Name: Gernhard: Vorname: August Gotthilf G.,
| Philolog und Schulmann, geb. am
4. März 1771 in Naumburg, †am 4. März 1845 in Weimar. |
Er besuchte
die sogenannte Stadtschule seiner Vaterstadt und erfreute sich dort des anregenden
Unterrichts des Rectors Jlgen, der ihn als einen der fleißigsten und tüchtigsten
Schüler auszeichnete. 1795 bezog er die Universität Leipzig, wo er sich
besonders an Beck und G. Hermann anschloß. Der erstere nahm ihn 1797 in die
philologische Societät auf; in dem zweiten Bande der "Commentationes" veröffentlichte
er seine ersten gelehrten Arbeiten "Observationes in Sophoclis Philocteten"
und "in locos quosdam Ciceronis". Kießling, Erfurdt, Schott und Tzschirner
waren unter seinen Studiengenossen. 1800 wurde er Subrector in Naumburg
und rückte in das Conrectorat auf Aus dieser Stellung wurde er 1811 von
dem Rathe der Stadt Freiberg zur Leitung der dortigen Schule berufen, die
Bürgerschule, Schullehrer-Seminar und Gymnasium in sich vereinigte. Er übernahm
die Anstalt, als sie sich in einem sehr traurigen Zustande befand, und
wußte nicht nur die Zucht zu bessern, sondern auch den wissenschaftlichen Geist
zu heben und dadurch die Zahl der Schüler zu vermehren. Er begründete
1814 eine Speiseanstalt für arme Schüler, die als "Gernhard'scher Tisch" noch
jetzt besteht. Auf die Mängel in der Einrichtung der sächsischen Gelehrtenschulen
machte er mit scharfem Blicke aufmerksam. ohne eine Abstellung derselben damals
(1819) zu erreichen. Der dankbare Rath hatte schon beschlossen, für ihn
das Prädicat als Professor zu beantragen, als er 1820 den Ruf als Director
des Gymnasiums in Weimar erhielt und auch gern annahm. Fünfundzwanzig
Jahre fast ist er in diesem Amte wirksam gewesen und hat sich der Liebe und
Verehrung zahlreicher Schüler erfreut. In der Zucht zeigte er nachsichtige
Milde; er wollte mehr durch Ermahnung und Warnung, als durch Stockschläge
und Schimpfworte (diese Zuchtmittel hat er sofort beseitigt) einwirken und wurde
nur in den späteren Lebensjahren zu nachsichtig. Als Lehrer ging er besonders
auf die rhetorische und psychologische Analyse der alten Schriftsteller ein, verlor
sich aber dabei öfter in die dialektische Entwicklung einzelner Begriffe und setzte
die ganzen Gedankenreihen bei Seite. Aber die Schärfe des Denkens hat er durch
seine Methode vortrefflich gefördert. Die Regierung sprach ihre Anerkennung
durch Ertheilung des Titels Consistorialrath aus. Die jährlichen Programme,
welche er regelmäßig schrieb, sind hauptsächlich grammatischen Inhalts; einzelne
wurden auch in den philologischen Zeitschriften abgedruckt, er selbst hat sie 1836
in den "Opuscula" gesammelt. Dabei fehlen aber die Freiberger Programme,
die lateinischen Reden und Gedichte. Umfassendere Arbeiten sind nur Ausgaben
einiger philosophischen Schriften Cicero's , die weniger die Kritik des Textes, als
die Erklärung , namentlich die grammatische berücksichtigen. Die "Officia" erschienen
1811, "Cato major et Paradoxa" 1819 (hier sind auch ziemlich werthlose
Handschriften benutzt) und "Laelius" 1825. Diese Wahl hängt mit seinem
ganzen Charakter eng zusammen. Strenge Pflichterfüllung und wahrhafte
Gottesfurcht, Biederkeit und Bescheidenheit, edle Humanität und Menschenfreundlichkeit
zeichneten ihn aus. Ein Bild von ihm hat J. Fr. Röhr, der Ephorus
des Gymnasiums, in der Gedächtnißrede (Weimar 1845) gezeichnet; eine Biographie
wurde von seinem Sohne Dr. med. Robert G. erwartet, ist aber nicht
erschienen.
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