Name: Heinrich J.,
| Markgraf von Brandenburg, mit dem unerklärten Beinamen
Anelant (d. i. ohne Land) , stammte aus der Johanneischen Linie der
Askanischen Markgrafen von Brandenburg und war ein Sohn des Begründers
dieser Linie, des Markgrafen Johann, aus dessen dritter Ehe mit Jutta, |
der
Tochter des Herzogs Albrecht J. von Sachsen. Er muß als Sproß einer erst
im späteren Alter seines Vaters eingegangenen Ehe weit jünger gewesen sein
als seine Brüder. die Markgrafen Johann II., Otto mit dem Pfeil und Konrad,
deren Mutter , Sophia von Dänemark, die erste Gemahlin Johanns J. war.
Hieraus und nicht aus seinem angeblichen unfreundlichen Verhältnisse zu diesen
seinen Brüdern erklärt sich, daß diese oft, ohne seiner zu gedenken, Regierungshandlungen
vornehmen. Er scheint erst seit dem J. 1294 an der Regierung
des Landes theilgenommen zu haben und erhielt dann bei der Auseinandersetzung
mit seinen älteren Brüdern nach Pulkawa's Zeugnisse zu seinem Antheil Geliez,
worunter wol die Stadt Delitzsch zu verstehen ist, welche zur Mark Landsberg
gehörte. Die letztere war nämlich während der Zwistigkeiten des Markgrafen
Albrecht des Unartigen von Meißen mit seinen Söhnen von jenem an die
Markgrafen von Brandenburg verkauft worden und ward dann von diesen dem
Markgrafen H. ohne Land von Brandenburg zugewiesen. Es erhellt dies daraus,
daß H. in Urkunden fast ausnahmslos neben dem Titel eines Markgrafen von
Brandenburg auch denjenigen eines Markgrafen von Landsberg führt. Mit verschiedenen
benachbarten Fürsten hat H. Fehden geführt, ohne daß wir genau
den Grund derselben angeben könnten, somit dem Erzbischofe Burchard von Magdeburg,
der ihn in den Kirchenbann that und dem er die zu der Pfalz Sachsen gehörigen
Schlösser Grillenberg und Raspenberg bei Sangerhausen abtreten mußte
(1311). Eine andere Fehde mit dem Markgrafen Diezmann von Meißen, in
welcher H. durch diesen eine Niederlage erlitt , scheint mit jenem Verkaufe der
Mark Landsberg durch Diezmanns Vater , Albrecht den Unartigen, zusammengehangen
zu haben. Nach dem Tode Heinrichs VII. von Luxemburg wurde
Markgraf H. von seinem Neffen, dem Markgrafen Waldemar von Brandenburg,
als dessen zu wählender Nachfolger auf dem deutschen Königsthrone in Vorschlag
gebracht. Er selbst scheint indeß mit dieser Candidatur nicht einverstanden gewesen
zu sein, denn er versprach urkundlich, seine Stimme dem Herzoge Friedrich
von Oesterreich und, im Fall daß dieser nicht durchzubringen sei, dessen Bruder
Leopold zu geben. Trotzdem wählte er später in Gemeinschaft mit dem Markgrafen
Waldemar den Nebenbuhler Friedrichs, den Herzog Ludwig von Baiern,
zum König. H. starb im J. 1318 und hinterliess aus seiner Ehe Mit Agnes,
einer Tochter Ludwigs des Strengen von Baiern, der Wittwe des Landgrafen
Heinrich II. von Hessen, außer zwei Töchtern als einzigen Sohn:Heinrich II., Markgrafen von Brandenburg, der unter der Vormundschaft
des Herzogs Rudolf J. von Sachsen und des Herzogs Wratislaw von
Pommern seinem Vater in der Regierung der von diesem besessenen Länder
folgte. Nach dem Tode seines Vetters, des Markgrafen Waldemar (14. August
1819), erbte dieser jüngere H. dessen Lande und vereinigte so den gesammten
Ländercomplex, den die Askanischen Markgrafen zusammengebracht hatten, mit
Ausnahme der Oberlausitz, die einst als Mitgift der böhmischen Prinzessin Beatrix,
der Gemahlin des Markgrafen Otto III., an die Ottonische Linie gekommen
war, jetzt aber zur Zeit von Heinrichs Vormundschaft sich freiwillig wieder dem
Böhmenkönig unterwarf. Am 16. Juni 1320 erklärte König Ludwig seinen
Neffen, den jungen Markgrafen H., für mündig, obschon dieser noch nicht das
volljährige Alter erreicht hatte. Aber bereits Wenige Monate später (im Juli
oder August 1320) raffte ein früher Tod den letzten Askanischen Beherrscher der
Mark Brandenburg hinweg. Vermählt ist er nie gewesen.
|