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Kapitel 

[1902]

Räte und Gesandte des Gotteshausbundes an
die Pfarrer des Kapitels Zürich
Chur,
[28.]April 1544

Original a : Zürich ZB, Ms S 54, 140 (Siegelspur) Ungedruckt

Haben im Gefolge der Reformation und teilweise nach dem Vorbild Zürichs und anderer Städte anstelle des Klosters eine Schule gegründet, finden aber nur mit Mühe einheimische Lehrkräfte und bitten deshalb, ihnen auf Pfingsten leihweise ihren Landsmann Johannes Pontisella auf ein bis drei Jahre als Schulmeister zu überlassen.

Eintragung handschriftlicher Korrekturen im fehlerhaften, kurz zuvor gedruckten Exemplar dieser Schrift wohl viel Zeit beanspruchte, schickte er nach Zürich nur ein korrigiertes Exemplar davon, das Froschauer ebenfalls als Vorlage zu einem Neudruck hätte verwenden dürfen.
a Mit Notiz zum oben Anm. 1 erwähnten Brief von der Hand Johann Jakob Simlers.
1 Die Räte und Gesandten des Gotteshausbundes schrieben am 28. April 1544 einen fast gleichlautenden Brief an [die Schulverordneten; s. unten Nr. 1903] von Zürich
(Original: Zürich StA, E II 365, 32-34; 2 Seiten, fehlerhaft gezählt; Adresse und Dorsualvermerke: 46c). Der Dorsualvermerk des Stadtschreibers Werner Beyel zum eben erwähnten Brief lautet: "Die herren schulherren sollennt weg unnd mittel suchen, wye den guten lüthen [davor gestrichenes herre] gewillfharet werden möchte; daran thund sy gott unnd unnsern herren eyn gefallen. Actum sambstags nach dem meytag [3. Mai] 1544 praesentibus herr Röyst unnd beyd räth. Stattschryber."
2 Gleichzeitig mit dem in Anm. 1 genannten Brief; s. unten Anm. f.

Unnser fruntlich grus ze bevor, sampt was wir liebs, eeren und guts vermechten b , wolgelerten, wurdigen, ersamen und wysen, lieben herren.

Wie dan mengklich 3 waißt und offenbar ist, das gott der herr us sinen gnaden sin ewig wort hat lassen harfur trucken und vil nach 4 in gantze welt verkhundt und der thon darvon erschollen, durch welches, so es fur uns ouch komen, wir bericht erlernet und gott der herr uns sovil gnad mittailt, das vil mentschen gedicht, uff Satzung und gut duncken 5 , in dem gotz dienst gebrucht (darin ouch das closter und munchen werch 6 unnutz befunden), abgefallen, furnemlich bewegt worden und zum tail von euch und andren erlichen stetten ain exempel gnomen, an statt des closter werchs offen schulen ingesetzt, 7 und darmit die jugent gutter kunsten und sitten underwysen, zu lob gottes und gemainer landen eeren, nutz und gut gepflantzet werd, des wir uns harin ain jar, zway old 8 drü beflissen und nach fur und fur 9 ze offnen 10 und nit ab ze gon lassen 11 gantz gesinnet, so aber in disem handel uns arbaiter manglen (wie dann in solichem und ouch in der ernd gottes 12 schnitter und arbeiter by uns gesuch sin wellen 13 ), werden wir uß vorigen wol ertzaigten fruntschafften, von euch uns erwysen, verer 14 verursachet und bitten euch hoch vlissig, ir welten uns umb ain gschickten und glerten man, zu aim schulmaister togenlich 15 , verhelffen, und das er uns uff nechst pfingsten (so es muglich) gelangen möcht. 16 Und insonders, dwyl uns unsere landskinder vilicht fur ander 17 angenemer, wer unser bitt unnd flissig begeren, ir hetten uns unsern, der jetz der ewer ist, den Johannem Pontisellam lon werden 18 . Wir begern ||140v. den euch nit abzefuren 19 , bedencken wol, das er uß ewer hilff und furdrung dahin komen, sonder ir uns (dwyl jetz furhin unser schul sunst mussig ston wurd), den ain jar, zway old dru alweg uff ewer gefallen lichen 20 wellent. In gutter hoffnung, wir uberkomen mitler zit ouch der unsern, so uns harin dienstlich sin megen. Wir wellent inne ouch halten, das (als wir hoffnen) wir gegen euch und ime danckbar befunden werden. Solicher fruntschafft und andrer wir uns gentzlich zu euch vertrösten,

b Vielleicht als vermochten zu lesen; e und o lassen sich bei diesem Schreiber nicht immer klar unterscheiden.
3 jedermann.
4 beinahe.
5 Erfindung, Einrichtung und Gutdünken von Menschen.
6 das Kloster- und Mönchswesen.
7 Zur 1539 erfolgten Gründung der Churer Nikolaischule s. Oskar Vasella, Geschichte des Predigerklosters St. Nicolai in Chur, Diss. Freiburg i. Üe. 1928, Paris 1931. - Institutum Historicum FF. Praedicatorum, Dissertationes Historicae, Fasc. I, S. 79-81.
8 oder.
9 auch weiterhin.
10 fördern.
11 in Niedergang kommen zu lassen.
12 d.h. für das kirchliche Amt (vgl. Mt 9, 37f par.).
13 d.h. schwer zu finden sind.
14 weiterhin, erneut.
15 tauglich.
16 Auf Pfingsten (1. Juni) wurde der bisherige Schulmeister Veit Kappeler entlassen; s. oben Nr. 1851; 1880; 1897; unten 1903.
17 vor anderen.
18 ihr würdet uns ... überlassen.
19 abspenstig zu machen.
20 ausleihen.

in hoffnung, ir uns in unserm disem notturfftigen ansinnen willfare[n]c . Das wellent wir umb euch gantz vlissig, gnaigts willen[s]d haben ze beschulden 21 .

Datum und mit gmains 22 gotzhu[s]e aigen insigel bschlüsslich versiglet uff [28.]f tag aprell anno etc. 44.

Gemains gotzhus rath und

gesanthen, jetz zu Cur versampt 23 .

[Adresse auf der 4. Seite des Doppelblatts:] Den wolgelerten, wurdigen und ersamen herrn, des hailigen evangelii und wort gottes furstendern und dienern der kirchen gmainen cappittels zu Zurich, unsern lieben herren und gutten frunden.