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Hans Edlibach an
Bullinger
Frauenfeld,
19. Mai 1533

Autograph: Zürich StA, E II 340, 54. Siegelspur. -Gedruckt: QGTS II 549f

Berichtet über Aktivitäten der Täufer in Neunforn. Ist bereits gerichtlich gegen sie vorgegangen, was aber nichts nützt. Die Täufer gehen nicht zur Kirche und machen den Pfarrer [Niklaus Steinbock] schlecht. Bitte, diesen gegen einen fähigeren Mann auszutauschen.

Min früntlichen grutz unnd willigen dienst mit arbietung aller eren, liebs unnd gutem sy üch zu faran bereit etc., wol glerter, lieber her.

Ich laß üch wüssen, daß zu Nüfren 1 übel stat der döfren 2 halb, die da das arm from fölchly verfürent, daß ich nüt weyß, ich im dun sol, dan ich sit sant Johanß tag im 32 3 jar 5 hab lassen richten 4 , och sust fil in gfencknuß unnd um gelt gstrafft. Aber sy gend gar nüt darum unnd wend och nüt irs pfarers 5 ald 6 hirten stirn hören 7 , gand nüt zum wort gottes, dan sy sprechend, er hab sy glert, daß der kinder doff 8 nüt grecht sy, sprechent och, er hab brediget, wo zinß als zehenden nüt zu einer schuld gmacht syent, da sy man die selben nüt schuldig zgeben nach lut des nüwen testamentz. Welcher aber den zechendeil siner früchten uff den boden versetzt und verkoft a hab, der sy schulldig, den zechenden zu geben. Sollich unnd ander 9 haltentz mir für unnd wend in nüt mer hören, sprechend, er sy ein falscher profett etc. Unnd

a und verkoft am Rande nachgetragen.
1 Neunforn (Kt. Thurgau); über die Täufer in Neunforn s. QGTS II 50. 70. 116.
2 Täufer.
3 Am 24. Juni 1532 hatte Hans Edlibach das Amt des Landvogts im Thurgau angetreten.
4 Ob es sich hier um Hinrichtungen oder Körperstrafen anderer Art handelt, ist nicht ganz klar. Allerdings wurde den Vögten der Gemeinen Herrschaften an der Tagsatzung vom 10. bis 16. Mai 1532 die Befugnis erteilt, Täufer, die nicht zum Widerruf bereit waren, «ohne alles Rechten [zu]ertränken, um die großen Kosten mit den Landgerichten zu ersparen» (EA IV/1b 1339 k.). Sollten mit Edlibachs Aussage tatsächlich Hinrichtungen gemeint sein, so ist dies der einzige bekannte Beleg dafür. Claus Peter Clasen, Executions of Anabaptists, 1525-1618. A Research
Report, in: MQR 47, 1973, 115-152 führt sie nicht auf.
5 Niklaus Steinbock, gest. 1537, war schon als katholischer Pfarrer in Neunforn. 1527 wurde er wegen seiner evangelischen Predigt vom Landvogt, dem Obwaldner Heinrich Wirz, angegriffen und floh. Im Jahr darauf wurde Steinbock wieder eingesetzt gegen den Willen des Vogts, der drohte, den Pfarrer zu vertreiben oder zu verurteilen. Unter dem Schutz Zürichs versah Steinbock, der 1529 heiratete, die Stelle weiterhin bis zu seinem Tod. - Lit.: ASchweizerRef I 1725. 1999. 2015. 2038; EA IV/1a 1349; Knittel, Reformation 156f; Knittel, Kirche 123; Sulzberger 107.
6 oder.
7 Vgl. Joh 10, 3.
8 Taufe.
9 gemeint: andere Dinge.

uff das so wer min beste meinung, wo ir köndint einen dusch 10 machen unnd in da dannen dun und einen andren dar dun, dan er eben alt ist unnd fil kind hatt und in teglichen anfallend, damit 11 er nüt flyssig die gschrift gschowt, unnd aber gstrift 12 puren under im hatt, die fillicht numen das gift uß sugent 13 . Dan warllich so schaft dysser nüt gutz mer. Hab ich üch bester menig 14 nüt wellen bergen, damit in die sach gessechen werd 15 . Dan ich bsorg, wen min jar uss syg 16 , so werd er andys 17 nüt lang alda zu Nüffren bliben, den er der erst gsin ist, der das war wort gottes gepredigt hat, och gwibet unnd anders 18 , damit im die fünf ort nüt vast hold sind 19 etc.

Unssers pfarers halb zu Frouvenfeld 20 handlen ich jetz, wie ich mit üch grett hab etc. Hiemit so sy der frid gottz mit unß allen und verilich üch unnd unß allen ein from gut end. Amen etc.

Actum am 19. meyens anno 33.

Uwer alzit williger Hanns Edlibach,

landtvogt z Frowenfeld.

Probst von Embrach 21 wer gut, mit her Niclaussen 22 zu handlen.

[Adresse auf der Rückseite:] Dem wolglertten fromen heren Heinrichen Bully 23 , predicant zu Zürich zum grossen münster, minem drüwen hirten und heren unnd frunde.

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