Name: Rust: Vorname: Johann Ludwig Anton R.,
In den Jahren 1744 und 1745 studirte er in Leipzig und wurde hier, nachdem J. S. Bach seine gute musikalische Bildung und Begabung erkannt hatte, von diesem zu den üblichen musikalischen Aufführungen als Violinist mit herangezogen. Im J. 1750 lebte er in Dresden und im August 1751 wurde er in Dessau in die Zahl der ordentlichen Regierungsadvocaten aufgenommen. In demselben Jahre starb sein Vater und ihm fiel nunmehr
die Sorge für die weitere Ausbildung und Erziehung seiner drei jüngeren Brüder,
besonders des jüngsten, Friedrich Wilhelm R. (vgl. den betr. Artikel) zu. Im
J. 1752 wurde er Gerichtshalter in Gröbzig, im October 1755 Kanzlist bei der
Regierung und dem Consistorium in Bernburg, im März 1757 Registrator der
genannten beiden Collegien. Bald darauf wurde ihm unter der Aufsicht des
Gesammtrathes die Verwaltung der Senioratsacten und anderer dahin einschlagenden
Sachen anvertraut. bis am 18. Mai 1765 das fürstlich anhaltische
Seniorat an die Linie Köthen fiel und damit diese Geschäfte für ihn ein Ende
hatten. Im J. 1768 übernahm er die Verwaltung des fürstlich anhaltbernburgischen
Archives und der fürstlichen Bibliothek und blieb in dieser Thätigkeit
bis zu seinem Tode im J. 1785. Er war ein Mann von großer
geistiger Regsamkeit, umfassenden Kenntnissen und vielseitiger Bildung. Seine
von frühester Kindheit an im elterlichen Hause gepflegte Liebe zur Musik verschaffte
ihm auch in Bernburg Einfluß und der damals in Bernburg als
Organist thätige Joh. Christoph Oley († 1789 in Aschersleben), ein Schüler
und zeitlebens begeisterter Verehrer J. S. Bach's hatte ihm manche Anregung
zu danken. Im J. 1760 errichtete R. mit einigen Freunden in
Bernburg die anhaltische Deutsche Gesellschaft, deren "Aeltester und Urkundenhalter"
er wurde. "Oberfürsteher" war der anhaltische Cabinetsrath Nettelbeck.
Im J. 1771 wurde R. Mitglied der lateinischen Gesellschaft in Altdorf, im J.
1774 der kurbairischen Gesellschaft der sittlichen und landwirthschaftlichen Wissenschaften
in Burghausen. Er hat eine nicht unbedeutende Zahl von Werken veröffentlicht,
die sich zum Theil auf sprachliche, zum Theil auf geschichtliche und
juristische Untersuchungen beziehen. In allen spricht sich ein männlicher, echt
patriotischer Geist aus, der überall auf Reinigung deutscher Sprache, deutscher
Sitte und deutschen Charakters hinarbeitete. Unter seinen handschriftlich hinterlassenen
Werken befindet sich ein "Fremdartiges Wörterbuch, oder Versuch einer
richtigen Verdeutschung derjenigen fremden Wörter und ausländischen Redensarten,
welche im gemeinen Leben, wiewohl zur Ungebühr, in die deutsche Sprache
eingemischt zu werden pflegen, nach kunstrichterischen und sprachkünstl. Gründen
ausgearbeitet" . Auch ein "Idioticon Anhaltinum, oder Sammlung der im
Anhaltischen gewöhnl. eigenen Wörter und Redensarten" hat er hinterlassen.
Ein vollständiges Verzeichniß seiner Schriften bei A. G. Schmidt, Anhalt.
Schriftstellerlexikon. Bernburg 1 830. -Vgl. J. L. A. Rust, Nachrichten von jetzt lebenden anhalt. Schriftstellern
I, 149 —161; II, 135 —141. — A. G. Schmidt, Anh. Schriftst.-Lex. Bernburg
1830.
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