Projektseite Bullinger - Briefwechsel © Heinrich Bullinger-Stiftung
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[1981]

Schultheiß und
Rat von Winterthur an
Bullinger
Winterthur,
11. September 1544

Autograph: Zürich StA, E II 440, f. 327 (alt 239), Nr. 75 (Siegelspur) Ungedruckt

Auf Veranlassung des Vormundes Rudolf Kuster ersuchen sie Bullinger, den jungen [Heinrich] Hoppler, Sohn des [Winterthurer] Bürgers Alban Hoppler, aufgrund seiner Armut und zur Fortführung seiner Schulbildung in das [Zürcher] Almosen aufzunehmen, wie schon früher andere Bürgersöhne aus Winterthur auch nach Zürich kommen durften.

Wolgelerter, wirdiger, sonnders günstiger, lieber her und guter fründt, üch sige unnser früntlich grutz, willigenn dienst, sampt was wir liebs und guts vermöchten, zevor.

Günstiger, lieber her. Es ist unsers Burgers Alban Hopplers 2 säligenn sonn 3 mit sinem vogt 4 Rudolffen Kuster 5 der tagen vor uns erschynnen, anzöigt, wie dan uns des guten knaben armut wol bewüst, und er yetzo etlich zit in schull gangen, der hoffnung, die leer an ime öthwas zuverfachen

1 Das Schultheißenamt in Winterthur bekleidete von 1544 bis 1566 Alban Gisler; s. A[lfred]Ziegler, Verzeichnis der Schultheißen von Winterthur 1230-1798, in: ders., Albanitag und Albanifeier in Winterthur 1264-1874, in: Njbl. der Stadtbibliothek Winterthur 253, 1919, S. 92, Nr. 44; HBLS III 532; Martin Lassner, in: HLS V 532.
2 Alban Hoppler stammte vermutlich aus dem alten, einst angesehenen Winterthurer Geschlecht. Über ihn ist sonst nichts bekannt.
3 Das vorliegende Gesuch war erfolgreich, denn 1550 findet sich ein Heinrich Hoppler in einem von Schulmeister Johannes Fries angelegten Almosenverzeichnis von Schülern des Fraumünster-Alumnats (Zürich StA, A 61.1, Stück 44): "Heinrich Hoppler von Winterthur, haft kein vatter und gar niemandt, der sich sin annem." Weiteres ist über ihn nicht bekannt. Er ist nicht zu verwechseln mit einem anderen, etwas älteren Winterthurer, der als Heinrich Hopler mehrfach in den Urkunden B 2/10 des Stadtarchivs Winterthur erscheint und schon 1540 verheiratet war; s. etwa Winterthur Stadtarchiv, B 2/10, S. 42.
4 Vormund.
5 Rudolf Kuster aus Winterthur erscheint verschiedentlich in den Quellen. Er hatte am Zweiten Kappelerkrieg 1531 teilgenommen, besaß um 1531 mehrere Häuser, erwarb 1534 ein Stück Land vor dem Obertor und war um 1536 Meister der Oberstube; s. Joh[ann] Conrad Troll, Geschichte der Stadt Winterthur, nach Urkunden bearbeitet. Erster Theil, enthaltend die Kriegsgeschichte der Stadt Winterthur, Winterthur 1840, S. 61, Nr. 30; Zürich StA, Kataloge 440: Winterthur, Akten altes Archiv vor 1798, Regesten, Bd. 3, AH 99, Zünfte, Nr. 8; ebd., Bd. 2, Vermögens- und Erbschaftssachen, AG/91/2, Nr. 27; Winterthur Stadtarchiv, Urkundenregesten: Nr. 2242 (s. auch AG 94/1/167). 2340. 2451. 2500; ebd., Ratsprotokolle: B 2/8, S. 212-215. 217. 221. 223. 237. Zur Oberstube s. Marek Rozycki, Die Handwerker und ihre Vereinigungen im alten Winterthur (bis 1798), in: Njbl. der Stadtbibliothek Winterthur 279, 1976, S. 116f.

6 , möge er doch, wie gmeldet, siner armut halb dem nit nachkomen. Derwegen sin gantz früntlich pit wäre, wir ime günstliche fürgschrifft 7

an üch a mitzetheillen, der gutenn hoffnung, ime woll zu erschiessen 8 , der gstalt, das er, wie dan vor anderen unseren burgers sönen ouch beschehen, 9 an das almusenn genomen werde. Unnd diewyl wir ine zefürderen gnaigt, so lanngt an üch unnser früntlich pite, welind den guten knaben befolchenn haben, der massen, das im in etlichen wege gholffenn werd. Das wöllend wir umb üch früntlichenn verdiennenn.

Datum in il 10 , denn 11. septembris anno 1544.

Schultheys und rat

zu Winterthur.

[Adresse auf der Rückseite:] Dem wolgelerten, wirdigen heren Heinrichen Bullinger, predicannten der stat Zürich, unserem günstigen, liebenn herrenn.