Name: Bierling: Vorname: Friedrich Wilhelm B.,
| evangelischer Theologe, geb. 22. März
1676, † 25. Juli 1728, hat gleich wie auch sein Sohn, Konrad Friedrich
Ernst B., als Professor der Philosophie und der Theologie zur damaligen Blüthe
der Universität Rinteln wesentlich beigetragen. |
Die Familie stammt aus Antwerpen
und war wegen der von den Spaniern verhängten Verfolgung der Protestanten
nach Leipzig übergesiedelt. Friedrich Wilhelm war in Magdeburg geboren,
wo sein Vater Kaspar Theophilus sich als Arzt niedergelassen hatte. Den
ihm daselbst ertheilten sorgfältigen Unterricht wußte er so gut zu benützen, daß
er bereits in seinem 15. Lebensjahre die Universität Leipzig beziehen konnte.
luch hier machte er ungewöhnlich rasche Fortschritte; denn schon im J. 1694
begann er als Magister der Philosophie hebräische und philologische Vorlesungen
zu halten. Als er dann im J. 1697 in Begleitung eines jungen Herrn v. Lente,
welcher in Rinteln studiren sollte, auf diese Universität gekommen war , erwarb
er sich daselbst durch seine Gelehrsamkeit und seinen guten Vortrag, sowie auch
durch seinen achtungswerthen Charakter und sein einnehmendes Wesen eine solche
Anerkennung, daß er im J. 1700 zum Professor der Philosophie an dieser Universität
und dann auch zum Professor der Beredsamkeit und der Politik ernannt
wurde. Die evangelisch-lutherische Gemeinde zu Rinteln wählte ihn 1712 zu
ihrem ersten Prediger, darauf wurde er 1714 Superintendent der Grafschaft
Schaumburg und 1716 ordentlicher Professor der Theologie an der Universität.
Da, wie es scheint, damals unter den Professoren kein Doctor der Theologie war,
so erwarb er sich im J. 1720 zu Helmstädt die theologische Doctorwürde, um bei
der am 17. Juli 1721 stattfindenden hundertjährigen Jubelfeier der Universität
seine Facultät würdig vertreten zu können. In dieser vielseitigen Stellung wirkte
er segensreich bis an seinen Tod. Sein Zeitgenosse, der Theologe Christian
Heumann zu Göttingen, nennt ihn "den großen Philosophen und Theologen
der schaumburgischen universität" und rühmt dabei seine Wahrheitsliebe und
die Humanität, mit welcher er abweichende 'Ansichten Anderer beurtheilt habe.
An seinem Sohne Konrad Friedrich Ernst hatte er sich einen seiner Würdigen
Nachfolger erzogen. (Das Verzeichniß seiner Schriften findet sich bei Strieder,
Bd. I. S. 411.)
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