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Name: Collin:
Vorname: Matthäus v. C.,
Dichter, geb. zu Wien 3. März 1779 und † das. 23. Nov. 1824.

Nach zurückgelegten juridischen Studien an der Wiener Hochschule erlangte er 1804 die Doctorwürde, wurde 1804 zum Professor der Philosophie an der Universität in Krakau, 1808 zum 'Professor der Aesthetik an der Wiener Hochschule und gleichzeitig zum Hofconcipisten im Finanzdepartement ernannt. 1815 berief ihn der Kaiser zum Erzieher des Herzogs von Reichstadt, welchem Amte er bis zu seinem Tode vorstand. Auch M. v. C. hatte wie sein Bruder große Neigung zur Dichtkunst und versuchte sich in zahlreichen Dramen und Balladen. Er unterschied sich von letzterem darin, daß er sich in seinen Anschauungen und Empfindungen mehr der romantischen Schule näherte. An poetischer Gestaltungskraft und Gedankenfülle stand er seinem Bruder H. v C. weit nach; noch weniger wußte M. v. C. ein Theaterstück wirksam für die

Bühne einzurichten. Reich an Plänen und Entwürfen zu größeren Dichtungen hatte er auch die Idee, nach Art von Shakespeare's historischen Tragödien einen Dramencyklus zu dichten, welcher das Leben der letzten Babenberger behandeln sollte; aber sie kam nicht zur Ausführung. Von ausgebreiteter wissenschaftlicher Bildung und einer großen Kenntniß der deutschen poetischen Litteratur tragen seine Dichtungen das Gepräge eines formengewandten Talentes. Bedeutsamer wie als Dichter ist "M. v. C. für das litterarische Leben in Wien durch seine Begründung der "Jahrbücher der Litteratur" geworden, welche er mit zahlreichen tüchtigen Arbeiten bereicherte und durch die er anregend und fördernd wirkte. Eine seiner besten kritischen Leistungen ist Fr. Schlegel's Charakteristik. Seine dramatischen Dichtungen gab M. v. C. gesammelt in Pest 1815 —1817 heraus. Nach seinem Tode edirte Jos. Hammer mit einem biographischen Vorworte seine nachgelassenen Gedichte M. v. C. selbst gab die Werke seines Binders Heinrich heraus.J. v Hammer's Biographie des M. v Collin in dessen nachgelassenen Gedichten (Wien 1827 , Gerold),2 Bde. Archiv für Geschichte und Litteratur, 1827, XVIII. Jahrgg. Nr. 92 und 93 und C. v. Wurzbach, Biogr. Lexikon 11, 415.

K. Weiß.