Name: Edlibach: Vorname: Gerold E.,
Am 24. Septbr. 1454 geboren, Sohn des Stift-Einsiedeln'schen Rentamtmanns Ulrich E. in Zürich, aus einem alten angesehenen Geschlechte und seit 1464 Stiefsohn des nachmaligen berühmten Bürgermeister Waldmann , des zweiten Gatten seiner verwittweten Mutter, folgte E. 1473 diesem und seinem Vater als Amtmann des Stiftes Einsiedeln nach, trat 1480 in öffentliche Aemter, in welchen er 1487 bis zur Stelle eines Mitgliedes des Kleinen Rathes und Sekelmeisters stieg, verlor durch den tragischen Sturz Waldmann's 1489 diese Würden , wurde 1493 wieder in den Kleinen Rath, hieraus zu verschiedenen Vogteistellen im Landgebiete der Stadt, 1515 zum dritten Male in den Kleinen Rath berufen. In seinem 70. Lebensjahr, 1524, verlangte er seine Entlassung; die Obrigkeit entsprach ihm, wünschte aber, daß er seinen Sitz im Großen Rathe beibehalte, mit voller Freiheit davon Gebrauch zu machen oder nicht. Bis 1527 nahm er noch an Verwaltungsgeschäften Theil. In dieser langen Laufbahn und durch sein persönliches Verhältniß zu Waldmann mit den öffentlichen Angelegenheiten wohlvertraut, beschäftigte sich E. auch mit historischen und anderen mannigfachen Aufzeichnungen. Er schrieb 1485 —86 eine zürcherische und eidgenössische Chronik von 1436 an bis auf diese Zeit, setzte dieselbe nachher, kürzer, bis 1517 fort und trug auch noch später Notizen dazu nach, von denen die letzte aus seinem Todesjahre stammt. Er verzeichnete in einer besonderen Schrift in kurzen Worten die kirchlichen Veränderungen, welche in Zürich in Folge der Reformation, 1520 —26 , eintraten, legte einen Sammelband historischer, heraldischer u. a. Notizen an, copirte die Legende des hl. Georg u. s. f. und versah die meisten dieser Handschriften mit illuminirten Zeichnungen von freilich sehr unbeholfenem und flüchtigem Gepräge. Von diesen Arbeiten, die in der Stadtbibliothek Zürich und der fürstlichen Bibliothek in Donaueschingen sich aufbewahrt finden, hat die Chronik bleibenden historischen Werth, vorzüglich in ihrem früheren Theile, da dieser Theil die Geschichte des großen Krieges der Eidgenossen wider Zürich und Oesterreich von 1436 —50 von dem sonst selten vertretenen
zürcherischen Standpunkte aus beschreibt, und über die Ereignisse bis
1486 als Darstellung eines Zeitgenossen und theilweise Augenzeugen sich verbreitet
breitet ; wie z. B. über Waldmann's Sendung nach Mailand 1479, wobei E.
letzteren begleitete. In der Geschichte des Krieges von 1436 —50 mangelt es
allerdings nicht an einzelnen, namentlich chronologischen Versehen, wie es bei später
Niederschrift aus theilweise blos mündlichen Ueberlieferungen — ungeachtet der
zahlreichen eingerückten Actenstücke — unvermeidlich war. Fragmentarisch und
sehr gedrängt sind die späteren Theile der Chronik und die Schrift Edlibach's
über die Kirchenänderung in Zürich. Der Tod Waldmann's auf dem Schaffote
1489, die bittere Parteiung, die denselben herbeigeführt, und die tiefe Erschütterung,
die nach den Ereignissen noch lange Jahre hindurch in Zürich nachzitterte,
ließen ausführliche Darstellungen der Vorfälle in Zürich selbst noch nicht aufkommen
; eine Chronik von J. v. Armbs wurde sogar auf obrigkeitlichen Befehl
verbrannt. Zumal E. mußte sich zu vorsichtiger, ja ängstlicher Kürze gedrungen
und genöthigt fühlen. Nur in Wenigen Andeutungen und einzelnen späteren
Einschaltungen in seine frühere Arbeit gibt sich der schmerzliche Eindruck kund,
den Waldmann's Geschick auf ihn machte. Mit der Reformation konnte sich
der 65jährige, durch jene schweren Erfahrungen ohnehin tiefberührte ann nicht
befreunden; sein Austritt aus dem Rathe stand mit diesen Eindrücken im Zusammenhange,
die er von den Ereignissen empfing, und sehr kurz und nicht ohne
Besorgniß über die Folgen der Bewegung drückt er sich daher aus. Noch sah
E., wie ein Religionskrieg zwischen Zürich und den katholischen 5 Orten der
inneren Schweiz nur durch die größten Anstrengungen herbeigeeilter Vermittler
für einmal abgewendet wurde (1529) ; den wirklichen Ausbruch desselben (1531)
erlebte er nicht mehr. Am 28. Aug. 1530 starb E., 6 Monate nach seiner ihm
1472 angetrauten Gattin, Ursula Röust, die ihm in 58jähriger glücklicher Ehe
19 Kinder geboren hatte, von denen sie 70 Enkel sahen. Edlibach's Sohn,
Ludwig E. († 1557) , schrieb eine ergänzende Fortsetzung der Chronik seines
Vaters.Edlibach, Gerold , von Hch. Escher in der Encyklopädie von Ersch und
Gruber, J. Sect. Bd. XXXI, Leipzig 1838. — Gerold Edlibach's Chronik
(mit Einleitung von J. M. Usteri) in Mitth. der Antiqu. Gesellschaft in
Zürich, IV. Bd., Zürich 1816. — Ueber eine Zürcher Chronik aus dem
15. Jahrhundert, von G. von Wyß, Zürich 1862. — Meyer v. Knonau im
Anzeiger f. schw. Geschichte 1870, Nr. 4.
|