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Autograph: Zürich StA, E II 365, 60 (Siegelspur) Druck: Petrus Dominicus Rosius a Porta, Historia Reformationis Ecclesiarum Raeticarum, Bd. 1/2, Chur und Lindau 1772, S. i 12f; Graubünden, Korr. I 97f, Nr. 73; Renato, Opere 156f, Nr. 9
Renato hat Bullingers letztes Schreiben [nicht erhalten]1 dankbar empfangen und den Standpunkt
der Zürcher zur Kenntnis genommen. Darauf will er nicht reagieren, um Bullinger nicht
lästig zu fallen oder ihm eigensinnig zu erscheinen. — Der Herr möge allen, besonders den
Dienern seines Wortes, eine Geisteshaltung schenken, die für die Unterweisung empfänglich
ist; denn wo immer man die [von Gott gesetzten]Grenzen überschreitet, sündigt man, genauso
wie dies Adam einst tat. Daher sollten alle darauf achten, nie Ansichten in ihren Predigten
oder Büchern zu befürworten, nur weil diese ihnen gefallen, denn solche müssen auch im Buch
des Lebens [= in der Bibel]belegt werden können. Wenn nicht, werden ihre Befürworter den
Nachfolgern nur Probleme verursachen. So plagen uns heute noch Augustin, Ambrosius, Hieronymus
und Gregor [der Große], obwohl sie schon längst tot sind. Wir reden und schreiben
viel und bilden uns dabei ein, dem Christentum und der Nachwelt in der Frömmigkeit und im
Kampfe gegen den Antichristen zu nützen. Möge dies tatsächlich der Fall sein! Diese Klarstellung
erachtet Renato als notwendig, zumal die Schriften der frühen und noch mehr diejenigen
der späteren [Theologen]weiterhin viel Unheil stiften. —Bullinger soll berichten, was er
bei den gegenwärtigen Unruhen erfahren hat. Das Konzil zu Trient kommt nicht voran. Möge
es gänzlich verkommen! Freunde haben berichtet, dass ein französischer [richtig: ein italienischer]
Bischof [Giovanni Tommaso Sanfelice, Bischof von Cava de' Tirreni] gegen einen
anderen Bischof [Dionysius de Zanettinis, Bischof von Kreta ], dessen Spitzname Grechetto ist,
handgreiflich geworden ist. 2 —Bullinger möge den für Celio Secondo [Curione] bestimmten
Brief nach Lausanne weiterleiten. —Grüße an alle wie auch von allen, besonders von Agostino
Mainardi, Pfarrer in Chiavenna.