Name: Rudorf: Vorname: Karl Hermann R.,
Einer forstlichen Familie entstammend, besuchte er zunächst die Dorfschule zu Hinterhermsdorf
und genoß dann seine Weitere Ausbildung in dem Freimaurerinstitute
zu Dresden. Von Ostern 1838 bis dahin 1839 bestand er seine forstliche Lehrzeit
auf dem Neustädter Reviere. Gern hätte sich nun der mit ungewöhnlichen
Talenten ausgestattete junge Mann sogleich auf die Forstakademie Tharand
begeben, um hier das Forstwesen auch wissenschaftlich zu betreiben, allein dem
mit starker Familie gesegneten Vater fehlten die hierzu nöthigen Mittel. Er
sah sich daher darauf angewiesen, sich diese Mittel durch Uebernahme von Accordarbeiten
bei der Forstvermessung selbst zu verdienen, was ihm bei seiner Energie
schon binnen Jahresfrist gelang. Nach zweijährigen Studien (Ostern 1840 bis
Ostern 1842) zu Tharand trat er als Foistgehülfe im Langebrücker Reviere ein,
wendete sich aber schon zu Beginn des folgenden Jahres wieder der Forstvermessung
zu. In der 1846 abgelegten Staatsforstprüfung wußte er sich die
ziemlich seltene Note "ausgezeichnet" zu erringen. Hierauf begann er seine
dienstliche Laufbahn als "Forstvermesser" . Am 1. September 1849 rückte er
zum Forstconducteur auf, in welcher Eigenschaft er bis 1857 bei der Forsteinrichtungsanstalt
verblieb; dann trat er zur Verwaltungscarriere über. Am
1. November 1857 rückte er zum Oberförster des Reinhardtsdorfer Revieres auf;
am 1. Februar 1864 wurde er zum Forstinspector daselbst ernannt und am
1. November 1865 zum Bezirksoberforstmeister in Bärenfels befördert. Obschon
ihm diese verhältnissmäßig frühzeitig erreichte hohe Stellung Befriedigung gewährte,
so war doch sein Interesse hauptsächlich dem Forsteinrichtungswesen und
den hiermit in Zusammenhang stehenden Arbeiten zugewendet. Als daher der
Director der Forsteinrichtungsanstalt Roch 1876 als Landforstmeister an die
Spitze des sächsischen Forstwesens berufen wurde, zögerte er nicht, die hierdurch
erledigte und ihm angetragene Directorstelle am 1. Februar des genannten Jahres
zu übernehmen.Er bekleidete dieses Amt mit unermüdlichem Eifer bis zu seinem Tode zum
Wohle nicht bloß seines engeren Vaterlandes, sondern auch gar mancher fremder
Waldgebiete, deren Einrichtung und Revision ihm übertragen wurde. Daneben
hatte er zugleich als Mitglied der Prüfungscommission für den höheren Staatsforstdienst
und als Mitglied der Commission für das forstliche Versuchswesen zu
fungiren.R. vereinigte reiches forstliches Wissen — namentlich auf dem Gebiete des
Forsteinrichtungswesens — mit gediegenen praktischen Erfahrungen. Leider ließ
ihn sein angestrengter Dienst nicht zu größeren wissenschaftlichen Arbeiten kommen.
Immerhin hat er aber in der Allgemeinen Forst: und Jagdzeitung (Jahrg. 1873,
S. 397) und im Tharander Forstlichen Jahrbuch (XXII, S. 121; XXIII, S. i;
XXIV, S. 250 und XXV, S. 41) einige vortreffliche Aufsätze über das System
der Forsteinrichtung, über Haupt und Zwischennutzung, Vorverjüngung, Sortiments,
Messung und Kubirung der Hölzer . publicirt, welche ein lebhaftes
Zeugniß für seine Befähigung als Schriftsteller ablegen und nach vielen
Seiten hin befruchtend gewirkt haben. Ein treuer Freund des Waldes und
seiner Pfleger, ein stets zur Auskunftsertheilung bereiter forstlicher Rathgeber, ein
humaner, anregender Vorgesetzter und ein pflichtgetreuer Beamter von eisernem
Fleiße ist mit ihm aus dem Leben geschieden.Dresdner Journal vom 22. Juli 1880. — Tharander Forstliches Jahrbuch
XXX. 1880, S. 180 (Judeich). — Heß, Lebensbilder hervorragender
Forstmänner etc. 1885, S. 304.
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