[2419]

Peter Medmann an
Bullinger
Buschhoven,
10. April 1546

Autograph: Zürich StA, E II 338, 1425f (Siegelspur) Druck: Pollet, Relations II 168f, Nr. 45 a

Medmanns Landsmann und Freund Gerhard Westerburg überbrachte vor sieben Monaten auf seiner [Rück]reise [von Zürich über Bonn]Bullingers Brief [nicht erhalten]3 . Medmann, der Bullinger aus seinen Schriften kennen und schätzen lernte, freut sich, dass er seine Bewunderung nun auch brieflich ausdrücken kann. Die immer wieder bekundete Begeisterung Westerburgs für Medmann entspringt gewiss seiner schon mehrere Jahre andauernden Zuneigung. Medmann ist aber kein großer Gelehrter. Zwar gibt er sich, soviel es ihm möglich ist, dem Studium der Heiligen Schrift hin, doch wann immer er auf Wunsch des Kölner Kurfürsten [Erzbischof Hermann von Wied] der [Kölner] Kirche und der Öffentlichkeit nützlich sein kann, ist er bereit, die begonnene Kirchenreformation [in Köln] unter Gottes Führung weiter zu fördern, auch wenn ihm deswegen weniger Zeit zum Studium bleibt. Die Wiederherstellung der Kirche hätte schon weitere Fortschritte erzielt, wenn nicht Kaiser Karl [V.]eine derartige Abneigung dagegen hätte, wie dies Bullinger schriftlich bereits erfahren haben dürfte und wohl auch künftig erfahren wird. Soviel zu Bullingers Brief Bei Gelegenheit wird Medmann

a Nach der Abschrift von Johann Jakob Simler (Zürich ZB, Ms 60, 45) und mit geringfügigen Abweichungen vom Original
1 Peter Medmann (Mettmann), geb. am 11. November 1507 in Köln, gest. am 18. September 1584 in Emden. Besuch der Stiftsschule in Emmerich am Rhein. Ab 1522 Studium in der Kölner Laurentianaburse (kein Matrikeleintrag); damals noch keine Bekanntschaft mit Bullinger. 1526 Immatrikulation in Wittenberg. Vielleicht schon Ende 1527, spätestens aber ab Frühjahr 1528 wieder in Köln. Vor 1536 Hauslehrer von Johann III. und Friedrich IV. von Wied, den Neffen und Mündeln des Kölner Erzbischofs Hermann von Wied. Von 1536 bis 1550 Inhaber der Pfründe der Pfarrei Puderbach (Lkr. Neuwied). 1539 kurkölnischer Rat und Gesandter des Erzbischofs. Von Sommer 1541 bis mindestens Anfang Mai 1542 Präzeptor von Graf Georg von Isenburg in Wittenberg (s. Pollet, Relations II 166, Anm. 3; MBW-T X, Nr. 2714; XI, Nr. 2955). 1547 Rückzug mit dem abgesetzten Erzbischof auf dessen Besitzungen. Ab Herbst 1548 als Politiker und Erzieher bei Gräfin Anna von Ostfriesland. 1550 Heirat mit der Emder Bürgermeisterstochter Anna, geb. Buttel.
Von 1553 bis zu seinem Tod 1584 Bürgermeister von Emden. Seine erhalten gebliebene Büchersammlung hinterließ er der Emder Bibliothek. Von ihm sind sechs Briefe an Bullinger aus den Jahren 1546 und 1547 überliefert. — Lit.: Medmann an Bullinger, 20. Januar 1547, Pollet, Relations II 171—179, Nr. 48 (zum Studium in Köln ab 1522); M-Wittenberg I 128; M-Köln II 893, Nr. 13 (zu einem eventuellen Weiterstudium in Köln 1527; s. aber Varrentrapp 86, Anm. 1); Hermann Klugkist Hesse, Leben und Wirken des Petrus Medmann, geheimen Rates des Kurfürsten Hermann von Wied. Zugleich ein neuer Beitrag zur Biographie Adolf Clarenbachs, in: Monatshefte für Rheinische Kirchengeschichte 26, 1932, 321—341; Pollet, Relations I 254—263; II 165—184; Contemporaries II 419f; Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland, Niedersachsen, A-G, hg. v. Paul Raabe und Bernhard Fabian, Hildesheim 1998, S. 134.
2 Bei Bonn gelegene Residenz von Erzbischof Hermann von Wied.
3 Siehe dazu Nr. 2415, Anm. 5.

mehr über die Haltung von Kaiser Karl [V.] und die Kungeleien der Kölner Geistlichkeit schreiben und auch sonst Berichtenswertes mitteilen. Und wenn Bullinger schreiben möchte, kann er Briefe über Straßburg zuhanden [Martin] Bucers, [Kaspar] Hedios oder anderer weiterleiten lassen. Grüße. 4

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