[1101]

Hans Ulrich Zehender an
Bullinger
Königsfelden,
16. Februar 1538

Autograph: Zürich StA, E II 360, 343 (Siegelabdruck) Ungedruckt

Schickt vertraulich einen Berner Abschied [vom 2. Februar], den Bullinger für Megander kopieren mag, und bittet gleichzeitig um die Zustellung der deutschen Fassung von Bullingers [Karlstagsrede] über die Vorsehung. Grüße.

f in der Vorlage supplicaverit.
g Der auf das Verschlußband geschriebene Teil der Adresse fehlt.
38 Gemeint ist wohl Luzius Tscharner.
39 Der Initiant der Disputation, Johann Giners (Gniers), war als Pfarrer von Großhöchstetten mit täuferischen Aktivitäten konfrontiert; s. QGTS IV, S. XVII, 262 und 264; Lavater, Täuferdisputation 84-86.
40 Am 7. Februar, s. Bern StA, A II 132. 133.
41 Zum Täufergespräch vom 11.-17. März s. Rhellikans Bericht vom 26. März, unten Nr. 1116, 56-75.
1 Hans Ulrich Zehender, 1501-1545, war einer der drei Söhne des Aarauer Schultheißen Markwart Zehender (gest. 1500), die nach Bern gezogen und in den Staatsdienst getreten waren (vgl. auch HBBW II, S. 165, Anm. 2). Zehender ist 1528 als Wirt in Bern bezeugt, 1531 gelangte er in den Großen Rat, 1533 wurde er als Hofmeister nach Königsfelden, 1540 als Vogt nach Chillon und Vevey gewählt. Weitere Briefe aus der Korrespondenz mit Bullinger sind nicht überliefert. - Lit.: Mathias Sulser, Der Stadtschreiber Peter Cyro und die Bernische Kanzlei zur Zeit der Reformation, Bern 1922, S. 148; Walther Merz, Wappenbuch der Stadt Aarau,

Min guttwillig dienst sy üch altzitt zuvor und hiemitt zü vernämenn.

Als dann mir fürkumptt 2 , wie ir nitt wüssenn tragenn, wie mini herrenn und irre predicanttenn sich vereinbarett und abgeschidenn sigenn 3 , deshalb ich üch a gutter, getrüwer meinung b zuschick, darmitt und ir deß berichtt enpfahennd. Und so es üch gfallen wyl, mögens irr wol abschribenn 4 und Casparnn Großmann ouch annzeigenn in gheimdtt, darmitt ich nitt für ein märytrager 5 geschulttenn und annzeigtt wärdy. Doch bigär ich, mir semlichs 6 widerum zu schickenn, mitt drungenlicher pitt an üch, mir ouch ettwaß zu zschickenn, so ir gmachtt. Namlich wirtt mir c annzeigtt, wie ir ein hüpsch stuck habenn gmachtt vonn der fürsächung d gottz 7 . Und wiewol irs inn lattinn gmachtt, so ist doch min drungelich pitt ann üch, so ver eß muglich wäry, mir daß selb inn tutsch zu schickenn; wann ich wol achtt 8 , ir habenndtt es ettwann sidhar inn dütsch transveriert e guttenn gsellenn 9 . Waß semlichs zu schribenn kostenn wurdy. wött ich willicklich üch old 10 üweren substittuttenn 11 abtragenn.

Grüssennd mir üwery hußfrow, min bässly 12 , und schwager Hans 13 . Und mitt erbiettung, wo ich üch old denn üwerenn köndy zu guttem erschiessenn 14 , sond 15 ir mich alzitt willig findenn, wil gott. Der welle üch gnädicklich bewarenn.

a vor üch gestrichenes i.
b vor meinung gestrichenes s.
c mir vom Schreiber korrigiert aus mirtt.
d vor fürsächung gestrichenes unlesbares Zeichen.
e in der Vorlage transveriett.
enthaltend die Siegel und Wappen der bis 1798 in Aarau verbürgerten Geschlechter, Aarau 1917, S. 312/313 (Stammtafel der Zehender); Eduard Bähler, War Ursula Tremp die Schwester Zwinglis? in: Zwa IV/I, 1921, S. 21. 25; HBLS VII 630.
2 zu Ohren kommt.
3 und beschlossen haben. - Nach den Verhandlungen im Berner Katechismusstreit machte der Rat den Abgeordneten der opponierenden Landschaft im Abschied vom 2. Februar 1538 (Bern StA, A V 1455, 124f) Zugeständnisse und bescheinigte ihnen ehrenhaftes Verhalten (vgl. dazu oben Nr. 1100, 2-22).
4 Zwei Abschriften von Rudolf Gwalthers Hand befinden sich in Zürich StA, E II
337, 281 und E II 360, 327.
5 Schwätzer, der alles, was er erfährt, gleich verbreitet.
6 solches.
7 Gemeint ist Bullingers Karlstagsrede vom 28. Januar 1535 "Quae moderatio servanda sit in negotio providentiae, praedestinationis, gratiae ac liberi arbitrii" (vgl. HBBW V, S. 231, Anm. 2).
8 da ich annehme.
9 für interessierte Freunde. - Eine zeitgenössische deutsche Fassung liegt allerdings nicht vor.
10 oder.
11 [Ab]schreiber.
12 Tante oder auch fernere weibliche Verwandte. - Zur Verschwägerung Zehenders mit Anna Adlischwyler vgl. unten Anm. 13.
13 Bullingers Bruder Johannes war mit Elisabeth Zehender (gest. 1532), der Schwester Hans Ulrichs, verheiratet gewesen (vgl. HBBW II, S. 165, Anm. 2).
14 gereichen.
15 sollt.

Gebenn zu Küngsfelldenn, am 16. februarii 1538.

Üwer alttzitt williger

schwager 16

Hans Ulrich Zechender,

hoffmeister zu Küngsfelden.

[Adresse auf S. 346:] Dem wolgelerttenn, hochgeachttenn herrenn Heinrich Bullingger, verkündernn des wortz und dienner der kilchenn zu Zürich, minem geliepttenn herrenn und schwoger.

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