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Name: v. Arnim:
Vorname: Hans Georg v. Arnim-Boytzenburg,
als Feldherr und Staatsmann in der Zeit des 30jährigen Krieges unbestritten von nicht geringer Bedeutung, als angeblicher Vertreter der schwankenden Politik seines Kriegsherrn, des Kurfürsten Johann Georg I. von Sachsen, von den Oesterreichern und Schweden oft verläumdet, erscheint nach neueren objectiven Forschungen als ein seinem deutschen Vaterlande ' und der protestantischen Kirche treu ergebener Staatsmann , dessen verständige Ansichten bei den damaligen Verhältnissen neben der Unfähigkeit des schwachen Kurfürsten nicht zur Geltung kommen konnten.

Geb. 1581, seit 1611 der Erbe der sehr verschuldeten Güter seines Vaters, des Brandenburger Oberhofmarschalls Berndt von Arnim, diente er 1613 —1617 dem König Gustav Adolf als Oberst im russischen Kriege und in diplomatischen Geschäften, dann dem polnischen König Sigismund III. im Kriege gegen die Türken und trat trotz seiner bei aller Toleranz entschieden protestantischen Gesinnung, welche er bis an sein Lebensende in seinen oft salbungsvollen Reden , biblisch gefärbten Gutachten und sogen. zahlreichen theologischen Schriften kund gab, 1626 als Oberst in kaiserliche Kriegsdienste, in denen er durch umsichtige Unterstützung der Wiedereroberung Schlesiens und durch die Besetzung Mecklenburgs und Pommerns Wallenstein's besonderes Vertrauen gewann, zum Feldmarschall erhoben, Stralsund ohne Erfolg belagerte und nach dem Lübecker Frieden vom Herzog von Friedland zur Unterstützung der Polen gegen die Schweden entsandt, den König Gustav Adolf auf der Stuhmer Heide besiegte: mit Mühe entging der König der Gefangenschaft. Während dieser Zeit hatte sich A. vor allen Wallensteinischen Obersten durch Uneigennützigkeit, einfache Lebensweise und strenge, freilich oft erfolglose Zügelung der Soldatesca einen guten Namen gemacht. Differenzen mit dem Polenkönig und die Bedrohung seines Lehnsherr, des Kurfürsten von Brandenburg, bewogen den Feldmarschall zum Rücktritt aus dem kaiserlichen Dienste, wobei jedenfalls die seit dem Restitutionsedicte in Frage gestellte Existenz der Evangelischen in Deutschland mitwirkte. Die Stellung, welche Kurfürst Johann Georg 1631 sowol gegen des Kaisers Bedrohungen als auch gegen die von Schweden der Selbständigkeit des Reiches drohende Gefahr einnehmen zu wollen schien, veranlaßte A. als Feldmarschall, später Generallieutenant, in kursächsische Dienste zu treten. Er vermochte aber nur eine leidliche Organisation des sächsischen Heeres in kürzester Frist durchzuführen, während seine Rathschläge, als Haupt der evangelischen Fürsten kräftig aufzutreten und dem König von Schweden mit Vorsicht die Hand zu bieten, bei Johann Georg ganz erfolglos blieben, bis die Bedrängniß durch Tilly den Kurfürsten zum Bündniß mit den Schweden nöthigte: A. war der Vermittler dieses Bündnisses und blieb demselben trotz mancher Mißverständnisse, welche öfters einen unberechtigten Argwohn der Schweden erregten, bis zu seinem Rücktritt aus jener Stellung 1635 in Rath und That aufrichtig treu. Bei Leipzig hielt sich A. mit einigen Reiterregimentern auf dem Schlachtfelde bei dem siegreichen König, während die andern Sachsen geworfen sich mit dem Kurfürsten zur Flucht gewendet hatten. Im Winter 1631 —1632 stand er der mit dem König getroffenen Abrede gemäß nach Befreiung der Lausitz siegreich in Böhmen, wobei ihm der dem Kaiser grollende

Wallenstein für eigenen Vortheil die Wege gebahnt zu haben scheint. Als der Herzog von Friedland wieder an die Spitze des kaiserlichen Heeres getreten war, versuchte A. insgeheim —doch wurde Gustav Adolf davon officiell unterrichtet — Friedensverhandlungen mit dem alten Freunde, die jedoch ganz erfolglos waren , da der Herzog zweideutig erschien und A. sich vorsichtig zurückhielt. Dieser konnte gegen den plötzlich angreifenden Feind nur das sehr desorganisirte Heer nach Sachsen zurückziehen. Während im Sommer 1632 Gustav Adolf gegen Wallenstein bei Nürnberg operire und dem vom Herzog bedrohten Kurfürsten von Sachsen zu Hülfe kam, war A. mit den Sachsen und den ihm untergebenen schwedischen und brandenburgischen Truppen siegreich in Schlesien und ermuthigte, vom .Kurfürsten bevollmächtigt, die evangelischen Schlesier zur Ausdauer und ausgiebigen Unterstützung des sie beschützenden Heeres. Hier war er auch zum Schutz des Landes, trotz des Hülferufs seines Kriegsherrn, mit Genehmigung des Königs geblieben, als die Schlacht bei Lützen geschlagen wurde, und das sächsische Heer blieb auch nachher dort. Doch mahnte A. mit aufrichtiger Klage über den Tod des Retters der evangelischen Freiheit den Kurfürsten zur Verständigung mit Oxenstierna, Bernhard und den evangelischen Fürsten und zur kräftigen Fortsetzung des Krieges, um baldigst einen für das Reich und die Kirche ersprießlichen Frieden mit genügender Entschädigung für die Schweden zu gewinnen. Diesen Standpunkt hielt er unbedingt fest , ohne den Kurfürsten zu einer verständigen Benutzung der den Evangelischen damals günstigen Verhältnisse bewegen zu können. 1638 kam deshalb A. in Bedrängniß, als Wallenstein neu gestärkt mit großer Heeresmacht in Schlesien auftrat und mußte dem Herzog entgegenkommen, als dieser, mit dem Angriff zögernd, Verhandlungen anbot. Bald aber überzeugte er sich, daß Wallenstein nur in seinem Interesse Sachsen und Brandenburg von den Schweden abziehen wollte und es wäre jedenfalls zu einem für A. sehr bedenklichen Kampfe gekommen, wenn nicht der Herzog nach dem wohlfeilen Siege von Steina wegen der Fortschritte Bernhards an der Donau vom Kaiser im Nov. 1633 nach Böhmen zurückgerufen Worden Wäre. Von hier knüpfte Wallenstein, der von Wien aus in seiner Stellung bedroht, jetzt entschlossen war , dem Kaiser und dem Reiche einen Frieden nach seinem Belieben . aufzudrängen, unter dem Deckmantel einer allgemeinen kaiserlichen Vollmacht, ganz geheime Unterhandlungen mit dem Kurfürsten von Sachsen an: dieser sollte ihn in seinen immer mehr verrätherisch sich gestaltenden Maßnahmen gegen den Kaiser unterstützen. Ä. hielt sich sehr zurück, während der vorläufig zur Beschwichtigung des Herzogs nach Pilsen gesendete sächsische Feldmarschall, Franz Albert von Lauenburg, auf eigene Faust Wallenstein's Pläne gegen den Kaiser zu fördern suchte, verschaffte sich bei seinem Kriegsherrn und bei Brandenburg Instruction zu einem definitiven Friedensabschluß mit dem Herzog auch gegen des Kaisers Willen im Interesse des Reichs und der evangelischen Kirche, jedoch nicht zur Unterstützung eines etwaigen Abfalls des Herzogs vom Kaiser, für welche Wallenstein den sehnlichst in Pilsen erwarteten A. zu gewinnen hoffte. Als dieser an ' der Reise bereits in Zwickau war , bekam er Nachricht von der Katastrophe in Eger und entging so glücklicher, als Franz Albert, der kaiserlichen Gefangenschaft. Seitdem war er in Wien auf längere Zeit schlecht angeschrieben, verlor aber nicht das Vertrauen seines Kriegsherrn, nur daß seine Rathschläge für einen allgemeinen dem Reiche und der evangelischen Kirche förderlichen Frieden mit genügender Entschädigung der Schweden von dem unzurechnungsfähigen Kurfürsten nicht beachtet wurden. A. wurde seiner Stellung immer mehr überdrüssig. Noch einmal fand er Gelegenheit 1634 durch den Sieg über die Kaiserlichen bei Liegnitz seine Feldherrtüchtigkeit zu beweisen. Doch der darauf mit Bauer unternommene Einfall in Böhmen hatte bei dem Zwiespalt der Bundesgenossen