Projektseite Bullinger - Briefwechsel © Heinrich Bullinger-Stiftung
Textbreite
Schriftgröße
Kapitel 

[2316]

Ambrosius Blarer an
Bullinger
Konstanz,
30. Dezember 1545

Autograph: Zürich StA, E II 357, 153 (Siegel) Zusammenfassende Übersetzung: Blarer BW II 403, Nr. 1234

Den beigelegten Brief [Nr. 2309]hat Blarer bereits vor acht Tagen geschrieben, aber die als Überbringer vorgesehene Person [...]reiste letztlich woandershin. Seitdem gibt es nichts Neues zu berichten. Auch der vor drei Wochen vom [Konstanzer]Rat zu [Thomas Blarer an den Schmalkaldischen Bundestag zu Frankfurt]gesandte Bote [Michael Mörikofer] ist noch nicht zurückgekehrt. Blarer bittet um Nachrichten aus Zürich und Bern. Das in [Nr. 2309] erwähnte Gerücht über [die Gefangennahme]des Landgrafen [Philipp von Hessen]erwies sich als unbegründet. Grüße und Neujahrswünsche. Blarer bittet um schnelle Übermittlung eines Briefes an die Gattin Jakob Röists [Barbara, geb. von Ulm]. [PS..] Joachim Mötteli erzählt, dass die Zürcher Söldner bei ihrer Heimkehr keine Buße zahlen mussten. Blarer kann dies nicht glauben, zumal Probleme daraus entstehen würden. Bullinger soll berichten.

S. Quas 1 hic accipis, mi Bu[llingere]a , ante octiduum scripsi, sed qui 2 hinc ad vos profecturum se a[ffirmave]rat, mutato consilio alio abiit. Sed ne nunc quidem quicquam novi accessit, nec a fratre 3 , qui Francofordiae 4 est, remissus est nuncius 5 quem senatus ad ipsum ante tres hebdomadas abmandandum curavit.

De vestris rebus, ut habeant, audire certum quiddam vehementer avemus. De Bernatibus varia iactantur. 6 De landtgravio 7 vana esse, que in altera epistola 8 scripsi, iam omnino mihi persuadeo, quod nulla sequuta sit orti rumoris confirmatio.

Bene vale, mi venerande et charissime frater, et Christo nos christiane commenda. Is faxit, precor, ut sint tibi tuisque omnibus ineuntis anni auspicia longe felicissima, procedentis et exeuntis fluxus plusquam felicissimus.

a Hier und im Folgenden Textverlust durch Siegelausschnitt; die fehlenden Buchstaben sind auf der inneren Seite des noch über dem Siegel vorhandenen Papierstücks zu lesen.
1 Blarers Brief vom 24. Dezember 1545 (oben Nr.2309).
2 Unbekannt.
3 Thomas Blarer.
4 Am Schmalkaldischen Bundestag in Frankfurt.
5 Michael Mörikofer, der Thomas Blarer am 14. Dezember einen Brief des Konstanzer Rats vom 6. Dezember (Fabian, Quellen,
188f, Nr. 23) überbrachte. Erst am 27. Dezember machte sich Mörikofer wieder auf den Weg nach Konstanz und traf dort am 31. Dezember ein; s. aao, S. 192. 194. 202f. 210. —Ein weiterer Brief des Rats an Thomas Blarer vom 19. Dezember (aao, S. 197-201, Nr. 29) wurde diesem am 26. Dezember durch den Konstanzer Boten Siegmund Bott überbracht (aao, S. 203).
6 Zur Lage in Bern s. zuletzt oben Nr. 2306, 2-17.
7 Philipp von Hessen.
8 Zur angeblichen Gefangennahme Philipps s. oben Nr. 2309, 46-49.

Constantiae, 30. decembris 1545.

Literas uxori 9 lacobi Rostii inscriptas 10 multum obsecro, ut illi quamprimum reddendas cures, quo possit illis uno atque altero verbo respondere.

Tuus Ambr. Blaurerus.

Es hat Jochim Motteli 11 hie ussgeben 12 die von Zürch habind ire krieger on alle engeltnusß widerum lassen inkommen. Das will mir nitt gloplich sein. Wa es aber were, sorg ich übel, es mocht ein böses exemplum sein anderen leuten (dan unser krieger stellend ouch widerum herein 13 ) b . will man yetzund ewer exempel den leüten inbilden 14 Lasst mich mitt ainem wort wissen, wie es stande. 15

[Adresse auf der Rückseite:] Dem erwirdigen, hochgelerten maister Hainrich Bullinger, meinem fürgeliepten herren und brüder zu Zurich.