[1660]

Schultheiß und
Rat von Winterthur an
[Bullinger]
Winterthur,
14. September 1542

Original: Zürich StA, E II 440, 318, Nr. 68 (Siegelspur) Ungedruckt

Für die nach dem Ableben [Lienhart Biberlis]nötige Neubesetzung der Schulmeisterstelle hat Hans von Hinwil von Elgg einen jungen Mann [Christoph Rotacher]vorgeschlagen; sie sind

a Die Abschrift umfasst sowohl den von Myconius übermittelten Brief (s. Anm. 2) als auch die darauffolgende, hier allein abgedruckte Begleitnotiz an Bullinger.
b Mit einer Notiz von Johann Jakob Simlers Hand.
c In der Abschrift irrtümlich traditae.
d In der Abschrift polasse, was keinen Sinn ergibt.
e Darunter, ebenfalls von der Hand des Kopisten: Domino Heinricho Bullingero suo.
1 Der Brief, dessen Abschrift Myconius mit dieser Begleitnotiz versah (vgl. Anm. 2), datiert vom 13. September 1542. Die Übermittlung an Bullinger erfolgte wohl als Beilage zu Myconius' Brief vom 17. oder 20. September (unten Nr. 1662 bzw. 1664).
2 Die Begleitnotiz gehört zu einer Abschrift des Briefes von Martin Bucer und Kaspar Hedio an Bonifacius Amerbach vom 13. September 1542 (Amerbach, Korr. V 384-386, Nr. 2496). Darin rechtfertigen sich die beiden Straßburger dafür, dass sie die Veröffentlichung des Korans befürwortet hatten (vgl. Bobzin, Koran 198-200).
3 Theodor Bibliander.
1 Das Schultheißenamt in Winterthur bekleidete 1542 Lorenz (Laurenz) Gisler, vgl. Joh[ann]Conrad Troll, Geschichte der Stadt Winterthur, nach Urkunden bearbeitet. Fünfter Theil, enthaltend die politische Geschichte der Munizipalstadt Winterthur, Winterthur 1845, S. 85; HBLS III 532.
2 Die Empfängerschaft Bullingers ergibt

willens, ihn anzustellen, und bitten um das Einverständnis der [Zürcher Schul-]Herren. Segenswunsch.

Wolgelerter, wirdiger, sonnders gunstiger lieber her, üch sige unnser früntlich grutz, willigen dienst, sampt was wir eren und gutz vermöchten, zevor, günstiger lieber her.

Wir sind des achtens, ir traggen gut wüsen 3 , wie unnser schulmeyster 4 , dem got gnedig, abgangen und von diser zit gscheiden, derhalben wir geursachet worden, nach einem anderen zewerben. Unnderzwischennd uns unser lieber burger Hans von Hinwil 5 zu Elgöw 6 von eins jünglings 7 , den er acht, darzu gschickt, früntlicher pit wyß angetast 8 den anzennemen, dan der pürtig von Elgöw und unser gnedig herenn in erzogen habind. Nun weren wir in zestund 9 anzenemen gneigt gsin. So haben wir uß ursachen das underlassen, das wir geachtet, diewil unser gnedig heren me enthalten 10 , nit wol zefriden, ine also ongeurllobet abzefüren. Das gar unsers wilens nit ist; so aber er doch so ver 11 mit wilen unser heren uns werden möcht, welten wir in gütlich annemen und im das, so man pflichtig were zethun, bewysen. Wo aber unser heren wil 12 nit sin wurde, liesind wir es sinthalb ein gut sach sin. Dan uß pit des von Hinwils wir me zebedencken gneigt. Üch das alles hiemit guter, früntlicher meinung zewüsen than haben welend, ir destbas 13 vilicht dem guten jüngling, sich witer in die sach zeschycken, anleitung geben können.

Üch damit got dem heren in sin schirm befehlende, der üch alwäg 14 in gsontlichem wolstat enthalten 15 welle.

Datum in ill 16 , exaltationis crucis anno etc. 1542.

Schultheis und rät

zu Winterthur.

[Ohne Adresse.] sich aus dessen Antwort auf vorliegenden Brief in Nr. 1661.

3 Wir nehmen an, ihr wisst gut.
4 Lienhart Biberli.
5 Hans von Hinwil, geb. 1498 in Elgg, gest. 1544, besuchte den Unterricht Vadians in Wien und Glareans in Basel. Er war Gerichtsherr zu Elgg, ab 1527 bischöflicher Vogt zu Güttingen (Kt. Thurgau) und ab 1530 zu Meersburg sowie oberster Forstmeister des Konstanzer Stifts und ab 1543 Hofmeister des Abts von St. Gallen. Bürger von Zürich, ab 1516 von Winterthur. 1523 Heirat mit Beatrix von Hohenlandenberg. Hans, der auch genealogische Interessen pflegte, blieb altgläubig, nahm aber auf Seiten Zürichs am Zweiten Kappelerkrieg
teil, den er in einer Darstellung beschrieb. - Lit.: Conradin Bonorand, Personenkommentar II zum Vadianischen Briefwerk, St. Gallen 1983. - Vadian-Studien 11, S. 310-313; HBLS IV 228f.
6 Elgg (Kt. Zürich).
7 Christoph Rotacher (vgl. HBBW X, S. 79, Anm. 1 und unten Nr. 1661, Z. 19).
8 ersucht.
9 sogleich.
10 für seinen Unterhalt gesorgt haben.
11 sofern.
12 Wille.
13 umso eher.
14 immer.
15 in gesundem Wohlergehen bewahren.
16 in Eile.

Projektseite
Bullinger - Briefwechsel © Heinrich Bullinger-Stiftung