Name: Einhard,
| früher allgemein und oft auch schon von Zeitgenossen Eginhard
genannt, was die ursprüngliche Form desselben Namens ist; er selbst schrieb sich
Einhart, dem damals noch lebendigen Lautgesetz entsprechend, nach welchem wir
auch Bernhart schreiben müßten. |
Um 770 im Maingau von edlem Geschlecht
geboren, erhielt E. einen gelehrten Unterricht im Kloster Fulda, und wurde vom
Abt Baugulf wegen seiner ungewöhnlichen Fähigkeiten an den Hof Karls des
Großen geschickt, wo er in der Hofschule sich weiter ausbildete. Trotz seiner sehr
unansehnlichen Gestalt gewann er durch seine Kenntnisse und seine Liebenswürdigkeit
allgemeine Anerkennung, und bald auch das vollste Vertrauen des Kaisers.
Sehr geschickt in kunstreicher Arbeit , erhielt er nach dem Werkmeister der
Stiftshütte den Beinamen Beseleel, und wahrscheinlich auch die obere Leitung
der Bauten Karls. Auch bei Ludwig d. Fr. stand er in hoher Gunst, wurde
817 dem jungen Lothar als Rath beigegeben , und bemühte sich, den Frieden
aufrecht zu erhalten, die Empörung der Söhne zu verhindern. Als aber seine
Bemühungen vergeblich waren , zog er sich ganz von Staatsgeschäften zurück.
Schon 815 hatte er vom Kaiser Landbesitz im Odenwald zu Michelstadt erhalten,
hier gedachte er ein Kloster zu gründen, für welches er sich 827 den nach den
Begriffen der Zeit unschätzbaren Besitz der Gebeine der Märtyrer Marcellinus
und Petrus verschaffte. Eine Vision veranlaßte ihn aber, die Reliquien nach
Mühlheim am Main zu führen, wo er eine Abtei stiftete, nach welcher der Ort
später Seligenstadt genannt wurde. Obgleich Abt mehrerer Klöster war E. nicht
Geistlicher; seine Gemahlin Imma war vermuthlich die Schwester des Bischofs
Bahar von Worms, daher nicht Karls d. Gr. Tochter. Die bekannte Sage
von Eginhard und Emma , welche schon in der Lorscher Chronik aus dem
12. Jahrhundert erzählt wird, ist irrthümlich an diese bekannteren Namen angeknüpft
(vgl. d. Art. Angilbert, I. 460). Im J. 886 verlor E. seine geliebte
Gattin. am 14. März 840 starb er selbst.E. hat es in einer fast fehlerfreien lateinischen Ausdrucksweise im Mittelalter
am weitesten gebracht. Sueton war sein Vorbild für das schöne Lebensbild
, welches er von Karl dem Großen mit warmer Anhänglichkeit entworfen
hat. Außerdem galt er für den Verfasser der Jahrbücher, welche in lichtvoller
gedrängter Darstellung über die Zeit von 741 —829 vorhanden sind , doch ist
Seine Autorschaft mit guten Gründen angefochten worden. In einer mehr kirchlich
gefärbten Darstellung hat E. 830 jene Uebertragung der Märtyrer Petrus
und Marcellinus beschrieben, mit zahlreichen Wundergeschichten; ob auch die Geschichte
ihres Martyriums in rhythmischer Form von ihm verfaßt ist, ist zweifelhaft.
Außerdem ist uns eine Sammlung seiner Briefe aus dem letzten Jahrzehnt
erhalten.Vgl. Wattenbach, Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter II. §. 8.
Ausg. der Werke mit franz. Uebers. von Teulet in 2 Bänden, Paris 1843.
Vita Caroli und Annales von Pertz Mon. Germ. I. II. Vita und Briefe von
Jaffé, Bibl Rer. Germ. IV. Zweite Sep.-Ausg. der V. Caroli 1876.
Uebers. ders. und der Jahrb. von O. Abel in der Sammlung der Geschichtschreiber
der deutschen Vorzeit.
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