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Name: Georg Jakob II.
(1765 —1819) Wurde am 9. November 1765 in Berlin geboren und erlernte die edle Buchdruckerkunst in seiner väterlichen Officin, dann ging et zu seiner weiteren Ausbildung nach Stettin auf zwei Jahre, wo er im Hause von Hermann Gottfried Essenbart conditionirte, dann im Jahre 1784 in die Fremde um die berühmtesten Buchdruckereien kennen zu lernen und die Bekanntschaft der bedeutendsten Drucker und Schriftgießer zu machen.

Er kehrte darauf in seine Geburtsstadt zurück, wo er sich am 25. Juni 1792 mit Caroline Louise Elisabeth Eyssenhardt vermählte. Im J. 1792 übergab er seinem Schwager H. A. Kollmann den gesammten Verlag bis auf die Werke des großen Königs, dessen Leitung er schon seit 1789 ihm anvertraut hatte, indem er sich von nun an nur der Druckerei zuwandte und dadurch jede directe Verbindung mit dem Buchhandel löste. Unterm 18. Febr. 1789 wurde er auf Specialbefehl Friedrich Wilhelms II. zum geheimen Oberhofbuchdrucker ernannt. Am 1. Jan. 1794 errichtete er auf Wunsch der preußischen Regierung die Buchdruckerei in Posen unter der Firma: Südpreußische Hofbuchdruckerei von Decker & Comp. Als Ordner derselben wurde der bekannte Litterarhistoriker und spätere Diplomat Friedrich Schöll bestellt und ihm zugleich die Redaction der "Südpreußischen Zeitung" übertragen, welcher jedoch schon 1795 wieder zurücktrat und nachher im Baseler Geschäft eine neue Stellung einnahm. Denn dieses Baseler Geschäft wurde neben dem Berliner noch fortwährend beibehalten. So blieb es bis zum Jahre 1792 , wo D. jun. seinen Antheil an diesem Eigenthum, sowie sein ganzes Berliner Etablissement dem Sohne Georg Jakob jun. verkaufte. Friedrich Schöll, welcher dem Posener Geschäft vorgestanden hatte, wurde als Theilhaber in das Baseler Geschäft aufgenommen. Aber Schöll verstand es nicht, das Haus auf der Höhe zu halten wo es stand und richtete durch falsche Speculationen das Geschäft bald zu Grunde. Um sich vor weiteren Verlusten zu sichern, verkaufte Georg Jakob H. das Baseler Geschäft unterm 1. Aug. 1802 für die Summe von 200000 Frcs. an Johann Jakob Thurneyssen in Basel.Am 26. Aug. 1819 starb Georg Jakob nach einer langwierigen Krankheit. am 31. August desselben Jahres wurde sein letzter Wille eröffnet. Nach demselben mußten seine hiesigen und auswärtigen Buchdruckerei- und Schriftgießereietablissements sammt allen Nebenzweigen in ihrem ganzen Umfange mit allen Fonds in der bis dahin üblich gewesenen Art unter Firma " aecker geheime Ober-Hofbuchdruckerei" solange für gemeinschaftliche Rechnung sämmtlicher Erben verwaltet werden. bis der dritte Sohn Rudolf die Volljährigkeit erlangt haben würde , welche mit dem Jahre 1828 eintrat. Und so übernahmen die beiden Brüder Karl Gustav und Rudolf Ludwig, nachdem vorher der älteste Bruder Johann Georg Wilhelm in Nizza schon vor jenem Termine gestorben war, die gemeinschaftliche Führung des umfangreichen Geschäfts, und da aber auch am 20. April 1829 Karl Gustav verschied , so ging dies ganze Geschäft in den alleinigen Besitz von Rudolf Ludwig über, welcher es bis zum heutigen Tage noch fortführt und immer mehr zu Blüthe und Ansehen gedeihen läßt.Zu den hervorragendsten Werken der Decker'schen Officin können vor allen andern gerechnet werden: die Oeuvres de Frédéric le Grand" im größten Quartformat in dreißig Bänden mit vielen artistischen Beilagen, auf Beseht König Friedrich Wilhelms IV. in 200 Exemplaren gedruckt und "Das neue Testament. Deutsch von M. Luther nach der Ausgabe von 1545 " bei Gelegenheit der großen Weltindustrie-Ausstellung 1851 in nur achtzig Exemplaren in Oliphant-Folioformat

veranstaltet , ohne der vielen anderen herrlichen Druckwerke , welche aus dieser Officin hervorgegangen sind, zu erwähnen.Vgl. Potthast, Die Abstammung der Familie Decker. Potthast , Buchdruckergeschichte von Berlin (unvollendet) etc.

Kelchner.