Name: Deinhardstein: Vorname: Johann Ludwig D.,
Nach Vollendung der Universitätsstudien in den Staatsdienst eingetreten, erhielt D. 1827 nach L. Haschka's Tode die Stelle eines Professors der Aesthetik an der theresianischen Ritterakademie und die Supplirung der gleichen Professur an der Wiener Hochschule, welche er durch mehrere Jahre bekleidete. Nach der Pensionirung Schreivogel's wurde er auf Anregung des Grafen Czernin Vicedirector des Hofburgtheaters und bekleidete diesen Posten bis 1841 , woraus er , nachdem er schon seit 1829 die Geschäfte eines Censors versah, bis 1848 als stabiler Censurreferent der Polizeihofstelle und nach dieser Zeit als Beirath der Landesregierung in litterarischen, hauptsächlich Theater-Angelegenheiten thätig war. In der Zeit von 1829 —49 führte er auch die Redaction der Wiener Jahrbücher der Litteratur und erhielt 1834 den Titel eines k. k. Regierungsrathes. D. trat schon 1816 als dramatischer Dichter auf und errang im Laufe der Jahre mit mehreren seiner Lustspiele, wie "Hans Sachs (1827), "Garrick in Bristol (1832), "Gönnerschaften" (1838) und "Zwei Tage aus dem Leben eines Fürsten" dauernde Erfolge. Er schuf seine Dramen mit Vorliebe auf historischer Grundlage, besaß große Bühnenkenntniß und entwickelte im Dialoge Witz und Geist; aber seinen Lustspielen fehlte der ideale Gehalt, die tiefere Charakteristik und Auffassung geschichtlicher Charaktere und der seine poetische Sinn. Durch die Gabe eines leichten Schaffens ließ er
sich zur Flüchtigkeit und Massenproduction verleiten. Die Hinneigung Deinhardstein's
zum Schau: und Lustspiel kam auch in seiner dramaturgischen
Thätigkeit zum Ausdrucke. Unter seiner Leitung behauptete das Burgtheater
nicht mehr jenen Rang, welchen es unter Schreyvogel einnahm. Er vernachlässigte
die Aufführung classischer Werke , im Repertoire überwog das Salon-
oder Conversationsstück und wurde den Uebersetzungen französischer Theaterstücke
ein ungebührliches Uebergewicht gestattet. Unter seiner Direction hatten übrigens
Bauernfeld, balm und Hebbel ihre ersten Bühnenerfolge errungen. Daß es D,
ungeachtet seines oft von Heiterkeit übersprudelnden , genußsüchtigen Naturells,
seiner mangelhaften Bildung und seiner beschränkten dichterischen Richtung nicht
an einem ernsteren Sinn und einem lebhaften Interesse an wissenschaftlichen
Aufgaben fehlte, bezeugt seine Redaction der Wiener Jahrbücher der Litteratur,
welche dieses Unternehmen zum Brennpunkte der litterarischen Kritik in Oesterreich.
ja für Deutschland zu gestalten wußte. Die gefeiertsten Männer traten
durch Deinhardstein's Bemühungen in die Reihe der Mitarbeiter der Jahrbücher,
wie Goethe, Wilh. v. Humboldt, J. Müller, A. W. Schlegel, Immermann,
Gentz, Endlicher, Böttiger, Littrow , Feuchtersleben, Carus , Crüger, Grimm,
Prokesch: ,Osten, Ritter, Rückert, Schaffarik, Tischendorf, Chmel, Hammer-Purgstall,
Hebbel, Miklosich . Als die Märztage des J. 1848 kamen, hatte D.
wegen seiner als Censor und Anhänger Metternich's eingenommenen Stellung
viel zu dulden , da seine geschmeidige Natur ihn zu mancher ungebührlichen
Strenge verleitet hatte. Uebrigens lag auch seinen ganzen Anschauungen jener
agitatorische Geist ferne, welcher vor und nach 1848 fast alle geistigen Gebiete
beherrschte, um die politische Wiedergeburt Oesterreichs anzubahnen und das
Rechts- und Freiheitsbewußtsein des Volkes zu wecken. — Einige seiner Uebersetzungen
aus dem Französischen veröffentlichte D. unter dem Pseudonym: Dr.
Römer.J. G, Seidl, Biographie Deinhardstein's im Album öfter Dichter, Wien
1852. — H. Laube, Das Burgtheater, Leipzig 1868, S. 128. — C. v.
Wurzbach, Biogr. Lexikon V. 207.
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