Name: Aretin: Vorname: Johann Adam v. A., bairischer Staatsmann, geb. zu Ingolstadt 24. Aug. 1769, † 18. Aug. 1822. Sein Großvater Johann Baptist Christoph v. A., welcher vom Kurfürsten Max Joseph den 11. April 1769
inden Freiherrenstand erhoben ward und am 11. Oct. desselben Jahres starb,
leitete sich von armenischem Königsgeschlecht ab. Die Kurfürstin Therese Kunigunde
Sobieska nämlich, Gemahlin Max Emanuels II., welche nach der Besetzung
Baierns durch die Oesterreicher nach Venedig flüchtete und dort längere
Zeit lebte, brachte einen Knaben mit sich zurück, welcher ihr 1710 empfohlen
worden. Er sei 1706 zu Constantinopel geboren, wohin sein Vater Bakdazar
Caziadur, König eines an Persien grenzenden Theils von Armenien, durch die
Perser seines Reiches beraubt, geflohen. Armenisch auf die Namen Joh. Bapt.
Christoph Aroutioun Caziadur getauft, sei der Knabe 1708 zu mehrerer Sicherheit
nach Venedig gebracht. In München am Hofe erzogen, ward er wirkl. Hofkammer
'ath und später Hauptmauthner zu Ingolstadt. Documente zur Bestätigung
seiner Herkunft fanden sich im Nachlaß der Kurfürstin nicht; unter den
für das Freiherrndiplom beigebrachten Belegen findet sich nur eine gleichzeitige
Urkunde, nämlich ein vom armenischen Geistlichen in Constantinopel 1708 ausgefertigtes
Taufzeugniß, dessen Aechtheit jedoch zu erhärten bliebe; alles übrige
sind spätere Aussagen ohne Beweiskraft. Wenn freilich der Ritter v. Lang nach
seiner Art in dem "Aretin" einen zu Arezzo erzogenen Sohn der Kurfürstin
selbst wittert, so bleibt er auch dafür den Beweis schuldig. von Johann Christoph
Söhnen hatte nur der älteste, der Hofkammerrath und Oberstlehnhofcommissarius
Christoph Anton, geb. 1727, Nachkommen, nämlich Adam und seine Brüder
Georg und Christoph (s. u.). —Adam studirte die Rechtswissenschaft auf der Hochschule seiner Vaterstadt, trat
1788 in den bairischen Staatsdienst und wurde schon 1793 zum Rath bei der oberen
Landesregierung, 1798 zum Vicecanzler derselben ernannt. Eine bedeutsame Rolle
spielte er 1802 bei der Säcularisation als Generalcommissär für das an Baiern
gefallene Fürstbisthum Freising, sowie seit 1808 als Mitglied der Gesetzgebungscommission.
Die Kreiseintheilung und Instruction der Generalcommissariate und
die Verschiedenartigsten organisatorischen Arbeiten jener Epoche sind sein Werk,
auch bei Ausarbeitung der Constitution vom Jahr 1808 war er beigezogen.Während und nach den Befreiungskriegen wiederholt um diplomatischen
Missionen betraut, Wurde er 1817 zum bairischen Bundestagsgesandten in Frankfurt
ernannt und erwarb sich au energischer Vertheidiger des constitutionellen
Prinzips gegen Metternich'sche Anfeindungen große Popularität. Der Tod
raffte ihn schon im besten Mannesalter hinweg; er starb auf seinem Landgut
Haidenburg bei Passau. Johann Adam v. A. zählt auch zu den Gründern des
Vereins für ältere deutsche Geschichtskunde. Nicht minder war er ein eifriger
Freund der bildenden Künste und brachte eine treffliche Gemäldesammlung und
eine der vorzüglichsten .Kupferstichsammlungen an sich.Vgl, Brulliot, "Catalogue des estampes du cabinet d'Aretin". 3 Bde.
Manchen 1827. Aretin selbst schrieb einen "Catalogue des estampes gravées
par 11 Chodowiecki." 1796. Von seinen übrigen Schriften (vgl. Baader, "D
gelehrte Baiern") sei noch erwähnt sein "Handbuch der Philosophie des
Lebens" , 1798.Die Familie Aretin. 1825. — Nekrolog in d. Augsb. Allg. Ztg. v.
5. Sept. 1822.
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