Name: Gerold,
| Bischof von Oldenburg (Lübeck) 1155 —63 , einer der verdientesten
Vorkämpfer christlicher und deutscher Cultur in den slawischen Landschaften
jenseits der Elbe und besonders in Holstein. |
Gerold's Herkunft und
Geburtsjahr sind unbekannt. Gelehrt , sittenstreng und zur Ascese geneigt, war
G., bisher Vorsteher der Klosterschule und Canonicus zu Braunschweig, im Begriff
als Mönch in das Kloster Riddagshausen einzutreten, als er auf Empfehlung
der herzogin Clementia, der Gemahlin Heinrichs des Löwen, die für ihren
in Italien abwesenden Gemahl Sachsen verwaltete und G. als herzoglichen Caplan
kennen und schätzen gelernt hatte, als Nachfolger des am 12. Decbr. 1154 verstorbenen
hochverdienten Vicelin zum Bischof von Oldenburg in Holstein erwählt
wurde. Erzbischof Hartwig T. von Bremen , mit dem Sachsenherzog verfeindet
und seinem Sprengel fern in Merseburg weilend , verweigerte unter nichtigen
Vorwänden dem gut herzoglich gesinnten G. die bischöfliche Weihe; derselbe ging
in Folge dessen nach Italien , kam im Gefolge Heinrichs des Löwen nach Rom
und wurde auf dessen Verwendung von dem dem Herzog für seine Hülfe gegen
den römischen Aufstand am Tage der Krönung Friedrichs I. zu Dank verpflichteten
Papste Hadrian IV. am 19. Juni 1155 zum Bischof geweiht. Nach
Deutschland zurückgekehrt, sah sich G. anfangs durch die Feindschaft des Bremer
Erzbischofs an jeder ersprießlichen Wirksamkeit gehindert; als er durch Heinrich
den Löwen mit demselben versöhnt, nach Wagrien in seinen bischöflichen Sprengel
kam , fand er die Zustände in demselben traurig zerrüttet. Mit um so rastlosem
Eifer warf sich G. in die Missionsthätigkeit, deren Erfolg freilich vielfach
dadurch beeinträchtigt wurde , daß die Slawen die Annahme des Christenthums
verweigerten, um den , wie sie meinten, von demselben unzertrennlichen
Bedrückungen durch die Deutschen zu entgehen. Allmählich jedoch besserte sich
die Lage : nicht blos Heinrich der Löwe, auch Adolf von Schauenburg, der Graf
von Holstein, stattete das oldenburger Bisthum freigebig aus und leistete der Mission
nachdrücklich Vorschub; überall erstanden neue Kirchen, deutsche Ansiedler brachten
eine höhere Cultur ins Land: die Bekehrung der Slawen machte Fortschritte, besonders
seit der Fürst Pribislav zum Uebertritt bestimmt war. Die nach dem Tode Vicelins
von dem Bisthum abgefallene und zu dem Sprengel von Hamburg geschlagene
Kirche von Neumünster (Faldera) für Oldenburg wiederzugewinnen gelang G.
jedoch nicht. Die Verlegung des bischöflichen Sitzes nach dem aufblühenden Lübeck
eröffnete den Pflanzungen Gerold's noch bessere Aussichten: die Weihe der neuen
Kirche (Mai 1163) in dem künftigen Bischofssitz war das letzte Werk Gerolds:
gleich danach erkrankte G. auf einer Rundreise durch seinen Sprengel zu Segeberg
und starb daselbst den 13. August 1163.Vgl. Helmold, Chron. Slav. lib. J.; Prutz, Heinrich der Löwe; Dehio,
Geschichte des Erzbisthums Hamburg-Bremen bis zum Ausgang der Mission,
Bd. 2.
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