Projektseite Bullinger - Briefwechsel © Heinrich Bullinger-Stiftung
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Kapitel 

[1776]

Martin Hentius an
Bullinger
Wittenberg,
25. August 1543

Autograph: Zürich StA, E II 338, 1392r.-v. (Siegelspur)

Die Phrase [Plinius' d. Ä.] "aus Afrika immer etwas Neues"[Adagia, 3, 7, 10 (LB II 886)] trifft sehr gut auch auf Wittenberg zu, denn es vergeht kaum ein Tag, der nicht neue Nachrichten oder unvermutete Begegnungen mit sich bringt; vor Kurzem ist ihm durch Zufall ein Papier in die Hände gelangt, [in dem sich Urbanus Rhegius negativ über die Werke der Schweizer und oberdeutschen Reformatoren äußert (vgl. Reinerth, Hentius 189)], was erklärt, weshalb die Werke Bullingers und seiner Kollegen in Wittenberg nicht verkauft werden dürfen; legt Bullinger

g Offenbar verschrieben für 26.
32 Bei den am 11. August überfallenen und später in Breisach inhaftierten Franzosen, von denen nachfolgend die Rede ist, handelte es sich um Jacques Reynaud (Regnauld, Reginaldus Alenius), Herr von Alleins (bei Arles), der über Genf, Bern und Basel nach Straßburg gereist war, um Calvin und Farel zu treffen, sowie um einen jungen Gelehrten namens Philibert (s. Corr. des réformateurs IX 108. 115). Ihr Schicksal teilten zwei Begleiter, darunter der Genfer Jean Ballon, gen. Hugonier (s. Corr. des réformateurs IX 150, Anm. 1f). Reynaud selbst war 1540 als Sympathisant und Beschützer der Waldenser in Mérindol hervorgetreten. Zu den Einzelheiten des von Gast mitgeteilten Vorfalls s. Corr. des réformateurs IX, Nr. 1272-1274. 1277 (S. 21f). 1284 und Reg.; PC III, Nr. 403; Amerbach, Korr. V, Nr. 2582; vgl. auch unten Nr. 1785, 66-70.
33 Beim Entführer, der sich zusammen mit seinen Gesellen als Begleiter der Franzosen angeboten und Reynaud nach dem Überfall eine größere Geldsumme abgenommen hatte, handelte es sich um Konrad Köth. Der Name findet sich in einem ausführlichen Bericht des Vermittlers Peter Scher von Anfang Januar 1544 (Basel UB, Ms. C VI a 3, 233r.-227v.[!]) sowie teilweise auch in den Schreiben, die Basel in dieser Sache an Bern, Breisach, Ensisheim, Straßburg, den französischen Gesandten Morelet und Peter Scher richtete (Basel StA, Missiven A 31, 354-358. 387. 393f: 4 93f. 991. 101.106-108).
34 Die vereinten Bemühungen von Straßburg und Basel um die Freilassung der Gefangenen führten im Lauf des Herbstes zum Erfolg; vgl. Corr. des réformateurs IX 38, Anm. 6, und unten Nr. 1785, Anm. 34.

eine schriftliche Erwiderung nahe, ohne ihn drängen zu wollen. Sendet des Weiteren die "Responsio" Philipp Melanchthons [,,Responsio ... ad scriptum quorundam delectorum ... ", VD 16 M 4134-4139], die über den Kölner [Reformationsversuch]vollständig informiert und die nach der Lektüre zusammen mit dem Papier [von Rhegius] an Oswald Myconius weitergesandt werden soll; er hätte auch Myconius, dem er geschrieben hat, ein Exemplar geschickt, wenn er nicht durch Geldknappheit daran gehindert worden wäre; aus demselben Grund soll ihn Bullinger bei Otto Werdmüller entschuldigen, dass er ihm nicht wie versprochen ein Exemplar von Melanchthons "Catechesis puerilis" [VD 16 M 2629] sendet; hat aber Christoph Froschauer gebeten, sich darum zu kümmern. Grüße, besonders an [Konrad] Pellikan und [Theodor] Bibliander. Hofft auf regen Briefwechsel und bittet um Weitersendung des beigelegten Briefs an seinen Landsmann Thomas Siebenbürger aus Hermannstadt nach Stein [am Rhein] sowie um Bestellung von Grüßen an Laurenz Siebenbürger, sofern dieser noch in Zürich weilt; er ist Kürschner und hat sich bei Bullingers Bruder [Johannes]aufgehalten.

[Gedruckt: Reinerth, Hentius 195f, Nr. 4.1