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5 Uhr-Morgenbaltt

Unterirdische Schutz- und Parkierungsstollen für 35000 Personen und 2800 Motorfahrzeuge

Das Projekt der Arbeitsgemeinschaft für Zivilschutzbauten und Parkplätze Kosten im Vollausbau: 160 Millionen Franken

hk. Zwei Monate nach der Publikation des auf einem Gutachten von Professor Leibbrand beruhenden Basler Gesamtverkehrsplanes liegt nun auch ein von der Arbeitsgemeinschaft für Zivilschutzbauten und Parkplätze ausgearbeitetes Projekt für die Schaffung u n t er i r d 1 s c h e r Schutz. und Parkingräume in Grossbasel vor. Dieses Projekt, das im Vollausbau die Schaffung von Schutz- und Parkierungsstollen 1 für 35 000 Personen und 2800 Motorfahrzeuge vorsieht, ist — wie die Verfasser betonen — mit dem 1 Gesamtverkehrsplan k o o r d i n 1 e r t, kann jedoch bei Bedarf unabhängig von diesem ganz oder teilweise verwirklicht werden. Es rechnet für den Gesamtausbau der auf Grossbasel beschränkten Anlagen mit Totalkosten von 160 Millionen Franken. An diesen Betrag ist, da zwei Drittel der Stollen dem Zivilschutz dienen, eine Bundessubvention von 20 Prozent der entsprechenden Kosten oder von rund 21 Millionen zu erwarten, so dass der Kanton für noch 139 Millionen aufzukommen hat.

Nachstehend seien die H a u p t z ü g e des Projektes aufgeführt. Es erscheint schon angesichts der Kosten selbstverständlich, dass, wie über den Gesamtverkehrsplan so auch über dieses Zivilschutz- und Parkingprojekt in den Behörden und in der Oeffentlichkeit noch eine eingehende Diskussion geführt wird.

Der als Broschüre von 41 Seiten mit zahlreichen Plänen herausgegebene Projektbericht orientiert zunächst

 

die Grundlagen

Im Hinblick darauf, dass sowohl der Bau unterirdischer bombensicherer Schutzräume als auch die Behebung der grossen Parkierungsnot in der Innerstadt dringliche öffentliche Probleme darstellen, wobei sich eine kombinierte Verwendung unterirdischer Bauten für beide Zwecke aufdrängt, erfolgte im November 1956 durch den Basler Bund für Zivilschutz und die Basler Verkehrsliga die Gründung einer Basler Arbeitsgemeinschaft für Zivilschutzbauten und Parkplätze. In dieser Gemeinschaft schlossen sich insgesamt 47 Basler Organisationen und Institutionen zusammen. Ein Jahr später wurde zur Koordinierung und Weiterverfolgung bereits bestehender Studien und zur Ausarbeitung eines einheitlichen Projektes ein besonderer S t u d i e n a u s s c h u s s bestellt, dessen Präsidium Polizeihauptmann A. Ramseyer übergeben wurde.

 

Die früheren Projektierungen

Als der Studienausschuss seine Arbeit aufnahm, lagen bereits drei Projekte vor: 1. ein Projekt Gruner-Keller, das erstmals die Idee des unterirdischen Schutz-Parkraumes darstellte, einerseits für das Gebiet des Petersplatzes, anderseits im Münsterhügel; 2. ein vom Landesring in einer Volksinitiative lanciertes Projekt Hausmann, in welchem in den Hängen links und rechts des Birsigtales Schutz- und Abstellkavernen angeordnet und durch Längsstollen miteinander verbunden waren; 3. ein Projekt Rapp-Wylemann, das eine ähnliche Konzeption wie das Projekt 2 aufwies, jedoch die Anlage nicht in die obere Kiesschicht, sondern in die darunter liegende Molasse verlegte, um einen Schutz auch gegen Atomwaffen zu gewähren.

Aufgabe des Studienausschusses war es, diese drei Projekte auf einen einheitlichen Nenner zu bringen. Er klärte zunächst

 

die luftschutztechnischen Vorbedingungen

ab. Um weitgehend atombombensicher zu sein, sollen unterirdische Massenschutzräume in einer Mindesttiefe von 10 bis 15 Metern in der Molasse (blauer Letten) unter einer vorhandenen Kiesüberdeckung von 10 bis 20 Metern angelegt werden. Dabei sind die Stollen, deren Fassungsvermögen je rund 3000 Personen nicht übersteigen soll, in einem Mindestabstand von 50 bis 100 Metern zu erstellen.

Bei der D i m e n s i o n i e r u n g der Schutzräume wurde davon ausgegangen, dass die Talsohlen des linken und des rechten Birsigufers zusammen mit der Kleinbasler Innerstadt eine Wohnbevölkerung von rund 12 250 Personen aufweisen, während sich tagsüber in diesen Gebieten bis zu 35 000 Personen aufhalten. Der Flächenbedarf wurde daher bei einem Ansatz von 2 Quadratmetern pro Person mit insgesamt 70000 Quadratmetern errechnet.

 

Der Bedarf an Parkierungsraum

wurde auf Grund von Erhebungen der Verkehrsabteilung sowie von Prof. Leibbrand mit rund 5000 Personenwagen für die Innerstadt angenommen. Bei Abrechnung des auf der Oberfläche vorhandenen Parkraumes auf und neben den Strassen sind demnach unterirdische Parkflächen für 2500 bis 3000 Wagen zu schaffen. Auf den erwähnten 70 000 Quadratmetern lassen sich insgesamt 2800 Autos unterbringen.

Die vorliegende Projektkonzeption,

wie sie aus dem diesem Artikel beigefügten Plan ersichtlich ist, wurde von den Ingenieurbureaux Gebrüder Gruner, W. & J. Rapp AG und Hans Hausmann als Resultat eingehender Studien ausgearbeitet. Sie wurde aus einer Vielzahl von Varianten als die b e s t e L ö - s u n g gewählt.

Grundsätzlich gliedert sich die ganze Anlage in die 7,5 m breiten Längsstollen als Verkehrsadern und in die 13,5 m breiten Querstollen als die eigentlichen Schutz- und Parkierungsräume. Aus wirtschaftlichen Gründen werden die Stollen, deren Oberseite ca. 25 m tief unter dem Boden liegt, doppelseitig vorgesehen mit zwei übereinanderliegenden Fahrbahnen. Die Querstollen werden ausserdem als Zwillingsstollen angeordnet, so dass immer zwei Kavernen eine Einheit bilden.

 

Das System der Stollen unter dem Stadtgebiet

wird wie folgt beschrieben: Das eine System liegt unter dem Münsterhügel und erstreckt sich im Vollausbau vom Totentanz bis zum Kunstmuseum, das andere ist unter dem Gebiet des Nadelberges, des Heuberges und der Steinenschanze vorgesehen und reicht vom Holbeinplatz bis zur Heuwaage. Die einzelnen Stollen sind in dem Stadtgebiet projektiert, in dem sich die grössten Menschenansammlungen befinden. Die Zugänge sind von allen Punkten der Innerstadt aus in relativ kurzer Zeit erreichbar. Direkte Zugänge zu den Schutzstollen befinden sich an folgenden Punkten: Totentanz, Petersgasse, Rathaus, Hauptpost, Münsterplatz, Bankvereinplatz, Kunstmuseum, Barfüsserplatz, Heuberg, 1 Leonhard, Kohlenberg, Steinenschanze, Holbeinplatz, Heuwaage.

 

Die Ein- und Ausfahrten

sind als schraubenförmige, doppelstöckige F a h r - b a h n t ü r m e so vorgesehen, dass eine Leerung der gesamten Anlage in 40 Minuten möglich ist. Sie sind am Totentanz, beim Holbeinplatz, an der Heuwaage und 1 hinter dem Kunstmuseum geplant. Vom Barfüsserplatz her ist zusätzlich ein nur der Einfahrt dienender Zu-1 gang angeordnet. Für jede Abstellkaverne sind zwei L i f t g r u p p e n mit je einem Lift für 5 und für 16 Personen vorgesehen. Um ein unnötiges Zirkulieren von Motorfahrzeugen im Tunnelsystem zu vermeiden, wird durch automatisch gesteuerte L i c h t s i g n a 1 t a - f e 1 n angezeigt, ob in einer der nächstfolgenden Kavernen noch ein Parkplatz frei ist und wo er liegt.

 

Lüftung, Einrichtungen usw. Für die Lüftung wurde ein wohldurchdachtes Projekt ausgearbeitet, das mit einer Reihe von Anlagen auch bei längerem Aufenthalt in den Stollen jede gesundheitliche Schädigung ausschliesst.

Um aus jedem Schutzraum eine lebensfähige Einheit auch im Kriegsfall zu machen, sind Lebensmittel- und Wasservorräte sowie ein bescheidenes Mobiliar erforderlich, ferner WC-Anlagen, Putz- und Entgiftungsräume, Sanitätshilfsstellen usw.

 

Die Kostenschätzung

geht, da derartige Stollenbauten in der Gegend von Basel noch nie ausgeführt wurden, von den Preisen für Stollenbauten im Gebirge aus. Sie ergibt für den V 011 - a u s b a u einen Gesamtaufwand von 160 Mio. Fr.; da. von entfallen u. 26,4 Mio. auf die Längs- und 66,5 Mit,. auf die Querstollen inklusive Nebenanlagen, 9 Mio. auf die Belüftungsanlagen und 12,5 Mio. auf Unvorhergesehenes. Die zu erwartende Bundessubvention ist mit 21 Mio. eingestellt.

Da ein so gewaltiges Bauwerk nur e t a p p e n - w e i s e verwirklicht werden kann, empfiehlt der Studienausschuss, zunächst einen ersten

 

Teilausbau für 41 MIllionen Franken

in Angriff zu nehmen. Er soll die Schutz- und Parkierungsstollen Kunstmuseum, Bankvereinplatz und Münsterplatz, den Rampenturm beim Dufourplatz und die Einfahrt Barfüsserplatz samt den zugehörigen Längsstollen umfassen. Mit diesem Teilausbau können Parkierungsraum für 700 Autos und Schutzraum für rund 10000 Personen gewonnen werden. Die Kosten sind auf total 41 Mio. veranschlagt, wovon nach Abzug von 5,5 Mio. Bundessubvention durch den Kanton noch 35,5 Mio. zu tragen sind: Die B a u z e i t wird rund zwei Jahre betragen.

Abschliessend wird in dem Projektbericht nochmals hervorgehoben, dass damit keine Alternative zum Gesamtverkehrsplan geschaffen wurde, sondern die realen Möglichkeiten für den Bau der auch im Verkehrsplan geforderten Autoabstellplätze aufgezeigt werden sollen. Die Arbeitsgemeinschaft empfiehlt dem Regierungsrat, auf der Grundlage der ersten Ausbauetappe ein Bauprojekt ausarbeiten zu lassen.