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Autograph 1 : Zürich StA, E II 343a, 345 (Siegelspur) Druck: Epistolae Tigurinae 166f, Nr. 115; englische Übersetzung: Original Letters I 250—252, Nr. 115; LP XXI/1, Nr. 134
Nachdem Hilles' letzter Brief an Bullinger schon länger zurückliegt [HBBW XV, Nr. 2137?],
ist es nun wieder an der Zeit, Nachricht zu geben. Hilles dankt für Bullingers Bücher, die
dieser ihm kürzlich [durch Ludwig Lavater] zur Lektüre und nicht als [bloßes] Geschenk
geschickt hat. Er wird diese ganz lesen, damit sein Gewinn aus der Lektüre so groß ist wie
Bullingers Mühe beim Verfassen. —Ludwig Lavater wohnt aus ihm unbekannten Gründen nicht
bei Matthias Zell, sondern bei einem gewissen [Johannes]Marbach, wo doch aus Bullingers
Brief vom [letzten] Oktober [nicht erhalten]hervorging, dass Lavaters Vater [Hans Rudolf]
genau dies nicht wollte. Als Grund dafür hatte Bullinger Marbachs lutheranische Gesinnung
angeführt, die aber [in Straßburg] allerorten anzutreffen ist, sind doch dort fast alle Professoren
und Prediger Lutheraner oder geben sich zumindest als solche aus. Es ist daher nicht
nötig, dass Ludwig [Lavater] die Unterkunft wechselt, zumal er, auch wenn er bei einem
anderen Gelehrten unterkommen würde, ohnehin wieder [einen Lutheraner] als Gastgeber
hätte. Hilles kennt sonst kaum jemanden, der Unterkunft anbietet und bei dem man besser
aufgehoben wäre als bei Zell, der von Gerhard [thom Camph]und Weiteren gelobt wurde. Die
anderen [Pensionsleiter] werden nämlich von den Studenten nicht gleichermaßen gerühmt.
Doch muss Hilles zugeben, dass er, seitdem er [in Straßburg]lebt, nur wenige [Pensionsleiter]
kennen gelernt hat. —Bullinger zuliebe hat er Ludwig [Lavater]angeboten, diesem die Verpflegungskosten
für ein Viertel- oder ein Halbjahr auszuzahlen. Da Ludwigs Vater vermögend
ist, wird es diesem möglich sein, das Geld John Burcher [in Zürich] auszuhändigen, bevor
Hilles [Ludwig] die gleiche Summe übergibt; denn Hilles bewahrt [bares] Geld kaum länger
als eine Woche bei sich auf sondern investiert es sogleich in Waren. Bullinger möge Hilles'
offene Äußerungen über Geldangelegenheiten verzeihen. Hilles ist aber auch bereit, den Betrag
auszuzahlen und diesen erst später über Burcher zu erhalten, auch wenn dies [Ludwigs
Vater] wohl dreimal so viel kosten wird. —Bullinger wird einem Brief [Nr. 2336] John Hoopers
Neuigkeiten aus England entnehmen können. Hooper, der einst am Hofe [Heinrichs VIII.]
weilte, studiert nun in Straßburg und ist ein frommer und überzeugter Schüler Christi sowie
ein Verehrer Bullingers. In Hilles' Haus erkrankte er sehr schwer, und als er an der Schwelle
des Todes zu stehen schien, äußerte er vor vielen Zuhörern ein eindrückliches Bekenntnis zum
Abendmahl und sagte auch mehrmals alle Artikel des [Apostolischen] Glaubensbekenntnisses
auf. — Als Hilles in Bullingers Brief vom Tod Meganders [gest. am 17. August 1545] las,
schmerzte ihn dies zunächst sehr; doch angesichts der Lage der Welt und des Glücks derer, die
in Christus sterben, beginnt er nun, Gott dafür zu preisen. Möge dieser den dadurch für die
Zürcher Kirche entstandenen Verlust kompensieren! — John Burcher schrieb, dass Bullinger
oder seine Frau [Anna, geb. Adlischwyler] der Familie Hilles zu Weihnachten einen Käse
schicken wollten. Glücklicherweise kam es nicht dazu, da seine Familie schon mehr Geschenke
und Wohltaten von Bullinger und seiner Frau empfangen hat, als sie jemals erwidern könnte.
Bullinger soll nicht so viel [Geld für Geschenke]ausgeben und nicht daran zweifeln, dass er
Hilles empfohlen bleibt. —Grüße, auch von seiner Frau [Anna, geb. Lacey], an Bullinger und
dessen Gattin, an Meganders Witwe [Regula, geb. Offenhuser] (sofern sie noch Witwe ist)
sowie an [Konrad] Pellikan, Theodor Bibliander und [Rudolf] Gwalther. — [P.S.:] Ludwig
[Lavater]berichtet, dass er sich mit Marbach auf 30 Gulden im Jahr für die Pension geeinigt
habe, worüber er Bullinger bestimmt brieflich [Nr. 2320]informiert haben wird.