Name: Truhn: Vorname: Friedrich Hieronymus T.,
| ein Componist des 19. Jahrhunderts,
geboren am 14. October 1811 zu Elbing, † am 30. April 1886 zu
Berlin. |
Schon als Knabe erregte er durch seinen Gesang Aufsehen, ebensobald
entwickelte er sich als Flötenspieler und kurz darauf als Violinist, so daß er im
Orchester seiner Vaterstadt ein gesuchtes Mitglied war; doch wollten es die
Eltern nicht zugeben, daß er die Musik zu seinem Lebensberuf wähle und erst
im J. 1881 gestatteten sie, daß er sich in Berlin bei Bernhard Klein und
Sigm. Dehn als Musiker ausbilde; selbst bei Mendelssohn genoß er kurze Zeit
Belehrung über Instrumentation. Bald darauf erschienen die ersten Compositionen,
die in Liedern und Operetten bestanden, doch die Zeit war für aufstrebende
Künstler nicht günstig. Trotzdem sich T. in den damals gangbaren
Ausdrucksmitteln bewegte und Privatim als Genie anerkannt wurde, konnte er
es doch nicht weder zu einer populären Berühmtheit, noch zu einem epochemachenden
Künstler bringen. Bei aller Begabung, die hauptsächlich in einer
leichten Erfindungsgabe bestand, bewegte er sich stets in den ausgetretenen Pfaden
seiner Zeit, bewahrte dabei zwar stets eine edlere Richtung, konnte aber nicht
das Interesse hervorrufen, welches Mendelssohn und Schumann in so reichem
Maaße genossen. Auch als Schriftsteller trat er mehrfach in Fachzeitungen auf,
so in Schumann's Neuer Zeitschrift für Musik, in der er vom 9. Bande bis
zum 17. allerlei Themen behandelte: Theoretisches, Kritisches, Biographisches
und Belletristisches, stets in geistvoller und pikanter Weise. Ebenso schrieb er
für die Neue Berliner Musikzeitung, das Echo bei Schlesinger, für den Hamburger
Correspondenten u. a. Blätter. Sein äußeres Leben war sehr bewegt:
1835 wurde er Capellmeister am Stadttheater in Danzig, 1837 war er wieder
in Berlin, 1840 lebte er in Königsberg i. Pr. und veranstaltete große Aufführungen
seiner eigenen und fremder Compositionen. 1843 machte er mit dem
Clavierspieler Theod. Döhler eine Kunstreise nach Schweden, wobei er als
Componist und Dirigent auftrat. 1848 lebte er in Elbing, gründete einen Gesangverein
und veranstaltete öffentliche Aufführungen. 1852 war er wieder in
Berlin und stiftete die neue Berliner Liedertafel. 1854 reiste er mit H. von
Bülow und ließ sich dann in Riga nieder, wo er bis 1858 wirkte, um sich
dann dauernd in Berlin niederzulassen. Seine gedruckten Compositionen reichen
bis weit über opus 100 und wurden fast durchweg von der Kritik beifällig aufgenommen,
doch hat sich keine derselben so hervorgethan, daß sie ein allgemein
beliebtes Stück geworden wäre: sie wurden gespielt, gesungen und bei Seite gelegt.
Gesellschaftlich war T. in allen besseren Kreisen ein gern gesehener Gast
und als Musiklehrer stand er in gutem Ansehen. Sein Tod schloß nicht nur
sein Leben ab, sondern auch die Lebensfähigkeit seiner Compositionen. Die Zeitungen
brachten vielfach anerkennende Nekrologe und damit war T. abgethan.
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