Name: Scultetus: Vorname: Bartholomäus S.,
Der junge Schultz, denn so lautete sein Familienname eigentlich, studirte in Leipzig unter dem damals sehr geachteten Mathematiker Hommel (Erfinder des verjüngten Maßstabes) und wurde dort mit dem dänischen Edelmann Tycho Brahe befreundet, der ebenfalls bei Hommel hörte. Dann ging S. nach Wittenberg, wo er 1564 Magister der freien Künste wurde und längere Zeit auch Vorlesungen hielt. Im Alter von 30 Jahren kehrte er jedoch in seine Vaterstadt zurück, um dieselbe nicht mehr zu verlassen. Von 1570-86 lehrte er an der höheren Schule daselbst Arithmetik und Sphärik, dann aber trat er in die Stadtverwaltung ein und wurde folgeweise Richter, Kirchenpfleger, Bürgermeister-Stellvertreter und endlich 1592 Bürgermeister. Von Kaiser Rudolf II. empfing S. den persönlichen Adel. Auf seinem noch vorhandenen Grabmale stehen diese Worte: "Quid Agarn, requins? Tabesco. Scire, quis sim, cupis? Fui, ut es; eris ut sum."Die litterarische Thätigkeit Scultetus ' verbreitete sich über verschiedene Gebiete; so schrieb er über Juristisches (,,Inventuris non obstant inventa", Görlitz 1572) und Theologisches (,,Curriculum humanitatis Jesu Christi in terris, Continens historiam redemptoris evangelicam", posthum herausgekommen, Frankfurt a. O. 1690). Besonders eifrig betheiligte er sich an dem damals im Vordergrunde des wissenschaftlichen Interesses stehenden Werk der Kalenderreform;
Gregor XIII. holte auch bei ihm ein Gutachten über die geplanten Aenderungen
ein, und die litterarischen Beziehungen, in denen S. zu bedeutenden Gelehrten
seiner Zeit stand — Peucer und Kepler haben ihn in Görlitz besucht — beruhten
vorwiegend auf dieser Grundlage. Schon sein 1574 zu Görlitz erschienener
"Computus ecclesiasticus" war in diesem Sinne gehalten, und 1601 trat er mit
einem verbesserten Kalender hervor. Sehr angesehen waren auch Scultetus '
gnomonische Arbeiten, die er selbst (1572) in lateinischer und deutscher Sprache
veröffentlichte, und von denen man beinahe ein Jahrhundert später (Amsterdam
1670) eine niederländische Ausgabe veranstaltete. Von einer gewissen Bedeutung
ist heute noch die Beschreibung einer merkwürdigen astronomischen Erscheinung,
(,,Phaenomenon novilunii ecliptici", Görlitz 1567), während andere Schriften
(,,Descriptio cometae anno 1577 apparentis", Görlitz 1578; "Prognosticon
meteorographicum", ebenda 1583) die übliche Hinneigung zu astrologischem
Aberglauben nicht verleugnen können. Entschiedene Verdienste erwarb er sich, wie
Ruge's eingehende Forschungen neuerdings festgestellt haben, uni die Mappirung
des Kurfürstenthums Sachsen. Seine Karten der Oberlausitz und des Meißener
Landes sind mehrfach reproducirt worden, so im "Theatrum orbis terrarum" des
Ortelius.Neues Lausitzisches Magazin, 3. Jahrg. 1824. — Nouvelle Biographie
Générale, 43. Bd., Sp. 594 ff. — Ruge, Zur Geschichte der sächsischen
Kartographie, Zeitschr. f. wissensch Geographie, 2. Jahrgang.
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