Name: Jodocus von Eisenach (Isenacensis),
| Theolog und Schriftsteller zu
Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts. |
Zu Eisenach geboren (wann,
ist nicht überliefert), war sein bürgerlicher Name Jodocus Trautvetter und so,
oder auch Judaeus Trutvetter, oder Justus Jodocus Trautvetter, begegnet er auf
einigen seiner Schriften, aber schon zu seinen Lebzeiten wurde er schlechthin
"Doctor Isenacensis" genannt und hat diese Bezeichnung bis heute behalten.
Nachdem er zu Erfurt Theologie und Philosophie studirt, auch die theologische
Doctorwürde sich erworben hatte, wurde er später an dieser Hochschule Lehrer
der genannten Disciplinen und hatte auch Luther zu seinem Schüler; zugleich
bekleidete er ein Canonicat an der Kirche St. Mariä. Bei seinen Zeitgenossen
galt er als ein Mann von großer Gelehrsamkeit (,,Theologus et Philosophus in
Erfordiensi Gymnasio primarius"), als ausgezeichneter Redner und ganz besonders
als scharfsinniger Dialektiker. In der scholastischen Philosophie war er ein Schüler
und eifriger Nachahmer des Joh. Buridanus, jenes Philosophen des 14. Jahrhunders,
bekannt durch das berühmte Dilemma , womit er die unbestimmte
Willkür der Thiere beweisen wollte und das nach ihm zum sprichwörtlichen
"Buridanischen Esel ward. Als Lehrer scheint er durch seinen Vortrag sich
beliebt gemacht zu haben. denn Megalander in einem Briefe an Luther (Epist.
I, 59) nennt ihn "praeceptorem suavissimum", Gob. Hessus feierte ihn in einem
lateinischen Elogium und selbst Luther, der, als er zu Erfurt studirte, ihn nebst
dem Joh. Gryphius zu besonderen Lehrmeistern hatte, hielt große Stücke auf ihn
und "trug vor ihm große Ehrerbietung" . In Seckendorf's Historia Lutheranismi
p. 21 findet sich über dieses Verhältniß folgende Stelle, welche ganz
hier zu stehen verdient: "Sed vel maxime inter praeceptores quoque Lutheri
numerandus est Jodocus, quem ejus temporis more Doctorem Isennacensem
vocabant. Extat ad eum epistola Lutheri Erfordiae anno 1518 data. qua suas
theses paulo ante editas in scriptis defendit, cum minus recte valentem alloqui
non posset". In diesem Briefe aber sagt Luther: Miror quod credere
potuisti, me fuisse auctorem concremationis positionum Tezelianarum. Adeo
mihi omnem sensum humanum perdidisse credis, ut tam insignem injuriam
ego religiosus et Theologus in loco non meo, homini tanti officii, irrogarem?"
Dieses Verhältniß aber änderte sich gründlich, als Luther zu Wittenberg seine
reformatorische Wirksamkeit begann und unter den Erfurter Theologen zeigte sich
namentlich J. als ein erbitterter Gegner Luthers und seiner Freunde. In
einem Briefe an Spalatin (a. a. O. S. 92) schreibt Luther: "Erffurdensibus
mea Theologia bis mortem crambe, et inprimis Doctor Isenacensis omnibus
placitis meis nigrum Thita praefigit, datis ad me litteris, quibus et dialecticae
quoque ignarum nedum Theologiae argueret". Des Ansehens wegen, in welchem
J. zu Erfurt stand, wurde er von den sächsischen Fürsten bald nach Errichtung
der neuen Universität Wittenberg als Professor der Theologie dahin berufen,
allein er konnte sich mit den dortigen Zuständen nicht befreunden und kehrte
bald wieder nach Erfurt zurück, wo er bis zu seinem Tode als Lehrer und schriftstellerisch
beschäftigt lebte. Dieser erfolgte am 17. December (nicht am 9. Mai)
1519 nach einem Briefe Luther's, den zuerst aus einer Handschrift der Jenaer
Bibliothek Joh. Fr. Buddeus in seiner "Nova collectio epistolarum Lutheri"
11 veröffentlichte und der in Betreff des J. folgendermaßen lautet: "
hora ex socero Lucae pictoris (Cranach) audivi excessisse e vivis D. Doctorem
lsenacensem Erffordiae. Timeo et me causam acceleratae suae mortis fuisse,
tantum aegritudinis fuit animo ejus, ex meis, ut dicitur, prophanitatibus et
temeritatibus, quibus scholasticam Theologiam doluit incredibiliter contemni..."
Unter den Schriften des J., welche zwar zu ihrer Zeit in großem Ansehen standen,
jetzt aber zum Theil verschollen und nur dem Titel nach bekannt sind, befinden
sich als seine Hauptwerke: "Summa de Dialectica insignis", "Summa grandis
in totam Physicen", "Epistolae" und "Orationes". An der Herausgabe mehrerer
zum Drucke vorbereiteter Werke hatte ihn der Tod verhindert.Joach. Joh. Mader, Scriptorum Centuria. Helmstad. 1660. N. LXIX.
(nach einem anonym durch Conrad Wimpina 1514 verfaßten Manuscript).
Sammlung von alt. u. neuen theolog. Sachen, 1732, S. 15 —18. Hummel,
Neue Biblioth. felt. Bücher, S. 159. Seckendorf, Tust. Lutheranismi (Frick),
p. 51. Serapeum 1840 , 369 —75 , woselbst zwölf seiner Werke nach Titel
und Inhalt besprochen werden , die zum Theil bei Panzer und Hain fehlen.
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