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[1497]

Rudolf Gwalther an
Bullinger
Regensburg,
11. April 1541

Autograph: Zürich StA, E II 350, 495-499 (Siegelspur) Ungedruckt

Hat bereits geschrieben, weshalb er nach Regensburg gereist ist; hier pflegt er Umgang mit Männern wie Draconites, Corvinus, Pistorius und Melander, was sicher auch in Bullingers Sinne ist. Berichtet über die Reise im Gefolge des Fürsten [Philipp] von Hessen und den Empfang in Würzburg und Nürnberg sowie durch [die Pfalzgrafen] Friedrich und Philipp. In Regensburg wurde der hessische Fürst von Herzog Christoph von Württemberg und Fürst Wolfgang von Anhalt sowie vom kaiserlichen Unterhändler [Nicolas Perrenot?]begrüßt; sein Auftritt vor Kaiser [Karl V.], wo er seine Haltung darlegte und Herzog Heinrich von Braunschweig angriff hinterließ einen starken Eindruck; in seiner Herberge lässt er täglich predigen, will aber den Kaiser nicht durch die Veranstaltung öffentlicher Predigten herausfordern. Gemäß seiner Proposition vom 5. April zielt der Kaiser auf die religiöse Einigung, die Türkenabwehr und die Restitution des Herzogs [Karl III.] von Savoyen; die Eidgenossen sollten auf der Hut sein. Gwalther stützt sich auf Akteneinsicht; die Antwort der Protestanten, die erst überreicht werden soll, kennt er noch nicht. Herzog Wilhelm von Bayern hält [die katholischen Stände]für zu kompromissbereit. Die Türken belagern Pest, und [König] Ferdinand ersucht um Hilfe, was den Reichstag verkürzen könnte; die Türkengefahr nützt den Protestanten. Vom Kaiser verspricht man sich viel, doch er ist umgeben von päpstlich gesinnten Geistlichen. Anwesend sind auch der Bischof von Winchester [Stephen Gardiner], Kardinal [Gasparo] Contarini, welcher angeblich im Unterschied zum Bischof von Modena [Giovanni Morone]

30 Leo Jud.
31 Die Antwort des Kaisers an die Protestanten (MO IV 161f, Nr. 2184) erfolgte am
selben Tag um vier Uhr nachmittags; s. ARG III 25.

Blutvergießen vermeiden möchte, ein Gesandter aus Venedig [Francesco Contarini], der Herr von Velly [Claude Dodieu] als französischer Gesandter sowie der Herzog von Savoyen; der Kaiser ist wegen des Verhältnisses zu Frankreich, der Unruhe in Spanien und der Türkengefahr auf die Deutschen angewiesen; die Gegner vertreten zwar unterschiedlich harte Standpunkte, doch die Türkengefahr zwingt sie zu Zugeständnissen. 18 Spanier und ein sodomitischer Priester aus Italien sind ertränkt worden, weitere dürften folgen. Der Konflikt um Herzog Heinrich von Braunschweig beschäftigt alle; Gwalther hat Schmähgedichte auf ihn verfasst. Muss jetzt abbrechen und entschuldigt den ungeordneten Bericht. Grüße; Draconites bittet, ihm zu schreiben.

Gratiam et pacem a domino.

Scripsi ad te, 1 pater humanissime, a Marpurgo, quam ob causam Ratisbonarn profectus sim, quod consilium meum nequaquam tibi nec aliis doctis displicere puto. Hic enim cum illis viris versor, quorum comercio et doctior et melior reddi possum. Sunt enim d. Ioannes Draconites, d. Antonius Corvinus 2 , Pistorius 3 et Dionysius Melander, quorum eruditionem cum tibi placere sciam, non dubito, quin et meum cum iis comercium tibi arrideat. Quare de consilio meo plane scribere nob. Is enim sum, qui patriae semper prodesse a et verbis et re ipsa cupiam. Nova tu magis, quae hic habeantur, expectas. Quae certe plura ad te scriberem, si tam certa essent omnia, quam sunt multa.

Scias autem nos una cum illustrissimo Hessorum principe 4 decima quinta Marpurgum egressos 27. eiusdem mensis Ratisbonam pervenisse. Quo in itinere etiamsi quaedam acciderint, tamen non omnia scriptu digna sunt. 5

a Vor prodesse gestrichenes et.
1 Am 11. März (oben Nr. 1476).
2 Antonius Corvinus (Rabe), 1501-1553, von Warburg (Kr. Höxter, Niedersachsen), gehörte dem Zisterzienserorden an, wurde aber 1523 als Lutheraner aus dem Kloster vertrieben. 1528 wurde er nach Goslar berufen; 1529 kam er als Pfarrer nach Witzenhausen (Werra-Meißner-Kreis, Hessen). Landgraf Philipp beauftragte ihn 1536 mit dem Versuch, die gefangenen Täufer in Münster zu bekehren, und ließ ihn an den kirchlichen Verhandlungen der Jahre 1537-1541 teilnehmen. Zunehmend zog ihn jedoch die 1538 evangelisch gewordene Herzogin Elisabeth von Braunschweig-Lüneburg in ihren Dienst; in ihrem Auftrag führte er 1539 in Northeim die Reformation ein, vor allem aber erneuerte er als Generalsuperintendent mit Sitz in Pattensen bei Hannover das Kirchenwesen im Herzogtum Calenberg-Göttingen. Auch in Braunschweig-Wolfenbüttel
und Hildesheim wirkte er als Reformator. Seine Kirchenordnungen erwiesen ihn als begabten Organisator, und auch als Verfasser von Postillen wurde er geschätzt. Wegen seines Widerstands gegen das Interim und die Rekatholisierungspolitik Herzog Erichs II. lag er von 1549 bis kurz vor seinem Tod im Gefängnis. —Lit.: Paul Tschackert, Antonius Corvinus. Leben und Schriften, Hannover-Leipzig 1900; Martin Stupperich, in: TRE VIII 216-218; Heilmut Zschoch, in: RGG 4 II 472f.
3 Johannes Pistorius.
4 Landgraf Philipp von Hessen.
5 Zu Gwalthers Reise und zu seinem Aufenthalt in Regensburg s. Kurt Jakob Rüetschi, Fünf "Conciones" Melanchthons. Rudolf Gwalthers Nachschrift am Regensburger Reichstag 1541, in: Hans Ulrich Bächtold, Rainer Henrich, Kurt Jakob Rüetschi, Vom Beten, vom Verketzern, vom Predigen, FS Alfred Schindler, Zug [1999], S. 53-107 (bes. S. 89-92).

Proficiscebatur princeps noster equitibus 300 bene et instructis et armatis. Cum Herhipolim perveniret, humanissime ab episcopo 6 exceptus et per integrum biduum episcopi sumptu detentus est. Norinbergae eandem humanitatem, honorem vero et pompam splendidiorem vidit. Omnia vero vicit dux Friderichus 7 , Bavariae princeps, qui absens 8 etiam earn vicariis suis potestatem permiserat, ut haud aliter quam ipsemet in sua arce 9 tractaretur, quo etiam omnes ii, qui cum principe proficiscebamur, vocati sumus. Eadem fere humanitas crastino die videbatur apud Philippum 10 , Bavariae ducem, qui in Wirtenbergensi bello a nostro principe vulneratus est. 11 Omnia denique successerunt foelicissime.

||496 Cum vero Ratisbonarn veniremus, obviam equitabant principi nostro Christophorus 12 dux Virtenbergensis, et comes ab Anhalt 13 Quamprimum

6 Konrad von Bibra, Bischof von Würzburg.
7 Pfalzgraf Friedrich II. der Weise, 1482-1556, wurde durch Reuchlin erzogen und verbrachte seine weitere Jugend am burgundischen Hof in Brüssel. Ab 1516 herrschte er über die Oberpfalz, war aber oft außer Landes und diente weiterhin den Habsburgern, u. a. 1521-1523 als Statthalter beim Nürnberger Reichsregiment sowie 1529 und 1532 als Heerführer gegen die Türken. Zusammen mit Perrenot leitete er 1541 das Regensburger Religionsgespräch. Sein verschwenderisches Leben und seine Versuche, nach seiner Heirat 1535 den Anspruch auf die nordischen Reiche durchzusetzen, erschöpften seine Finanzen; auf langen Reisen zehrte er von der Freigiebigkeit fremder Fürsten. Nach dem Tod Ludwigs V. wurde er 1544 Kurfürst und führte in der Pfalz, wenn auch zögernd, die Reformation lutherischer Prägung ein. Nach seiner Niederlage im Schmalkaldischen Krieg wurde er vom Kaiser begnadigt und verfolgte fortan eine neutrale Politik. — Lit.: Hubert Thomas (Leodius), Annalium de vita et rebus gestis [...] Friderici II. [...] libri XIV, Frankfurt a. M. 1624 (deutsch: Schleusingen 1628); Peter Fuchs, in: NDB V 528-530.
8 Friedrich war bereits am 10. März in Regensburg eingetroffen; s. Widmann 167.
9 Gemeint ist das Pfalzgrafenschloss zu Neumarkt in der Oberpfalz.
10 Philipp der Streitbare, Pfalzgraf von Neuburg, 1503-1548, Neffe Friedrichs II. und
Bruder Ottheinrichs I., studierte in Freiburg i. Br. und Padua. 1522 wurden die früh verwaisten Brüder für mündig erklärt und traten gemeinsam die Herrschaft über Pfalz-Neuburg an. 1529 tat sich Philipp bei der Verteidigung Wiens gegen die Türken hervor; 1532 ernannte ihn König Ferdinand zum Statthalter in Württemberg. Nach der Wiedereinsetzung Herzog Ulrichs kehrte er verwundet nach Neuburg zurück und verlangte die Teilung des Landes. Wegen übergroßer Schulden musste er jedoch seinen Teil, den er von Burglengenfeld aus regierte, am 4. April 1541 an Ottheinrich abtreten. Da Kaiser und König seine Dienste kaum honorierten und sich seine Heiratspläne immer wieder zerschlugen, lebte er bis zu seinem Tod in ärmlichen Verhältnissen. — Lit.: Josef Dobmeyer, Pfalzgraf Philipp der Streitbare, Diss. phil. München, Kulmbach 1914; Robert Salzer, in: ADB XXVI 18-27.
11 Durch ein hessisches Geschütz war Pfalzgraf Philipp 1534 bei Nordheim (unweit von Lauffen) am Fuß verletzt worden; s. Dobmeyer, aaO, S. 61f.
12 Herzog Christoph von Württemberg (1515-1568), Sohn von Herzog Ulrich und Sabine von Bayern, wuchs nach der Vertreibung seines Vaters am Innsbrucker Hof auf. 1532 schloss er sich eng an Herzog Wilhelm von Bayern an; Ulrich misstraute ihm deshalb und schickte ihn 1534 zur Ausbildung an den französischen Hof. Ende der 1530er Jahre wandte er sich dem

vero princeps diversorium ingressus erat, aderat caesaris orator 14 , qui adventui illius gratulabatur et liberum ad imperatorem accessum nuntiabat. Princeps vero Hessiacus crastino die imperatorem adiit 15 et longa oratione obedientiam suam, suum erga christianam ecciesiam animum recensuit, postremo in ducem Henricum Brunsvicensem invectus est, quem convicturum se promisit, quod princeps mendax, perfidus et impius hactenus b fuerit et omnium denique incendiorum c per Germaniam author. 16 Atque ea omnia tau vultus et verborum constantia egit, ut omnes imperatoriae aulae proceres in admirationem sui pertraxerit. Hic certe ab omnibus summus illi honor exhibetur; mirantur et amant illum omnes. Concionem in diversorio sacram audit quotidie, ad quam cives quam plurimi confluunt. Saepe quidem in publico templo concionem haben voluit princeps; sed metuit, ne fortassis importunitate hac imperatoris animus, quem nunc sibi devinctum habere videtur, alienetur.

Quinta aprilis primus fuit imperatoris in curiam ingressus, et tunc comitiorum propositio 17 exhibita est, cuius summa haec est, 1. ut religionis negotium

b Vor hactenus gestrichenes ant.
c Vor incendiorum gestrichenes per incendi.
Luthertum zu. 1542 wurde ihm die Erbfolge zugesichert; er verpflichtete sich zur Bewahrung der evangelischen Religion und wurde Statthalter in Mömpelgard. 1550 trat er die Nachfolge seines Vaters an. In Zusammenarbeit mit Johannes Brenz gestaltete er nach der Abschaffung des Interims 1552 nicht nur ein musterhaftes, streng lutherisch ausgerichtetes Kirchen- und und Bildungswesen (,,Große Kirchenordnung" 1559), sondern prägte überhaupt das frühneuzeitliche Württemberg in grundlegender Weise. In steter Loyalität zu Kaiser und Reich wirkte er in- und außerhalb des Reichs beharrlich auf die Sicherung des Protestantismus hin. 1565 erklärte er die Lehre des Augsburgischen Bekenntnisses zur alleinigen Landesreligion. Die Reformierten galten ihm als "Sakramentierer"; alle Versuche Bullingers, ihn durch Briefe und Zusendung von Büchern von diesem Urteil abzubringen, blieben erfolglos. —Lit.: Briefwechsel des Herzogs Christoph von Wirtemberg, hg. v. Viktor Ernst, 4 Bde., Stuttgart 1899-1907; Bernhard Kugler, Christoph, Herzog zu Wirtemberg, 2 Bde., Stuttgart 1868/72; Mühling, Kirchenpolitik 46-72; Hermann Ehrner, in: TRE VIII 68-71; ders., in: RGG 4 II 322f; Karin Brinkmann Brown, in: 0ER I 322f.
13 Wolfgang, Fürst zu Anhalt-Köthen, 1492-1566, studierte in Leipzig und übernahm 1508 die Regierung seines kleinen Landes. Als einer der ersten deutschen Fürsten schloss er sich der Reformation an. 1521 vertrat er als sächsischer Rat den Kurfürsten von Sachsen beim Wormser Reichstag; auch 1541 in Regensburg gehörte er der sächsischen Delegation an (vgl. WA Briefwechsel IX 335f, Nr. 3580). Am Reichstag zu Speyer war er 1529 einer der Protestierenden; er unterzeichnete 1530 das Augsburgische Bekenntnis und gehörte 1531 zu den ersten Mitgliedern des Schmalkaldischen Bundes. Nachdem er 1547 Aschersieben erobert hatte, verfiel er der kaiserlichen Acht; seine Begnadigung erfolgte durch den Passauer Vertrag von 1552. — Lit.: F[ranz]Kindscher, in: ADB XLIV 68-72.
14 Gemeint ist wohl Nicolas Perrenot, Herr von Granvelle.
15 Vgl. MO IV 143; PC III 174f; Lenz III 16 (mit Anm. 1).
16 Vgl. oben Nr. 1472, 10-13 u. ö.
17 Siehe oben Nr. 1496, 61-64 mit Anm. 8.

in veram concordiam redigatur, 2. ut Turcae 18 resistere possint; 3. ubique fere clam immixtum est d , ut Sabaudiae dux 19 restituatur. 20 Cave tibi, Helvetia, et vide, ut domini auxilio protecta sis.

||497 Haec omnia non a vulgo audita, sed ex ipso autographo lecta scribo. Quare fides mihi hac in re deesse non debet. Christiani principes responsionem hisce diebus instituerunt, quam nondum videre potui, quoniam imperatori nondum oblata est. 21

Papistarum concilium Vilhelmus, Bavariae dux, ingredi noluit, quod nimirum titubantes vidit; is enim eo est animo, ut caesare et omnibus cedentibus cedere tamen ipse nolit. 22

Novi praeterea non multum, nisi quod Turca in armis est magna militum vi. Obsidet Bessam, 23 urbem e regione Budae sitam; sed maior exercitus e in armis sequitur. Imploratur auxilium anxie Ferdinandus, et ob hoc vix spero diu duratura comitia. Fortassis Turca id impetrabit christianis principibus, quod ne angelus e coelis impetraret. Quamvis magna sit in caesare spes, scis tamen, quo ille satellitio sit stipatus, sacrifecum scilicet, qui auribus illius semper alia papistarum argumenta obiiciunt. Deus solus orandus erit, ut animum illius illuminet, ne huiusmodi seductorum verbis aures praebeat.

Est hic Vintoniensis episcopus 24 , Anglorum regis legatus, homo fraudulentus et tali rege dignus. Legationes exterarum gentium adsunt multae. Contarenus cardinalis pro pontifice 25 adest, cui Ratisbonam ingredienti obviam processerunt, quicquid hic monachorum et sacrificulorum habetur. 26 Ipse vero Contarenus tot cruces aspersit, ut biduo illi brachium ex defatigatione laborasse arbitrer. Fertur de eodem, quod sine sanguine nos ||498 subvertere cuperet, et in hoc negotio est consultator strenuus. Mutinensis episcopus 27 vero totus sanguineus flammas et gladios spirat. Veneti legatum

d est in der Vorlage wiederholt.
e Vor exercitus gestrichenes exers.
18 Sultan Suleiman I.
19 Herzog Karl III.
20 Vom Konflikt um Savoyen ist in der kaiserlichen Proposition nur beim Rückblick auf die Hindernisse der vergangenen Jahre die Rede (s. Walch XVII 564f). Vgl. auch die diesbezüglichen Bemerkungen Gwalthers in seinem Brief an Oswald Myconius vom 28. April (Corr. des réformateurs VII 95. 97-99).
21 Zu der am 9. April überreichten Antwort der Protestanten s. oben Nr. 1496, Anm. 10.
22 Herzog Wilhelm von Bayern versuchte erfolglos,
den Kaiser für ein gewaltsames Vorgehen gegen die Protestanten zu gewinnen; vgl. Joachim Lauchs, Bayern und die deutschen Protestanten 1534-1546. Deutsche Fürstenpolitik zwischen Konfession und Libertät, Neustadt a. d. Aisch 1978. — Einzelarbeiten aus der Kirchengeschichte Bayerns 56, S. 180-184.
23 Zur Belagerung von Pest vgl. oben Nr. 1487, 2f mit Anm. 2; 1496, 73-77.
24 Stephen Gardiner, Bischof von Winchester.
25 Papst Paul III.
26 Zum Einzug Kardinal Contarinis vgl. oben Nr. 1487, Anm. 5.
27 Nuntius Giovanni Morone, Bischof von Modena.

28 suum habent, hominem splendidum et egregium. A Gallorum rege 29 adest d. Vely 30 . Sabaudiae dux hic praesens ceu imperii Romani membrum, ut ditiones suas recuperet, orat, cum tamen imperium Romanum, cum ditiones suas obtineret, agnoscere nunquam voluerit. 31 Caesar nihil moliturus videtur, quia res suas intricatas videt; apud Gallum enim pax dubia aut nulla, in Hispania seditiones, Turca etiam irruit. Cupit igitur a suis partibus Germaniam esse. Christiani principes causam suam audiri optant et contendunt. Adversarii sunt triplici animo dediti: Sunt, qui bellum spirent; sunt, qui pacem qualencunque velint, modo nihil in religione mutetur; sunt etiam, qui aliquam ecclesiae transformationem ferre possint. Quid multis? Nisi Turca instaret, non multum bonae spei affulgeret; quia vero hic instat et imperator landgravium (quamvis non repugnantem) eo pertrahere conatur, ut imperii nomine expeditionem Turcicam suscipiat, coguntur aliquid condonare papistae.

Ultimo Hispanorum plena hic omnia, minuuntur tamen, quia nonnumquam de ponte in Danubium praecipitari soient, quorum iam 18 deiecti alios secuturos expectant. 32 Hac septimana sacrifex quidam Italus 33 , qui cum mula sua rem habuerat, iubente imperatore noctu de ponte deiectus est.

Nihil hic praeterea, nisi quod omnes nos plurimum occupati sumus in sceleratissimi nebulonis Henrici Brunsvicensis ducis negotio. Si otium esset || 499 maius, mitterem ad te carmina plura, quae in illum scripsi. 34 Dignus enim omnino est, qui cum infamia immortalis fiat.

Plura nunc non possum, licet plura haberem, quia in ipso demum puncto de nuntio hoc certior factus sum. Tu meam, quam in his literis vides, indiligentiad f aequi bonique consules, pater charissime; malui enim indisposita multa quam nihil scribere.

f in- am Rande nachgetragen.
28 Als Gesandter Venedigs kam Francesco Contarini nach Regensburg; s. Giuseppe Gullino, in: DBI XXVIII 161-164.
29 König Franz I.
30 Claude Dodieu, Herr von Velly (Veilly, Dép. Côte-d'Or?), geb. in der Diözese Lyon, gest. 1558 in Paris, Kleriker und Doktor beider Rechte, war bereits in den 1520er Jahren als königlicher Diplomat tätig. 1531-1536 und 1538-1542 hielt er sich als französischer Ambassador am Hof des Kaisers auf. 1538 wurde er Koadjutor und 1540 Bischof von Rennes. Unter Heinrich II. verließ er den Hof und lebte fortan in der Bretagne. —Lit.: [Jean-Charles] Roman d'Amat, in: Dictionnaire de biographie française, Bd. XI, Paris 1967, Sp. 422f.
31 Vgl. Calvin an Farel, 29. März 1541 (Corr. des réformateurs VII 58; CO XI 176); ARG III 28.
32 Der Chronist Widmann schreibt: "Item es was ein teglichs schlahen und würgen under den frembden nacionen [...] und wurden bei der nacht vill ertrenckt etc."(Widmann 170).
33 In seinem später abgefassten Rückblick auf den Reichstag bezeichnet Gwalther den Ungenannten, der am 10. April ertränkt wurde, als Spanier; s. Zürich StA, E II 448, 83v. Myconius notierte in einer Zusammenstellung von Nachrichten (Zürich ZB, Ms F 80, 120r.; vgl. oben Nr. 1485, Anm. 1): "Presbyter cardinalis Contareni mut asinum. Caesar in aquam noctu praecipitavit etc."
34 Zürich ZB, Ms D 152, 30-36.

Salutant te quam officiosissime d. Draconites, Corvinus, Pistorius et Melander. Prçterea orat te d. Draconites, patronus et Moecenas 35 meus humanissimus, ut literis tuis eum compellare non dedigneris; respondebit ille a te scriptis epistolis. Vale, pater mi, et me, ut soles, fovere pergito.

Ratisbonae, 3. idus aprilis 1541.

Tui observantissimus

Rod. Gvaltherus.

[Adresse auf der Rückseite:] Clarissimo viro d. Henricho Bullingero, Tigurinae ecclesiae antistiti vigilantissimo, patri suo imprimis colendo. An M. Heinrich Bullinger. [Zür]ich g .