Name: Schwediauer: Vorname: Franz Xaver S.
Nachdem er am letztgenannten Orte eine Zeit lang Practicirt hatte, machte er eine längere Reise, zunächst nach England, wo er sich besonders in London und Edinburgh aufhielt, und schließlich nach Frankreich, wo er 1789 seinen dauernden Aufenthalt in Paris nahm, sich als Franzose naturalisiren ließ und am 27. August 1824 starb. Seit seiner Niederlassung in Paris schrieb er seinen Namen stets "Swediaur" und wurde infolge dessen in Frankreich nicht für einen guten Oberösterreicher, sondern für einen Schotten oder Schweden gehalten. S.
war in hervorragendem Maße schriftstellerisch thätig. Er beschäftigte sich hauptsächlich
mit Syphilis und veröffentlichte als Product seiner Erfahrungen ein
seiner Zeit viel genanntes und von Fachleuten anerkanntes, übrigens zum nicht
geringen Theil compilatorisches Werk: "Traité complet sur les symptômes, les
effets, la nature et le traitement des maladies syphilitiques" (2 Bände, Paris
1798; 7. Aufl. ebd. 1817), worin er u. a. die Ansicht von dem amerikanischen
Ursprung der Syphilis lebhaft bekämpfte. Eine deutsche Uebersetzung dieses
Werkes erschien nach der dritten französischen Ausgabe unter dem Titel: " Von
der Lustseuche etc." von Gustav Kleffel. Mit einer Vorrede und Anmerkungen
von Kurt Sprengel nebst Zusätzen der vierten französischen Ausgabe (2 Bde.
Berlin 1803). Ein dritter Band erschien unter dem Titel: "Darstellung der
neuesten Theorien u. s. w. über die syphilitischen Krankheiten" von Jos. Eyerell
(Wien 1802). Eine andere deutsche Uebersetzung unter dem Titel: "Abhandlung
über die Zufälle, die Wirkungen und die Behandlung der syphilitischen Krankheiten"
rührte von F. W. Hoven her (Wien 1802, 2 Thle.) Zu bemerken ist
noch, daß S., der sich übrigens einer sehr ausgedehnten und lucrativen specialistischen
Praxis erfreute, "noch an der Existenz eines syphilitischen Trippers
gegen Tode festhielt und von dem, was die pathologische Anatomie, speciell
Morgagni, für die Lehre von der Visceralsyphilis geschaffen hatte, keine Vorstellung
hatte" (I. K. Proksch). Andere Schriften Schwediauer's sind: "Methodus
medendi hodierna in nosocomiis Londinensibus ordinata" (2 Theile, Wien
1777, der erste Theil ist Uebersetzung, der zweite Original und erörtert die
Heilungsmethode in Wiener Krankenhäusern); "Practical observations on the
more obstinated and inveterated venereal complaints"(Edinburg 1784; 3. Aufl.
ebd. 1788. deutsch unter dem Titel: "Practische Beobachtungen über hartnäckige
und eingewurzelte venerische Zufälle" , Wien 1786; französ. von D. M. Gibelin,
Paris 1785); "Materia medica seu cognitionis medicamentorum simpliciorum
epicrisis analytica" (Paris 1800; hamburg 1805; deutsch: Wien 1801, 2 Bde.);
"Pharmacopoea medic. pract. universalis sistens praeparata medico -pharmaceutica
et medicamina composita cum eorum usu et dosibus" (2 Voll.. Halle
1802; vol. tertium sistens pharmacopoeam chirurgicam ib. 1803; neue
Ausgabe von Van Mons in 3 Bänden, Brüssel 1817); "Novum nosologiae
methodicae systema" (2 Thle. in 3 Bänden, Paris 1811-12). Ferner besorgte
S. während seines Wiener Aufenthalts kurz nach erfolgter Doctorpromotion
noch eine Reihe von Uebersetzungen ausländischer medicinischer und naturwissenschaftlicher
Werke ins Deutsche, so Hugo Smith's "Kurzer Inbegriff der
heutigen practischen Arzneikunst sammt einem Anhange über die Wirkungen und
den Gebrauch des Aderlassens" (Wien 1776): von G. Fordyce's "Anfangsgründe
des Ackerbaues und Wachsthums der Pflanzen etc." (nach der zweiten englischen
Ausgabe, ebd. 1777); von William Cullen's "Anfangsgründe der practischen
Arzneywissenschaft" (aus dem Engl., ebd. 1777). — Auch war S. während
seines Aufenthalts in London anfangs allein, später zusammen mit Simons
Herausgeber des "London medical Journal" und verfaßte noch kleinere Aufsätze
"Ueber die beste Art, Fische einzusalzen" "Ueber den Ursprung des grauen
Ambra und des sog. Leichenfettes u. a.Vgl. Biogr. Lexicon von Hirsch u. Gurlt V, 318.
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