Name: Häberlin: Vorname: Karl Friedrich H.,
Im Frühjahre 1782 folgte er dem Ruse als ordentlicher Professor nach Erlangen, wo er namentlich über deutsches Staatsrecht las, kehrte jedoch vier Jahre später in gleicher Eigenschaft mit dem Titel eines brandenburgischen Hofrathes nach Helmstädt zurück. 1798 Wurde er als namhafter Publicist vom fürstlichen und gräflichen Gesammthause von Stolberg zu dem denkwürdigen Congresse nach Rastatt gesandt (bei dem sich über 70 Subdelegirte und Particularabgeordnete aus reichsunmittelbaren Territorien
des westlichen Deutschlands einfanden), und überreichte am 2. August dem
Directorium seine Specialvollmacht. Er scheint dort und zwar erfolgreich auch
für den Herzog von Braunschweig gewirkt zu haben, und wurde nach seiner Rückkunft
1799 von dem ihm wohlgeneigten Fürsten mit dem Titel eines geheimen
Justizraths ausgezeichnet. Eine wichtige Aufgabe war dem tüchtigen Gelehrten,
der 1806 auch Propst des Klosters Marienberg bei Helmstädt geworden. von der
Regierung des 1807 neu gegründeten Königreiches Westfalen zugedacht, welche
ihn zum Reichsstände und Mitgliede der in Kassel tagenden Gesetzgebungs-Commission
ernannte. Er mußte sich jedoch wegen Krankheit alsbald von den Geschäften
zurückziehen und starb am 16. August 1808 in Helmstädt, wohin er
wenige Tage vorher gereist war. — H. verband als Mann Uneigennützigkeit mit
festem Sinne, als Gelehrter einen freien Blick mit gründlicher Forschung. Seine
Schriften, in denen er alte Mißstände des deutschen Staatswesens offen aufdeckte.
behaupten in der geradezu massenhaften staatsrechtlichen Litteratur der zweiten
Hälfte des 18. Jahrhunderts einen hervorragenden Platz. Ein Denkmal seiner
strengrechtlichen Denkungsweise hat er sich durch die Vertheidigungsschriften gesetzt
, welche er 1799 in Sachen des widerrechtlich seines Amtes entsetzten hannoveranischen
Hofrichters v. Berlepsch veröffentlichte und die eine Reihe von
Gegenschriften hervorriefen, auf welche H. wieder antwortete. Er betheiligte sich
als Mitarbeiter an mehreren Zeitschriften, so an der Helmstädter gelehrten
Zeitung, an der Erlanger neuen juristischen Zeitschrift, an der deutschen Monatsschrift
und lieferte zu dem von Professor Scheidemantel neubearbeiteten "Repertorium
des deutschen Staats und Lehen Rechtes" den dritten und vierten Band
(1793 u. 1795), welche die Buchstaben L —R enthalten. Als Häberlin's Hauptwerke
sind auszuzählen: "Pragmatische Geschichte der neuesten kaiserl. Wahlcapitulationen
und der von kaiserl. Majestät erlassenen churfürstl. Collegialschreiben",
1792, und als Fortsetzung: "Pragmatische Geschichte der Wahlcapitulation
Kaiser Franz II." etc., 1793. — "Handbuch des deutschen Staatsrechtes
nach dem Systeme des geh. Rathes v. Pütter zum gemeinnützigen
Gebrauch der gebildeten Stände , 1794-97, 3 Bde., 2. Aufl. 1797. Das
nach des Autors eigenen Worten "mit Ueberzeugung, Wahrheits , Freiheits und
Gerechtigkeitsliebe" geschriebene Werk ist mit der ganzen Gelehrsamkeit der alten
Pütter'schen Schule abgefaßt, zeigt aber zugleich ein seines richtiges Verständniß
für die damals begonnene Neugestaltung des Staats und Völkerlebens. — Das
in Heften ausgegebene "Deutsche Staatsarchiv" , Helmstädt 1796 —1807. Diese
Sammlung in 16 Bänden enthält werthvolle Aufsätze und Abhandlungen über
staatswissenschaftliche und statistische Materien; bei ihrem Erscheinen von der
Kritik übereinstimmend sehr günstig ausgenommen, vermag ihr Inhalt jetzt nur
noch rechtsgeschichtliches Interesse in Anspruch zu nehmen. — Sein älterer
Bruder, Johann Friedrich H., geb. zu Helmstädt am 10. Januar 1753,
gest. daselbst am 13. Juni 1790; Promovirte 1774, wurde 1777 außerordentlicher
Professor und hinterließ einige kleinere Schriften über reichs und rechtsgeschichtliche
Stoffe.Das von Kalle 1795 gestochene Porträt von Karl Friedrich H. ist im
69. Thl. der ökon. Encyklopädie von Krüniz. Ein vollständiges Verzeichniß
seiner Werke nebst Lebensabriß bei Fikenscher, Gel. Gesch. der Univ. Erlangen
I. 251. — Frhr. v. Münch, Prot. der R. Friedens-Deput. zu Rastatt II. —
Augsb. Allgemeine Zeitung 1808, Nr. 261. — (Johann Frd. H.) Weidlich,
Biogr. Nachr. I. 257.
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