Name: Dätri: Vorname: Brandan D., oder wie er sich stets schrieb Brandanus Daetrius, ein ausgezeichneter lutherischer Theologe im 17. Jahrhundert, geb. 4. Juni 1607 zu Hamburg, † 23. Nov. 1688. nach dem Besuche der Schule in seiner Vaterstadt und zu Eimbeck begab er sich im Jahre 1630 zum Studium der Theologie nach Helmstädt, wo er sich die Gunst und Gewogenheit von Georg Calixt erwarb , der ihn zu seinem Tischgenossen und auf einer Reise zum Herzog Ernst von Gotha nach Weimar und Würzburg zum Begleiter wählte. Durch Herzog Ernst mit einem Stipendium versehen, kehrte D. nach Helmstädt zurück und disputirte im J. 1636 öffentlich über die Gegenwart des Leibes und des Blutes Christi im Abendmahle. In eben diesem Jahre erhielt er die Aufforderung, Hugo Grotius, welcher als Gesandter der Königin Christine von Schweden nach Frankreich ging , als Haus- und Zimmerprediger für das Gesandtschaftspersonal nach
Paris zu begleiten. D. wurde am 9. Mai 1636 zu Helmstädt als Prediger
ordinirt und begab sich nach mehrmonatlichem Aufenthalt in Holland nach
Paris , wo er bis zum Juni 1638 verweilte, durch Klugheit, Mäßigung und
Gründlichkeit im Vortrage sich auszeichnete und sich die volle Zuneigung von
Hugo Grotius erwarb, dessen gelehrter Briefwechsel durch seine Hände ging
und mit dessen Sohn Peter er ein festes, bis zum Tode währendes
Freundschaftsbündniß schloß. Zugleich wurde ihm durch seine Stellung Gelegenheit
geboten , den größten Männern seiner Zeit nahe zu treten und
sich des Umgangs mit den berühmtesten Gelehrten zu erfreuen. D. kehrte nach
Helmstädt zurück und wurde am 27. August 1638 Pastor zu Kloster Weende
bei Göttingen. Doch schon nach vier Monaten berief ihn Herzog Georg von
Braunschweig nach Celle als Hofprediger. Hier lernte ihn die Schwester der
Gemahlin des Herzogs, die Fürstin Juliane von Ostfriesland, kennen, hörte ihn
in Hannover Predigen und berief ihn als Hofprediger und Consistorialrath nach
Aurich. Dieses Amt trat er am 16. April 1643 an , nachdem ihn die Universität
zu Helmstädt am 14. März auf seine über die Taufe gehaltene Disputation
zum Doctor der Theologie ernannt hatte. Auch in Aurich blieb er
nicht lange. Im J. 1646 wurde D. als Stadtsuperintendent nach Braunschweig
berufen und am 15. October in sein Amt eingeführt , in welchem er sich als
einer der gelehrtesten Männer seiner Zeit allgemeine Liebe erwarb. Einen im
J. 1657 an ihn ergehenden Ruf des Herzogs August von Braunschweig als
Hofprediger nach Wolfenbüttel schlug er auf Bitten des Raths und aus Liebe
zu seiner Gemeinde aus , folgte jedoch einer zweiten Berufung im J. 1662 und
ging als Oberhofprediger, evangelischer Abt des Klosters Riddagshausen bei
Braunschweig und Consistorialrath um Johannis 1662 nach Wolfenbüttel.
Sowol bei Herzog August als bei dessen Regierungsnachfolgern Herzog Rudolf
August und Anton Ulrich stand D. in großem Ansehen. Er erwarb sich einen
bedeutenden Einfluß auf die geistlichen Angelegenheiten des Landes und wurde
zum Obersuperintendenten des ganzen Herzogthums und zum Consistorialpräsidenten
ernannt. Als im J. 1671 die Stadt Braunschweig, welche bis dahin
sich dem Gehorsam gegen den Landesherrn möglichst zu entziehen bemüht gewesen,
der Gewalt des Herzogs Rudolf August unterworfen und zur herzoglichen Landstadt
gemacht wurde , hielt D. die Huldigungspredigt, später im J. 1682
bei Zusammentritt des Landtags die Landtagspredigt. Im J. 1684 legte
er sein Predigtamt nieder, behielt aber seine übrigen Aemter bis zu seinem
Tode bei. Er liegt in der Klosterkirche zu Riddagshausen begraben. D. war
der letzte Geistliche im Herzogthum Braunschweig, dem die Würde eines Consistorialpräsidenten
übertragen wurde. Nach seinem Tode bekleidete bis auf die
Gegenwart stets ein weltlicher Beamter dieses wichtige Amt. — Ein Sohn von
ihm, ebenfalls Brandan mit Namen, starb als Canonicus am Stifte St. Blasii
zu Braunschweig, am 24. Mai 1695.Vgl. Just. Cellarius, Leichenpredigt auf Br. Dätri cum personaliis.
1689. kol. —Rehtmeier, Braunschw. Kirchengeschichte. Thl. IV. S. 588 —595.
— Braunschw. Anzeigen. 1760. St. 102. — Ballenstedt, Geschichte des
Klosters Riddagshausen.
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