Name: Joachim: Vorname: Georg J.,
Nach dem Heimathslande Rhätien nahm er den Beinamen Rhaeticus an, Woraus auch wol der durch Verstümmelung ihm bisweilen zugelegte Name Rehtz gebildet ist. Er erhielt seine Schulbildung in Zürich und war Mitschüler von Konrad Geßner bei Oswald Myconius und bezog die Universität Wittenberg, wo er an dem Mathematiker Reinhold, dem Theologen Cruciger, besonders aber an Melanchthon gute Freunde fand. Auf des letzteren Empfehlung erhielt er , nachdem er 1535 die Magisterwürde erlangt, schon 1536 als ganz junger Mann nach dem Tode des Mathematikers Volmar die zweite Professur der Mathematik. Mit der Schrift "Praefatio in arithmeticem" trat er die Professur an, doch war seines Bleibens nicht lange in Wittenberg, denn als nach Wittenberg die Kunde von der kühnen Idee des Copernicus über dessen neues Weltsystem kam , entschloß er sich sofort nach Frauenburg zu gehen, um den Unterricht des Copernicus zu genießen und denselben in der Herausgabe seines großen Werkes zu unterstützen. In Frauenburg wurde er einer der begeisterten Anhänger der neuen Lehre und schrieb an Peter Schoner in Nürnberg, mit welchem er bereits früher auf einer Studienreise bekannt geworden war, zu Anfang 1540 als Bericht über die Ideen und Arbeiten des Copernicus die "Narratio de libris revolutionum Copernici" (Epistola ad J. Schonerum), welche ein Vorläufer des copernicanischen Werkes ist und demselben in den späteren Ausgaben von 1566 an angefügt wird. In Danzig und Basel 1540 und 1541 gedruckt, soll diese Schrift zur Folge gehabt haben, daß
eine fahrende Schauspielerbande entweder in Frauenburg oder nach anderen in
Elbing unter lautem Beifall eine Posse aufführte, in welcher das copernicanische
System lächerlich gemacht wurde. J. kehrte nach Wittenberg zurück, wurde aber
schon 1542 nach Leipzig berufen, wo er den Lehrstuhl für Mathematik auch nur
kurze Zeit behielt und ihn Johann bommel überließ. Als es 1542 dem Freunde
des Copernicus, dem Bischof Tiedemann Giese (Bd. S. 151) zu Kulm gelang,
den Copernicus zu bewegen sein Manuscript zum Drucke herzugeben, sandte
Giese dasselbe an J., der es sofort mit Empfehlungsbriefen von Melanchthon
nach Nürnberg brachte und mit Osiander und Schoner den Druck veranlaßte.
Im J. 1542 erschienen von Rhaeticus: "Orationes de astronomia, geographia
et physica", 1550 in Leipzig "Ephemeris ex fundamentis Copernici" und nach
seinem Tode das "Opus Palatinum de triangulis a G. J. Rhetico coeptum,
Lucas Valentius Otho, principis Palatini Friderici IST electoris mathematicus
consummavit anno 1596" . Wiederum war es Copernicus gewesen, der bei praktischen
Rechnungen die Unzulänglichkeit und Unsicherheit der damals existirenden
trigonometrischen Tafeln erkannt hatte und daher dem Rhaeticus die Berechnung
neuer und genauer trigonometrischer Tafeln zu unternehmen empfahl. Nach damals
bekannten, sehr weitläufigen Methoden (man kannte noch nicht die Logarithmen
und bediente sich, um die Multiplicationen in Additionen und Subtractions
umzuwandeln, der trigonometrischen Functionen) berechnete Rhaeticus mit dem
Radius 10 ,000 Millionen die Sinus, Cosinus, Tangenten und Cotangenten von
10 zu 10 Secunden. Durch die Unterstützung des Kaisers Maximilian II. und
mehrerer ungarischer Magnaten konnte er sich, zurückgezogen in Polen und
Ungarn lebend, zwölf Jahre hindurch Hülfsrechner halten, doch wurde das ganze
Werk erst durch seinen Schüler Otho 20 Jahre nach seinem Tode vollendet. Die
Sinustafeln von Rhaeticus erschienen noch im Thesaurus mathematicus von
Petiscus im J. 1618.Ueber Rhaeticus s. Weidler's Historia astronomiae. Jöcher. Das Zedler'sche
Universallexikon etc.
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