Name: Reinke: Vorname: Johann Theodor R.
| (Ingenieur), geboren in Hamburg am
13. |
April 1749, eines Lohgerbers Sohn.Nach seines Vaters Tode fand der
kaum 13jährige Sohn Aufnahme im Hause des berühmten Architekten Sonnin
und dessen Unterweisung im Lateinischen, in der Mathematik und andern Zweigen
des Wissens, und zwar mit solchem Erfolg, daß der junge R. schon im 15. Lebensjahre
Privatunterricht ertheilen konnte. Später übernahm er daneben auch
mechanische Arbeiten für Privatpersonen, z. B. für den Kaufmann Olde die Einrichtung
einer Kupferwalzmühle in Poppenbüttel, einem Dorfe bei Hamburg,
für welchen Zweck er nach England reiste, um dortige Einrichtungen dieser Art
zu studiren. Daselbst lernte er auch das Verfahren der Kupferbeschlagung von
Seeschiffen kennen, welches er 1782 in Hamburg einführte. Im J. 1787 entwarf
er auf Wunsch der Commerzbehörde eine Karte der Elb und Wesermündungen,
die erste zuverlässige ihrer Art. In demselben Jahre ernannte ihn, auf
Empfehlung des Syndikus Sillem, der Senat zum Grenzinspector, sowie 1796
zum Strom- und Canalbaudirector; Zur Zeit der französischen Herrschaft in
Hamburg erhielt er den Dienst eines Ing'enieur ordin. des ponts et chaussées.
Seit 1790 war er thätiges Mitglied der Patriotischen Gesellschaft Hamburgs,
deren Zeichnenschule er leitete, wie er auch Vorstand der Section für Garten-
und Landbau war. — Eine seiner wichtigsten Arbeiten jener Zeit war (1814)
die Dreiecksmessung des Hamburger und angrenzenden Gebiets. Obschon dieselbe
wegen mangelhafter Instrumente nicht völlig gelang, so wurde sie doch
im Allgemeinen sehr brauchbar erfunden. — Auch als Mitexaminator der Zöglinge
der Navigationsschule (der Steuerleute) wurde R. verwendet. Ueberaus
sachkundig und nützlich zeigte er sich bei allen Cameraldispositionen über Domanialgrundstücke,
Verpachtungen, Gemeindetheilungen, Forstnutzungen u. s. w.
Desgleichen begutachtete er auch die Pläne wegen der Entfestigung Hamburgs
1802 —7 und 1817 ff. Auch als Schriftsteller in allen in sein Fach einschlagenden
Gebieten war er thätig, z. B. über Land und Gartenbau; über die
Nachtsignale an Seeküsten; über die Canalverbindung der Nord: mit der
Ostsee. Seine letzte Schrift war die von Pietät gegen seinen Wohlthäter und
Lehrer dictirte Lebensbeschreibung Sonnin's, zuerst in Schlichtegroll's Nekrolog,
sodann erweitert als Buch erschienen. — Dieser verdienstvolle Mann, der auf
keiner gelehrten oder polytechnischen Hochschule studirt, der zu seiner Ausbildung
keine vom Staat subventionirten Reisen hatte machen können (nur vorübergehend
war er in England, in Berlin und Kopenhagen gewesen und zu seiner Erholung
hatte er nur den Harz besucht), der mithin fast lediglich Autodidakt war, wurde
doch in allen technischen Fragen als Autorität und als praktischer Ingenieur
bei einheimischen und auswärtigen Behörden und Fachgenossen anirkannt. —
Durch astronomische Arbeiten hatte er die Sehkraft eingebüßt, sonst war er niemals
krank gewesen, als er am 31. Januar 1825 Plötzlich verstarb.Neuer Nekrolog der Deutschen, 3. Jahrgang, Bd. I, 188 —211. —
hamburger Schriftsteller-Lexikon, Bd. VI, 227 —230.
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