Name: Rösler: Vorname: Johann Eberhard R.,
| Moralphilosoph und Naturrechtsgelehrter,
geboren im Kloster Lorch 1668, erhielt seine gelehrte Vorbildung zu Blaubeuren
und Babenhausen, kam in das theologische Stift nach Tübingen 1686, ging auf
herrschaftliche Kosten" nach Wittenberg, Holland und Hamburg, ward Informator
der Württemberger Prinzen Karl Alexander und Heinrich Friedrich, begleitete den
ersteren (später regierenden Herzog) als Prediger auf seinen Reisen in die Niederlande,
an den Rhein und in Ungarn; erhielt darauf 1699 die ordentliche Professur
der Beredsamkeit und Dichtkunst zu Tübingen, ward 1705 Professor der
Praktischen Philosophie, Rector des akademischen Contuberniums und Bibliothekar
der Universität, 1716 Ephorus des theologischen Stiftes und Pädagogarch der
Schulen des oberen Herzogthums, und ist 1733 gestorben. — Seine Hauptthätigkeit
widmete er dem Naturrechte, welches er vom Gesichtspunkte der praktischen
Philosophie aus im engsten Anschlusse an Pufendorf betrieb. Dem Gebiete
desselben gehören die bei weitem größte Anzahl seiner zahlreichen Schriften und
Dissertationen an, die übrigen dem Grenzgebiete der reinen Moral; auch da, wo
man nach den Titeln annehmen könnte, daß es sich um Fragen der Geschichte
oder der Bibel handelte, beschäftigt er sich lediglich mit der ethischen Beurtheilung
einzelner diesen Quellen entnommener paradigmatischer Fälle. Seine Gesinnung
erweist sich überall als die lauterste und festeste; bei der Besprechung der Handlungsweise
der Jael z. B. greift er lieber als sie zu billigen zu der Aushülfe
eines direct eingreifenden, an jene ergangenen göttlichen Gebotes. Auch seine
Rechtskenntnisse sind keineswegs verächtlich und seine Darstellung bleibt stets
klar und folgerichtig. Aber der Mangel einer tieferen philosophischen Auffassung
der großen Rechtsfragen, wie sie wol bei den Häuptern seiner Schule für manches
banale oder abstruse Detail entschädigt, läßt bei ihm die Schwäche der Methode
doppelt störend hervortreten. |
Böck, Geschichte der Universität zu Tübingen, 171 —172. — Zedler's
Universal-Lexikon.
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