Name: Knittel: Vorname: Franz Anton K., wurde am 3. April 1721 zu Salzdahlum (bei Wolfenbüttel) geboren, wo sein Vater bei dem fürstlichen Lustschlosse Hofgärtner war. Nachdem er die Schulen zu Braunschweig und Schöningen besucht hatte, bezog er im Mai 1740 die Universität Helmstädt, um sich dem Studium der Theologie zu widmen. Hier schloß er sich besonders an den berühmten Theologen L. Mosheim an. Nach zweijährigem Aufenthalte ging er nach balle, wo er vorzugsweise bei Baumgarten hörte. Neben seinen theologischen Studien beschäftigte er sich hauptsächlich mit mathematischen Arbeiten. die er auch späterhin fortsetzte. Als er in Halle über ein Jahr studirt und darauf in Braunschweig sich ausgehalten hatte, bestand er im Mai 1746 vor dem Consistorium
in Wolfenbüttel die theologische Prüfung. Er wurde dann in das im Kloster
Riddagshausen befindliche Predigerseminar aufgenommen. Auf Präsentation des
Hofraths, späteren Geheimraths Schrader (von Schliestedt) wurde ihm 1751 die
Pfarre zu Schliestedt und Warte verliehen; 1755 erhielt er das Archidiaconat
an der Hauptkirche B. M. V. zu Wolfenbüttel. Anfang des Jahres 1765
wurde er zum geistlichen Consistorialassessor, ein Jahr später zum Consistorialrath,
Generalsuperintendenten und Pastor primarius der Kirche B. M. V.
ernannt. Zugleich war er Ephorus des Gymnasiums zu Wolfenbüttel,
woselbst er auch das Amt eines Censors versah. Er starb in Folge von
Brustwassersucht am 13. December 1792. K. war ein gewissenhafter Seelsorger,
der in dem offenbaren Segen seiner Wirksamkeit volle Befriedigung fand. Dieselbe
erhöhte noch die ihm in Wolfenbüttel namentlich durch die Bibliothek gebotene
Gelegenheit zu wissenschaftlichen Arbeiten, die er mit Eifer betrieb. So
lehnte er denn auch mehrfach an ihn ergangene Berufungen nach anderen Orten,
auch zu einer theologischen Professur nach helmstädt zufriedenen Sinnes ab. Im
Consistorium hat er sich besonders um die Entwickelung des Schulwesens im
Herzogthume Braunschweig verdient gemacht. Seine zahlreichen insbesondere
theologischen, aber auch geschichtlichen und germanistischen Schriften finden sich
bei Meusel VII. S. 133 ff. verzeichnet. In der letzten Hinsicht machte er sich
um 1756 namentlich durch die Entdeckung eines Bruchstückes der gothischen
Uebersetzung des Römerbriefes in einem codex rescriptus der Wolfenbütteler
Bibliothek verdient, das er mit Unterstützung des Herzogs Karl , nach welchem
jene Handschrift den Namen codex Carolinus erhielt, 1762 nebst ausführlichem
Commentar herausgab. Am Hofe scheint er besonders bei der Herzogin Philippine
Charlotte. der Schwester Friedrichs des Großen, beliebt gewesen zu sein.
Mit Lessing stand er , wenigstens zeitweise, in freundschaftlichem Verkehre. Es
hat sich unter Knittel's Nachkommen noch die Nachricht erhalten, daß Frau K.
dem Besuche Lessing's zuweilen mit etwas Angst entgegengesehen habe; denn
dann hätten die Disputationen bis in die tiefe Nacht hinein gewährt.Acten des Herzoglichen Consistoriums zu Wolfenbüttel.
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