Name: Trützschler: Vorname: Wilhelm Adolf v. T.,
Regierungsrathes Franz Adolf v. T. (s. u. S. 694) und seiner Gattin Elisabeth geb. v. Wangenheim, † am 14. Aug. 1849, studirte in Jena, Leipzig und Göttingen zuerst Medicin, dann die Rechte und hatte als Viceactuar und Hülfsassessor an dem Justizamt zu Zwickau und dem Appellationsgericht zu Dresden die Laufbahn eines richterlichen Beamten unter glänzenden Aussichten eben angetreten, als den hochbegabten, aber rücksichtslosen und zu Gewaltsamkeit neigenden jungen Mann die revolutionäre Bewegung der
Jahre 1848 und 1849 in ihre Strudel riß und zu einem ihrer vornehmsten
Opfer werden ließ. Als Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung und
des sächsischen Landtags hatte er innerhalb seiner Partei eine leitende Rolle
gespielt. Dies führte dazu, daß er seine Person in hervorragendem Maße in
den Dienst des badischen Aufstandes stellte, indem er sich durch Patent vom
26. Mai 1849 zum Civilcommissär in Mannheim und provisorischen Regierungsdirector
im Unterrheinkreis, sowie durch eine vom 29. Mai datirte Vollmacht
von Mördes zu dessen Stellvertreter ernennen ließ. Durch die Art, wie er
seine revolutionäre Thätigkeit ausübte und vielleicht ausüben mußte, weil seine
Anordnungen bei der badischen Bevölkerung einem weitverbreiteten Widerstande
begegneten, hatte er neben politischer Gegnerschaft auch persönlichen Haß gegen
sich erweckt. So kam es, daß in Mannheim, wo die Einwohnerschaft ein Bombardement
und blutige Straßenkämpfe zu erleben fürchtete, am 22. Juni eine
Contrerevolution ausbrach, in deren Folge T., als er auf einem bereit gehaltenen
Pferde das Weite suchen wollte, von Bürgern und Dragonern festgenommen
und an die wenige Stunden später einrückenden preußischen Truppen ausgeliefert
wurde. Am 13. August verurtheilte ihn das Kriegsgericht zu Mannheim wegen
vollendeten Hochverraths zum Tode. Die Anstrengungen seiner Gattin Gabriele,
einer Tochter des sächsischen Generalmajors v. Mandelsloh, und seines Vertheidigers
Küchler hatten nicht vermocht, diesen Ausgang seines Processes abuwenden.Allgemeine Zeitung 1849 , besonders Nr. 177 vom 26. Juni S. 2728
und Beilage zu Nr. 231 vom 19. August S. 3570 —3572. — Dresdner
Zeitung 1849, besonders Nr. 213 vom 12. und Nr. 226 vom 27. September.
K. Biedermann, Erinnerungen aus der Paulskirche. Lpz. 1849, S. 401 f.
Carl Rosen, Adolph v. Trützschler, sein Leben und Ende. Dresden, im
Selbstverlag des Verf., o. J. — Julius Hofmann, Schuhmachermeister und
Schriftsteller, Deutschlands Klage um Adolph v. Trützschler. Dresden, im
Selbstverlage des Verf. 1850. — Ludwig Häusser, Denkwürdigkeiten zur
Geschichte der badischen Revolution. Heidelberg 1851, S. 550, 568 f., 595 f.
|