Name: Eder: Vorname: Georg E.,
| geb. zu Freising 1524, † 19. Mai 1587 als Reichshofrath
in Wien, studirte in Köln. |
wurde Doctor juris und zu Folge seiner Beziehungen
zu König Ferdinand im J. 1549 nach Wien berufen, woselbst er
das Amt eines Fiscaladvocaten verwaltete; auch war er, nachdem Ferdinand
seinem Bruder Karl V. in der Kaiserwürde gefolgt war, ein Hauptrathgeber
desselben in Religionsangelegenheiten. Als Mitglied der Juristenfacultät trat
er zur Wiener Universität in nächste Beziehungen und stand bei den Mitgliedern
derselben in so großer Achtung, daß er , was sich vorher und nachher niemals
ereignete, vom J. 1557 vier Mal nacheinander Rector für alle Facultäten war,
während er außerdem mehrmals speciell als Rector der Juristenfacultät erscheint.
Ueber die akademischen Reden, die er als akademischer Würdenträger zu halten
hatte, finden sich verschiedene Notizen in Denis ' Buchdruckergeschichte Wiens bis
1560 (S. 559. 576. 578). Er legte großen Eifer für die Erhaltung der Privilegien
der Universität an den Tag; dadurch gerieth er gelegentlich ein Mal
mit dem Dominicanerconvente in Wien in einen scharfen Conflict. Da ihm
nämlich kund wurde, daß der Bruder Andronicus, der Mitglied der Universität
war , ohne Befragung des Rectors in klösterlichen Gewahrsam gethan werden
sollte, ließ er die Thür des Gewahrsams erbrechen, um dem eingesperrten Klosterbruder
die Freiheit wieder zu verschaffen, die demselben als akademischem Bürger
nach Eder's Ueberzeugung ohne Wissen und Zustimmung des Rectors nicht entzogen
werden durfte. Der Dominicanerorden erwiderte die Gewaltthat mit Aussprechung
des Kirchenbanne über E. (siehe Kink , Gesch. der Wiener Universität
L S. 308 f.). Desto entschiedener wendete E. seine Sympathien den Jesuiten
zu, die seit Beginn der fünfziger Jahre in Wien festen Fuß zu fassen begannen
und auch an der Universität schon Theologie lehrten. Er befreundete sich mit
ihnen um so enger, je mehr er überzeugt war, daß die Rekatholisirung des schon
stark protestantisirten Oesterreichs ohne ihre thätige Mitwirkung nicht durchzuführen
sei. Er selber wurde durch dieses sein thätiges Interesse für die Aufrechthaltung
des Katholicismus in österreichischen und deutschen Landen immer
tiefer in die Beschäftigung mit theologischen Studien hineingezogen und veröffentlichte
in den J. 1568 —82 eine Reihe von theils lateinisch, theils deutsch
geschriebenen Schriften, welche sämmtlich die kirchliche Bekenntnißfrage mit Beziehung
auf die abweichenden und entgegengesetzten Aufstellungen der Protestanten
zu ihrem Gegenstande und Inhalte haben; die deutsch abgefaßten Schriften verfolgen
neben dem Zwecke einer theoretischen Verständigung unverkennbar auch jenen
einer Einwirkung auf Volksstimmung und Volksmeinung. Vgl. seine "Christliche
gutherzige und nothwendige Warnungsschrift an den vierten Stand der löblichen
Statt und Märckt ainer ersamen Landschau in Oesterreich under und ob der
Enns" etc. (Dillingen 1580). Das Verzeichniß seiner übrigen theologischen
Schriften siehe bei Jöcher, genauer in der Nouvelle Biographie générale (Paris
1850 ff.). Für die Geschichte der Wiener Universität ist von Belang Eder's
"Catalogus rectorum et illustriorum virorum archigymnasii Viennensis a.
1237 1559. Viennae 1559 in 4 ° (nochmals 1645 fol.). Bezüglich seiner,
vor dem schon von Lazius vertretenen Behauptung, daß die Wiener Universität
eine Stiftung des Kaisers Friedrich II. sei, vgl. die kritischen Bemerkungen bei
Kink, S .2ff.; über die Fortsetzer des Catalogus Eder's ebendas. Vorrede S. 17.
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