen, grave zu Cazenelnpogen, etc. Unnsern gnedigen gruß zuvor. Erbar und hochgelerter, lieber, besonder, wir haben ewer schreiben 4 , so ir an uns gethan, von Heinrichen Thoman entpfangen unnd dasselbige von euch gnediglich verstanden 5 . Haben verordnung gethan, das derselbe Heinrich Thoman sein enthalt 6 bei unser Canzlei haben soll.

Sovil aber die kriegssachen betrifft, schicken wir euch hiebey 7 verwart 8 zu, was sich zwuschen uns unnd den vheinden zugetragenn (was auch gott weitter verleihen unnd sich zutragen, wird die zeitt zu erkennen gebenn) e , wilchs 9 wir euch also gnediger meinung hinwider 10 nit wolten verhalten.

e Klammern ergänzt.
4 Bullingers Brief Nr. 2569 vom 6. September.
5 vernommen.
6 Unterkunft. — Die gesonderte Unterbringung ist auf Bullingers Bitte in Nr. 2569 und auf die von Heinrich Thomann erhaltene Instruktion (EA IV/1d 736 unter dem 4. September) zurückzuführen. Sie ist als besondere Ehre zu bewerten, da
die landgräflichen Sekretäre Thomann gegenüber bemerkten: "Der Landgraf habe noch niemand in die Kanzlei gelassen, außer den Gesandten; so lieb seien ihm die Eidgenossen" (aaO, S. 737 unter dem 16. September). —Zum Grund dieser Bitte Zürichs s. unten Nr. 2597, Anm. 5.
7 Mit den Beilagen.
8 versiegelt; s. Grimm XXV 2077.

Dan, wo wir euch gnad unnd gutts zu erzeigen wissen f , seindt wir gineigt 11 .

Datum in unserm Veldlager vor Wachingen 12 , am 12. septembris anno, etc., 46.

Philips l[andgrave] z[u] Hessen s[ub]scr[ipsit].

P[ro]c[ancella]r[io]13

S. Bing s[ecretarius] s[ub]scr[ipsit].

[Adresse auf f. 32v. g :] Dem erbarnn unnd hochgelerten, unserm lieben besondern Heinrico Bullingero, der heiligen geschrifft lehrern zu Zurch. 14

[Beilage 1: Ms A 51, 35f h , Nr. 24]

II 36w Was sich zugetragen am 29. augusti 1546 i

||35r. Es seint heuttet 15 in der nacht bis inn thawsent Hispanier in des churfursten 16 knecht lager (under des herren von Heidecks 17 knecht) j gefallen. Seindt mit weissen hemptern, auff das einer den andern kente, angethan 18 gewesen. Unnd ist uf unser seiten ein knecht oder vierzigk 19 beschedigt und zum theil erschossen. Glaub, daß es 20 mher von unsern aigen leuthen, dhweil es finster wahr, dan von den vheinden geschehen seien. Aber unser fueßknecht habenn sich treflich woll gehaltten. die Spanier widder hinweg gestochen. Hetten inen (wo der vonn Heydeck aus habendenn 21 bedencken es

f In der Vorlage wisen. —
g F. 31v.-32r. leer.
h F. 36r. leer.
i Darunter, von der landgräflichen Kanzlei (s. Lenz, Bericht 4, wobei aus diesem Beispiel hervorgeht, dass die Nummerierung bereits im Feldlager und nicht erst in Kassel entstanden ist), die Nummerierung 1 A. —
j Klammern ergänzt.
9 welches.
10 unserseits; s. SI XV 620.
11 geneigt.
12 Wechingen (Lkr. Donau-Ries, Bayern), etwa 25 km nördlich von Donauwörth und 10 km westlich von Nördlingen; vgl. Moritz von Sachsen PK II/2 817, Nr. 1002 (Landgraf an Herzog Moritz). — Diese Ortschaft wurde bei der Auswertung anderer zeitgenössischer Quellen manchmal fälschlich als "Wendlingen" identifiziert; s. z.B PC IV/1 385, Nr. 362; 391, Nr. 367. Kurz zuvor aber scheint sich das Schmalkaldische Lager auch in "Wendingen"(möglicherweise ist damit das etwa 10 km südöstlich von Wechingen gelegene Wemding gemeint) aufgehalten zu haben; s. aaO 375, Nr. 354. Von Wechingen kam das schmalkaldische Lager wieder in die Umgebung von Donauwörth zurück; s. die in Nr. 2585, Anm. 36, verzeichneten Verweise.
13 Unsichere Auflösung. — Falls zutreffend, ist damit Tilemann Günterode, der seit 1545 amtierende hessische Kanzler, gemeint; s. Gundlach, Behörden III 82f.
14 Bullinger erhielt vorliegenden Brief am 20. September; s. Nr. 2597,2-5.
15 heute.
16 Johann Friedrich I. von Sachsen.
17 Freiherr Johann von Heideck; s. Rommel, aaO, S. 141.
18 überzogen.
19 ein oder vierzigk: etwa vierzig; s. SI I 273. — Im späteren Bericht des Landgrafen (s. oben Anm. 3) ist von etwa "anderthalbhundert" die Rede; s. Rommel, aaO, S. 141.
20 Gemeint sind die Verluste auf schmalkaldischer Seite.
21 greifbaren, begründeten.

nit so empsig gewehret) nachgefolget k und vast aller erlegt. Es were aber nit geratten geweßen, bey nacht sich zu weit vom lager zethun. Aber one allen zweivel seindt di Spanier so schlecht 22 von den unsern nit hinweg khomen, sondern werden auch grossen schaden erlitten habenn, wie man auch dero ezlich 23 uf der malstadt 24 funden hatt. 25

Actum im Veltlager vor Bettenhoven 26 , am 29. augusti anno 1546.

||35v Postscripta: Heutet nochmittag 27 haben wir etzlich ding gegen den vheinden besichtigen 28 lassen wollen. Hat sich zugetragen, das wir mit den vheinden zu scharmuzeln khommen, und seindt ir woll bis in achzig erschossen, erstochen und zum theyl gefangen worden. 29 Uf unser seiten aber seindt nit mher dan zwen vom adel geschossen, ainer Melchior Rhaw und der ander Georg Bruch, 30 unnd etwo sonst ezlich gemein gesellig. Hoffen, es soll inen nicht schaden, sondernn sollen wider ufkhomen 31 . 32

Datum ut s[upra].

[Beilage 2: Ms A 51, 37r.-38v., Nr. 25 1 ]

||38v. Was sich 31. augusti zugetragen, 1546 m

||37r. Uff denn 31. augusti anno, etc., 46 ist unser anschlag unnd gemuth gestanden, ein höhe vor der veinde lager einzubekommen 33 und es dem veinde so nahe zubringen 34 , das er schlagenn muste 35 . Derwegenn wir es also verordnett, das unsere furwartt 36 des morgens mit dem tag an die höhe kommen, die keyserische wacht dodannen 37 abgetrungenn. Sobalt seind unsere

k In der Vorlage vor nachgefolget eine Wiederholung des Wortes inen. —
l Von einer anderen Hand als der der vorhergehenden Beilage.
m Darunter, von der landgräflichen Kanzlei, die Nummerierung 2.B.
22 in guter Ordnung, ohne Schwierigkeiten; s. Fischer V 908.
23 etliche. — Der spätere Bericht (s. oben Anm. 3) spricht von etwa hundert Toten; s. Rommel, aaO, S. 141.
24 Schlachtfeld.
25 Vgl. diesen Bericht mit Nr. 2560,63-66.
26 Pettenhofen (Oberbayern), etwa 10 km westlich von Ingolstadt, wo die Schmalkaldener Ende August vor ihrem Angriff auf das kaiserliche Lager bei Ingolstadt ihr Lager aufgeschlagen hatten; s. Paulus, Schertlin 65.
27 Also am 29. August. — Im späteren Bericht (s. oben Anm. 3) wird dieses Scharmützel auf den 30. August datiert; s. Rommel, aaO, S. 141.
28 auskundschaften.
29 Eine von Sebastian Schertlin erstellte Gefangenenliste
vom 10. September findet sich in Herberger, Schertlin 192.
30 Über diese Personen konnten keine Informationen gefunden werden. Beim ersten ist ebenfalls die Namensform Rhau (s. Lenz, Bericht 6) oder Rau (PA 118 mit fehlerhafter Zusammenfassung) belegt.
31 Anspielung auf die Auferstehung; vgl. Dan 11,35; 12,2.
32 Vgl. diesen Bericht mit Nr. 2560,66-71; Nr. 2561,22-28.
33 einzunehmen.
34 es dem veinde so nahe zubringen: den Feind dermaßen zu bedrängen.
35 müsste.
36 Vorhut; s. SI XVI 1590.
37 von dort weg.

reutter unnd knecht der vorwartt 38 nachgezogenn, ein geschwader 39 unnd hauf 40 dem andernn gevolgt, haben unser geschuz auf die höhe pracht, einenn haufen neben denn andernn geordnett. Inn gleichnus 41 ist der churfürst zu Sachsenn mit seinenn reutternn, knechtenn unnd geschuz auf der andernn seitenn herkommen, das geschuz unnd hauffenn auch gegenn den veinden angeordnett. Aber zuvor unnd eher der churfürst ankomen, ||37v. sobalt die veind der unsernn innenwordenn, sind gewaltig mit ser grossenn hauffenn herfür gezogenn unnd sich gestelt, als wolten sie schlagenn. Do liessenn wir drey schlangen 42 in sie ghen 43 unnd ward eigenlich 44 gesehenn, das der dritte schoß inn ir ordnung gieng. Sobalt stuztenn sie 45 . Als nu das geschuz je lenger je mehr in sie gieng, thattenn sie sich balt widder zuruck nach Ingolstadt inn ein vortheill, da sie die stadt unnd ire aufgeworffenn schanzenn zum bestenn habenn, also das inenn daselbst nichts abzuprechenn 46 . Also hat der scharmuzell mit dem grossenn veltgeschuz denn ganzenn tag auf beiden seitenn heftig gewereth. Haltens darfur 47 , unser geschuz werde 48 den veinden grossenn schadenn gethan, do aber wir uf unser seitenn, dem almechtigenn sey lob, wenig schadens empfangen haben. 49

||38r. Nota: Am erstenn septembris habenn wir von den veinden, so gefangenn worden, die kuntschaft bekommenn, das das geschuz inen ser grossenn schadenn gethan, sonderlich aber under dem welschenn 50 kriegsvolck. Haben auch weiter die anzeig 51 , wan52 52 wir gesternn furtgedruckt 53 , wer denn veinden grosser abbruch 54 bescheenn, dann 55 die Spanier und Italiäner inn der flucht gewesenn. Wilch 56 nachdruckenn aber darumb verpliebenn 57 , das wir der stadt Ingolstad nit durffenn vertrawenn, dan der keyser ganz hart an der stadt gelegenn, die hinder sich unnd vor sich, sich n zum bestenn vergrabenn 58 hat.

n sich über der Zeile nachgetragen.
38 Vorhut.
39 Kavallerieeinheit; s. Fischer III 500.
40 Eine Infanterieeinheit; s. SI II 1044.
41 Inn gleichnus: Desgleichen.
42 Kanonen (Schlangenbüchsen). 43 in sie ghen: auf sie schießen.
44 deutlich.
45 stuztenn sie: stoppten sie ihren Vormarsch; s. Fischer V 1942.
46 das inenn nichts abzuprechenn: dass man ihnen in keiner Hinsicht schaden könnte; s. Fischer I 7.
47 Haltens darfur: Wir denken.
48 wird wohl.
49 Zu dieser Kampfhandlung vom 31. August s. die Literaturangabe in Nr. 2575, Anm. 4.
50 Gemeint ist: das italienische.
41 Meldung.
52 wenn.
53 vorwärtsgedrängt hätten; s. SI XIV 824f.
54 Schaden; s. SI V 369.
55 denn.
56 Welches.
57 unterlassen wurde. — Im späteren Bericht (s. oben Anm. 3) wird der Kurfürst dafür verantwortlich gemacht; s. Rommel, aaO, S. 143.
58 verschanzt. — Siehe zu dieser guten strategischen Lage die in Nr. 2578, Anm. 10, angeführten Stellen.

Unnd ist hiruber 59 zu wissenn, das vonn der gnaden gottes wir noch bisher auf allenn scharmuzeln mit wenigerm unnd die veind mit grösserm schaden darvon kommen sein. Gott geb hinfurtter mit gnaden uf unser seitenn.

Datum ut in literis.

[Beilage 3: Ms A 51, 39f, Nr. 26°]

||40v. Den 2., 3., 4., 5., 6 p septembris q

||39r. Unnd dhweil wir gestern 60 den vheinden uber allen angekerten 61 vleis dahin nit pringen noch mit dem geschuz nottigen konden, das er schlagen muste, so haben wir nach andern wegen gedacht. Und derselben heutt, den andern septembris62, 62 ein schanz ungeverlich 63 ein thausent schrit von des vheindts schanz ufwerffen unnd unser geschuz darin furen lassen, der entlichen meynung 64 , den vheindt abermaln 65 aus seinem vortheil und dahin zu nottigen, dardurch 66 wir mit ime zur handlung 67 khomen möchten. Und haben demnach mit unserm geschuz also sehr gearbeit, das wir dem vheindt das leger uf einer seitten ein guten theil uffgeschossen, also das sie mit den vendlin, di daselbst heraus gestanden, von dhannen weichen mußthenr. Zu dem, das wir auch dem vheindt ire ufgerichte kazen 68 hinweg geschossen. Und ist dem vheindt durch das hefftig schiessen grosser schadt bescheen, aber uff unserm theil sein allein etlich wenig beschedigt worden. ||39v. Wir habenn auch beutet under sollchem zu beiden theiln jeher 69 gescharmuzelt; in wilchem scharmuzeln sich unser volck wol gehalten, auch sonderlich unsere hackenschuzen auff des vheindts schannz gelauffen. Und haben auch zimlichen schaden gethan. Uns aber seint ezliche pferdt uff unserm theil beschedigt worden. 70

Freittags, den 3. septembris, plieben wir vor dem vheindt stil ligen. Da scharmuzeltens s unsere knecht den ganzen tag mit einander, doch on bevelch, aber nichts besonders.

Da wir nun bedachten, das der keyßer in sollichem grossem vortheil leg 71 , und wir im da nit abbrechen möchten, ward inn rath funden, abzuziehen. 72

O Von der gleichen Hand wie der der ersten Beilage.
p Die Tageszahlen senkrecht untereinander.
q Darunter, von der landgräflichen Kanzlei, die Nummerierung 3.C. —
r In der Vorlage mußhen. —
S In der Vorlage scharzmuzelten.
59 diesbezüglich.
60 den 1. September.
61 uber allen angekerten: trotz allem angewandten.
62 den 2. September.
63 etwa.
64 der entlichen meynung: mit der festen Absicht.
65 nochmals.
66 damit.
67 Kampfhandlung.
68 Katapulte; s. Fischer IV 274.
69 die ganze Zeit; s. Johann Andreas Schmeller, Bayerisches Wörterbuch, München 7 2008, S. 8.
70 Siehe dazu ferner unten Z. 120-130.
71 Siehe oben Anm. 58.
72 Laut dem späteren Bericht (s. oben Anm. 3) wollte man den feindlichen Truppen von Maximilian von Egmont, Graf von Büren, entgegenreiten; vgl. auch Nr. 2579, Anm. 7. Der Landgraf wäre aber lieber bei Ingolstadt geblieben; s. Rommel, aaO, S. 144.

Wilchs dan am sonnabent, den 4 ten septembris, geschach mit gutter ordenung. Sie 73 unns auch gar nit nachgezogen, ausgescheiden 74 etlich wennig leichte pferdt. Der warden auch etlich erschossen unnd erstochen. Wir zogen den tag ein meil und legerten unns da.

||40r. Sonnttags, den 5ten septembris, wie wir noch Newburgk 75 zogen und der lager geschlagen was unnd wir schier 76 auch im lager waren und noch funff fenlin reutter hinder uns waren, da zogen die vheindt heruff unns noch 77 mitt 2'000 allerley pferden und zwen schuzen zu fueß 78 . Hetten den unsern ein hohe 79 abgetrungen. Die unsern wandten sich und drungen sie wider ab. Daruber warden der vheindt etlich erschossen und erstochen. Unnd da sie sahen, das wir mit etlich geschwader reuttern zu inen druckten, da wichen sie wider nach Ingelstadt.

Was sich nun weitter zutragen wirdet, das stehet bey gott.

[Ms A 51, 41, Nr. 27 t ]

[Nachschrift zum Brief u ]

||41r. Auch lieber, besonder, als wir am 2. tag septembris den vheind, wie ir das aus unsern euch hirneben überschickten verzeichnussen 80 zu sehen hapt, so weidlich 81 beschossenn, ist uns seidher des die gewisse kuntschafft zukommen, do wir 82 desselben tags vortgetruckt 83 , das wir was trefflichs gegen dem vheind ausgericht, unnd demselben großen abbruch gethan hattenn; wuchs aber an unser person nit gemangelt hat, sondern ist aus der ursachen bescheenn, dieweil der keyser an der statt Ingelstatt gelegen, unnd di zu seinem vortheil gehapt, haben ezlich dis bedencken getragen, das ime da nit viel abbruch, aber unserm volck woll großer schad vom geschuz het mugenn bescheen, wiewol dasselbe bedenckenn nit von ungutherzigen, sondern denen bescheen, wuchs ane 84 zweivel auch trewlich unnd gutt gemeint.

Das habenn wir euch, also des auch ein wissens zu haben, gnediger meinung nit wollen verhaltenn.

Datum u[t] s[upra].

t Von der gleichen Hand wie der des Briefes.
U Diese Nachschrift trägt keinen Titel. Auf dem sonst leeren f 41v. steht nur die möglicherweise von einem der Schreiber dieser Beilagen angebrachte Nummerierung 4.D.
73 Die Kaiserlichen.
74 mit Ausnahme von. — Im späteren Bericht (s. oben Anm. 3) ist von etwa 50 bis 60 Pferden die Rede; s. Rommel, aaO, S. 144. — Zum Abzug des schmalkaldischen Heeres aus der Umgebung Ingolstadts s. Herberger, Schertlin 177, Nr. 60; 178, Nr. 61; PC IV/1 375, Nr. 354; 379, Nr. 357; 380, Nr. 359; Paulus, Schertlin 67.
75 Neuburg ad. Donau. —Vgl. Nr. 2576,8 1— 83.
76 beinahe.
77 nach.
78 zwen schuzen zu fueß: zwei Schützeneinheiten der Infanterie.
79 Anhöhe; s. Fischer III 1758.
80 Aufzeichnungen. 81 heftig; s. Fischer VIII 580.
82 do wir: wenn wir.
83 Siehe oben Anm. 53.
84 ohne.