Name: Uhlich: Vorname: Gottfried U.,
| Dramatiker und Schriftsteller , geboren am
16. Januar 1743 zu Sanct Pölten, † zu Lemberg am 13. oder 30. Januar
1794. |
Er trat sechzehnjährig in den Piaristenorden, wurde Lehrer für Geschichte
in Wiener-Neustadt und Wien, später ging er als Professor der Numismatik
an die Universität Lemberg. Seine zahlreichen, heute fast ganz verschollenen
Schriften spiegeln den Polyhistor wieder. Er gab 1767 einen Auszug aus der
Bibliothek der schönen Wissenschaften, arbeitete am österreichischen Patrioten mit,
edirte die Wochenschrift: "Unterhaltungen für Freunde des guten Geschmacks
(Linz 1769) und ein "Wochenblatt für die innerösterreichischen Staaten" (1776).
Ferner publicirte er historische Compendien, werthvoller sollen seine Darstellungen
der Wiener Türkenbelagerungen und seine numismatischen Schriften sein. Als
Dichter versuchte er sich in Dichtungen wie dem Leben der heiligen Agatha, einem
Heldengedichte " aus Prosa und Vers abwechselnd (1775), dem Epos "Die
Trojanerinnen" (1771) in Prosa, auf Schlegel und Seneca fußend, Schäferspielen
u. A. Für die studirende Jugend schrieb er das Trauerspiel "Chrysanth
und Varia oder der unerschütterliche Christ" , das 1772 ausgeführt, aber erst
1776 verbessert gedruckt wurde. Er will darin, trotz großer Kunstrichter, die
den Christen als untheatralischen Charakter betrachten, den Sieg des Christenthums
über Liebe und Natur zeigen. Von der ersten Scene ab geht Chrysanth
in den Tod, er bekehrt auch Frau und Kind zum echten Glauben. das Gegenspiel
führt ein früherer Liebhaber der Frau Klaudius und der Praetor, eine an
Pontius Pilatus angelehnte Figur. Nicht uninteressant, wie der Stoff durch
Sturm und Drang Motive aufgeschwellt ist: Klaudius erkennt Chrysanth als
seinen Bruder, der Praetor beide als seine Kinder, und wird so zum Brutus.
Auch der Stil entstammt deutlich der Genieperiode. Eine Scene des dritten
Actes, in der das Kind geblendet werden soll, gesteht er, aus Shakespeare entlehnt
zu haben, er entschuldigt dies, da das Originaldrama, in dem diese Scene enthalten
(König Johann), nie auf die Bühne kommen werde. Wie hier der Christ
dem unabwendbaren Tode entgegengeht, so fällt in der "Sicilianischen Vesper"
(1775) eine Familie durch drei Acte als Opfer der Bartholomäusnacht, selbst
daß der Sohn eines der Führer mit der Tochter des Hauses verlobt ist, belebt
die Handlung nicht. Diesem Uebelstande suchte U. in einer Neubearbeitung
(1794) aufzuhelfen, indem er beide Parteien mit Fiescoartigen Verschwörungsjcenen
einführt und die Väter über den Leichen der Kinder, ganz nach Muster
von Romeo und Julie, versöhnt. Dieses Drama Wurde von der Censur nicht
zur Aufführung zugelassen.Wurzbach XLVII, 243-245. —Kratter, Briefe über Galizien, S. 44. —
Goedeke IV 2, 81 ; V ', 316.
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